10. Die Wahrheit

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10.Kapitel| Die Wahrheit

Es war der Morgen meines ersten Quidditchspieles gegen Gryffindor.
Das Training war nicht schlecht gewesen, doch hatte ich gehört, dass der Gryffindor Sucher Charlie Weasley ziemlich gut sein soll. Ziemlich, ziemlich gut sogar.
Da saß ich also am Ravenclaw-Tisch und nagte nervös an meinem trockenen Toastbrot, auf dass Amelie wieder einen gierigen Blick geworfen hatte.
Mein rechtes Bein zuckte unter dem Tisch und machte Swenja halb wahnsinnig, die vergebens versuchte ihr Buch zu lesen.
„Mirana. Mein Gott! Höhr mit dem Gezappel auf. Ich kann mich nicht konzentrieren! Kuck doch mal. Ben geht auch schon zum Quidditchfeld."
Sie zeigt auf die Gruppe von blaugekleideten Spielern und versuchte, mehr oder weniger höflich, mich los zu werden.
„Endlich!" rief ich und stand auf. „Wir sehen uns dann nachher." Ich folgte Ben.
„Viel Erfolg!" rief mir noch Amelie hinterher, die zuvor mit ihrem Essen beschäftigt war. So wie immer eben.
„Guten Morgen Mirana! Bist du bereit ein paar Gryffindors den Hintern zu versohlen?" Ich lachte. „Aber sowas von!"
Danach muss ich ehrlich gestehen... ich habe fast alles vergessen was während des gesamten Quidditchspiels geschah. Ich weiß nur noch, dass es ein fantastisches Gefühl war. Vor allem dann, als ich den Schnatz in meiner Hand hielt.
Es war der beste Moment in meinem Leben. Mein ganzes Team kam auf mich zu, lobte mich und jubelte. Ben hob mich sogar auf seine Schultern. Ich werde niemals den wutverzerrten Blick von Charlie Weasley vergessen, den er mir nach dem Spiel zu warf. Wir beide würden keine Freunde werden.

Am Abend wurde dann gefeiert, doch ich war eigentlich nicht in der Stimmung dafür. Ich saß alleine in meinem Schlafsaal mit dem Rücken an die Bettkante gelehnt.
Vor mir lag ein leeres Blatt Papier. Ich erinnerte mich, was Dumbledore damals immer zu mir sagte, wenn Harry wieder die ganze Aufmerksamkeit bekam und ich weinend in meinem Zimmer saß. „Denk immer daran Mirana." hatte er gesagt. „Nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch. Du musst nur aufstehen und es geht wieder bergauf."
Doch hatte er eine Sache vergessen zu erwähnen. Das auch nach jedem Hoch wieder ein Tief kommt. Nach dem besten Erlebnis meines Lebens bin ich also wieder in die Tiefe gestürzt.
Eine Träne löste sich und lief meine Wange hinunter. Ich setzte die Feder auf das Blatt und begann zu schreiben:

Liebe Mum, lieber Dad,

heute hatte ich mein erstes Quidditchspiel. Ich weiß nicht wieso ich euch das in einem Brief schreibe, denn ihr seid nicht mehr am Leben, doch ich glaube, dass es so einfacher für mich ist. Ich habe endlich Freunde gefunden und ich bin wahnsinnig froh, dass ich hier nach Hogwarts durfte. Auch wenn Dumbledore anfangs seine Zweifel hatte und Remus sich jetzt noch ziemlich unsicher ist. Aber es wird besser. Mein Leben hat sich gründlich geändert. Tag für Tag gelangt ein Stück meines Selbstvertrauens zurück. Alleine schon die Tatsache, dass ich mich getraut habe zu den Quidditchausscheidungsspielen zu gehen zeigt doch, wie viel sich bereits geändert hat. Zum Guten. Dass ich allerdings in das Team aufgenommen werde, hätte ich niemals gedacht. Ich bin jetzt Sucher. So wie du damals, Dad. Ich hoffe du bist stolz auf mich. Ich bin mir sicher, dass Harry auch einmal ein Quidditchspieler wird. Ich würde es für ihn wünschen. Es ist ein wahnsinniges Gefühl. Ach Harry... ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen.Wie viele Jahre ist es nun her? 5 Jahre? Er muss sich sehr verändert haben. Ich würde ihn liebend gern wieder sehen, denn er ist der Einzige der mir noch von der Familie geblieben ist. Doch Dumbledore lässt mich nicht zu ihm. Er hat gemeint, dass es ihm an nichts fehlen würde, doch ich glaube ihm nicht. Ich weiß ja wie deine Schwester ist, Mum. Ich weiß nicht ob ich ihn je wieder sehe, doch ich hoffe es. Ich bin immer noch seine große Schwester, auch wenn er sich wahrscheinlich nicht an mich erinnern kann. Ich hoffe, dass wir eines Tages wieder eine Familie sein werden, auch wenn ihr nicht da seid. Ich habe die Versprechen nicht vergessen, Mum. Jedoch wird mir, denke ich, nichts anderes übrig bleiben und ich werde eines Tages der Welt erzählen, wer ich wirklich bin. Voldemort ist noch nicht zurück und somit besteht für Harry noch keine Gefahr. Wenn er allerdings zurückkommen sollte, werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um Harry zu beschützen. Wenn er wirklich zurückkommt, wie Dumbledore sagt, werde ich kämpfen. Für alles was er mir genommen hat. Es stehen uns schwere Zeiten bevor. Im Moment haben wir noch Frieden, doch es ist nur die Ruhe vor dem Sturm.
Ich hab euch lieb!
Eure Mirana

Mirana Potter - die wahre Auserwählte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt