17. Anstrengender Tag - dabei ist es erst Mittag!

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17.Kapitel| Anstrengender Tag - dabei ist es erst Mittag!

Wir saßen nun wieder im zweiten Stock in unserem ganz persönlichen kleinen Aufenthaltsraum. Snape hatte mich hier her geführt, schweigend, während ich versucht hatte mich zu beruhigen, was mir nicht so ganz gelang. 
Zwei dampfende Teetassen standen auf dem kleine Tisch am Fenster, die wir beide bisher nicht angerührt hatten, zu sehr waren wir in Gedanken, spielten die Szene von gerade eben immer und immer wieder ab. Remus Verhalten regte mich tierisch auf. Was bildete er sich eigentlich ein? Und was war mit Dumbledore? Warum war ihnen die Narbe auf meiner Schulter so wichtig? Ich hatte den berühmten Harry Potter vor dem Tod bewahrt, das war doch gut! Also warum schreien sie mich dann so an? 

Mein Vater rührte gedankenverloren in seiner Tasse und beobachtete mich dabei wie ich meinen Arm provisorisch verarztete. Er hatte mir einige weiße Tücher gegeben, mit denen ich erst meine Narbe gesäubert und anschließend vorsichtig umwickelt hatte.

Mein Vater unterbrach schließlich das Schweigen: “Wie kommt es… dass sie so… so groß ist?” 

Da war sie also, die Frage dessen Antwort alles verändern würde. Alles. Die Antwort war ein Geheimnis, das niemals an die Öffentlichkeit dürfte. Noch etwas, was ich meiner Mutter versprochen hatte.

Niemand darf erfahren wer du bist. Niemand darf erfahren, dass du Harrys Schwester bist. 

Wie oft ich dieses Versprechen nun schon gebrochen hatte. Erst bei meinen Freunden, dann bei Charlie (obwohl er eigentlich selbst drauf gekommen ist) und jetzt wusste mein Vater unweigerlich davon. Nur er hatte das Recht alles zu erfahren. Mittlerweile vertraute ich ihm genauso wie meinen Freunden, wenn nicht sogar noch ein kleines bisschen mehr. 

“Harry Potter, der arme Junge ohne Eltern, kann von Glück reden, dass ich mich vor ihn gestellt habe.” Snape blickte geschockt, ich nach draußen. 

“Was ich ohne Zweifel wieder tun würde. Er ist mein… nun ja… Halbbruder. Er war das wichtigste in meinem Leben und… ich hatte es Lily versprochen.” Ich holte tief Luft und sah in das Gesicht meines Vaters. 

“Harry besitzt nur einen kleinen Teil der berühmten Narbe. Der Fluch hat mich getroffen, nicht Harry. Er besitzt nur die Narbe eines winzigen Strahls, der an meiner Schulter abgeprallt ist. Nicht mehr und nicht weniger. Nur meine Freunde wissen davon. Meine Haut an dieser Stelle ist wahnsinnig empfindlich und fängt bei der kleinsten härteren Berührung sofort an zu bluten. Ich konnte es nicht sonderlich lange vor ihnen geheim halten.”

Snape blickte interessiert zu meiner verbundenen Schulter.

“Du hast dich einfach zwischen ihm und Harry gestellt?!” Ich nickte nur. “Eigentlich müsstest du jetzt tot sein.” Ich lachte. “Ja ich weiß.” Wir lachten beide kurz, dann wurde es wieder still.

“Die blaue Farbe ist keine Tinte, nehme ich an?” Fragte er ernst, in seiner unheimlichen Professor-Stimme. Ich nickte wieder, sah ihm weiter in die Augen. 

“Du steckst voller Geheimnissen, Mirana.” Sagte er nur, lehnte sich zurück und trank einen Schluck Tee. 

Noch eine Eigenschaft, die ich an Severus Snape bewunderte. Er wusste, dass ich schon viel preisgegeben hatte und drängte mich nicht weiter zu reden als ich wollte. Remus und Dumbledore hätten mich jetzt schon an die Wand gedrängt um jedes bisschen aus mir raus zu quetschen. Ob ich dabei geweint hätte, geschrien, das hätte sie nicht interessiert. Alles was sie taten, taten sie nur für sich selbst, nicht für mich, wie sie immer behaupteten. 

“Danke.” Flüsterte ich und nippte an meinem Tee. Snape stellte seine Tasse verblüfft ab. “Für was?”

“Für einfach alles. Ich hätte mir keinen besseren Vater wünschen können.” Es war die Wahrheit und sie wurde mir jetzt erst bewusst. 

“Ich war die letzten 17 Jahre nicht da um der Vater zu sein den du brauchst und verdienst.” 

“Du wusstest es ja auch nicht. Du bist erst seit wenigen Wochen Vater und machst es jetzt schon besseres Remus in all den Jahren. Bei ihm hab ich mich nie Zuhause gefühlt. Erst jetzt, bei dir.”

Er war still geworden, beinahe sprachlos, was mich schmunzeln ließ. Mit einem Blick auf die Uhr stand ich auf. 

“Charlie wartet sicher. Ich muss jetzt los.”

Auch er stand auf, sah mich weiter erstaunt an, während ich zur Tür lief.

“Mirana, möchtest du wissen was es mit der… Tinte auf sich hat?” er deutete auf meinen Arm. “Ich würde bestimmt etwas in meiner Bibliothek finden, wenn es das ist was du willst.”

Ich lächelte. “Das… wäre schön.” Auch er lächelte daraufhin breit. Viel zu lange hatte ich gegrübelt, mir den Kopf zerbrochen. Ja, etwas an mir war anders und ich wollte endlich wissen warum.

“Morgen Tee? Selbe Zeit?” Fragte er noch, ehe ich meine Hand auf den Türgriff legte. “Ich freue mich schon darauf.” 

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Im Schulsprecher-Gemeinschaftsraum legte ich mich erschöpft auf die weiche Couch und genoss die Wärme des prasselnden Kaminfeuers. Charlie kam aus seinem Schlafzimmer, den Arm voller Bücher und blickte überrascht zu mir. 

“Huch! Wo kommst du denn plötzlich her?” Ich rückte das Kissen unter meinem Kopf zurecht und antwortete stöhnend: “Bei Dumbledore und Remus, anschließend Tee mit meinem Vater.” Ich gähnte und schloss kurz die Augen. 

Ich spürte wie sich das Sofa unter Charlies Gewicht senkte. 

“Ohje. Was war diesmal?” 

“Sie wissen es. Das mit meiner Narbe. Du kannst dir nicht vorstellen wie sie ausgerastet sind. Nur mein Vater hat richtig reagiert und mich verteidigt.”

Ich spürte Charlies Hand an meinem Fuß. “Ein anstrengender Tag also?” Ich lachte bitter auf. “Ohja.” 

“Dabei ist es erst Mittag.” Lachte Charlie, der mich hochzog nachdem mein Bauch, wie ein innerer Wecker lauthals knurrte.  

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Charlie begleitete mich zum Essen, wo ich die ernsten Blicke von Dumbledore ignorierte und die hochgezogenen Augenbrauen von meinem Vater belächelte, der Charlie finster ansah.

“Ich glaube jetzt kann mich Snape noch weniger leiden, jetzt wo er dein Vater ist.” Meinte Charlie, als er gerade einen Löffel Kartoffelbrei auf seinen Teller fallen ließ. 

“Wieso?” Fragte ich unschuldig, als hätte es nie ein Gespräch zwischen mir und meinem Vater über Charlie gegeben. 

“Ich fürchte, er sieht mich als Bedrohung für seine einzige Tochter. Er denkt wohl ich breche dir dein Herz.” Ich lachte, als Charlie mit den Augenbrauen wackelte. 

“Was? Glaubst du etwa, ich könnte dir nicht dein Herz brechen?” Mir wurde plötzlich heiß. 
“Dafür müsste ich dir mein Herz erstmal öffnen.” Er beugte sich über den Tisch. 
“Und du weißt, dass du das niemals für mich tun würdest?” Mein Herz pochte wie wild als ich verschwörerisch sagte: “Das hab ich nie gesagt.”
Er wurde etwas rot. “Mirana…ich…” 

“MIRANA‼!”

In diesem völlig unpassenden Moment kamen Amelie und Swenja in die große Halle gestürmt. Charlie und ich fuhren erschrocken auseinander, bemerkten jetzt erst wie nah wir uns gekommen waren.

Mirana Potter - die wahre Auserwählte?Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon