16. Mein Arm, meine Angelegenheit!

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16.Kapitel| Mein Arm, meine Angelegenheit

In den nächsten Wochen verbrachte ich jeden zweiten Nachmittag mit meinem Vater in dem verlassenen Klassenzimmer zum Tee trinken. Mittlerweile hatten wir es uns in dem kargen Raum gemütlich gemacht. Die restlichen Stühle und Tische hatten wir aufeinander gereiht, an eine Wand gestellt und mit bunten Laken verhängt. Am anderen Ende des Zimmers hatten wir es uns auf einer Couch gemütlich gemacht, wo wir nun immer unseren Tee tranken. An manchen besonders kalten Tagen zauberte Snape uns einen kleinen wärmenden Kamin und anstatt Tee gab es auch heißen Kakao. Ich genoss immer mehr die Zeit mit meinem Vater, eine Erkenntnis die mich selbst überraschte. Es lag weniger an der Tatsache, dass sich nach so vielen Jahren endlich die Wahrheit zeigte, sondern eher daran, wie sich Snape nun gab. Seit unserem erste Gespräch als Vater und Tochter hatte er sich vor mir von Grund auf geändert. Langsam erkannte ich sein wahres Ich und ich verstand nun, warum meine Mutter damals etwas von ihm gewollt hatte, und wenn es nur Freundschaft war. Ich wusste, dass Severus sie wirklich geliebt haben musste, und im Laufe der Tage und Wochen kam das auch immer mehr ans Licht. Vielleicht verstanden wir uns deshalb so gut. Ich war ein Teil von der Frau, die er einst geliebt hatte und von ihm selbst. Er erzählte mir Geschichte von damals, auch die, die mein Vater James mir damals besonders abfällig erzählt hatte. Bei Snape klang es einfach nur traurig und ich erfuhr immer mehr von dem, das sich damals zugetragen haben musste.

Meine Freunde, besonders Swenja und Amelie, verstanden meinen Sinneswandel nicht. Schmunzelnd betrachtete ich sie auf dem Weg zu meinem Vater, wenn sie mir wider einmal kopfschüttelnd hinterher sahen. Natürlich konnten sie das nicht verstehen. Sie hatten von Anfang an eine ganze, vollkommene Familie gehabt, bei der alles einfach klar war. Bei mir hatte es nur Lügen gegeben und erst jetzt verstand ich, wie zerrissen meine Familie eigentlich war.

Charlie verstand mich, auch wenn seine Familie der größte Traum war. Er erzählte oft von seinen Brüdern und seiner kleinen Schwester. Seine Mutter sei die Herzlichkeit in Person. „Ich bin mir sicher ihr würdet euch gut verstehen." hatte er einmal gesagt und ich glaubte ihm das. Doch würde es überhaupt einmal zu einer Begegnung zwischen mir und seiner Familie kommen? Würde ich Charlie jemals genug bedeuten, sodass er mich zu sich einladen würde? Seit dem Vorfall mit dem Irrwicht brauchte ich ihn dringender an meiner Seite, als Luft zum Atmen. Ausnahmslos jeden Abend trafen wir uns vor dem Kamin, plauderten und lachten, bis einem von uns die Augen zufielen. Gar nicht so selten war er es, der früher müde wurde. Dafür stand er ja auch jeden morgen früher auf um mich zu wecken. Noch so eine Angewohnheit, die zu einer wundervollen Routine wurde. Aber mehr geschah nie. Ich wusste einfach nicht wo wir standen, ob wir nur Freunde waren oder vielleicht doch ein kleines bisschen mehr. Ich traute mich nicht ihm gegenüber das Thema anzusprechen, das mich so beschäftigte. Zu tief hatte ich meine Gefühle begraben um mich selbst zu schützen, und zu schüchtern krochen sie nun langsam an die Oberfläche zurück. Wie es für sie sein musste? Das erste mal seit neun Jahren wieder aus dem Loch zu kriechen? Hatte sich die Welt seit damals sehr verändert? Ja, das hatte sie. Ich war nicht mehr das kleine schüchterne Mädchen, das bei den kleinsten Gefühle zusammenbrach... obwohl... sagen wir ich arbeite dran. Ich wollte stärker werden und nun, da ich einen lebenden Vater hatte, konnte ich das vielleicht sein. Ich war nicht mehr auf mich ganz allein gestellt, hatte Freunde und sogar Familie, die mich unterstützten und mir Rückendeckung gaben. Vielleicht war es nun an der Zeit etwas davon zurück zu geben und sich einmal vor sie zu stellen. Wenn eine solche Situation einmal kam, würde ich das tun. Das hatte ich mir vorgenommen.

Obwohl nun schon mehr als sechs Jahre vergangen waren, war Remus natürlich immer noch nicht davon begeistert, dass ich überhaupt Freunde hatte. Er hatte noch nie verstanden, dass ich sie zum Leben brauchte und dass er einfach nicht der Vater für mich war, bei dem ich mich wohl fühlte. Die Zeit bei ihm war toll, keine Frage, aber ich hatte immer gespürt, dass er mir die Schuld am Tod seiner besten Freunde gab. Nur deshalb war ich oft so streng zu ihm gewesen. Anfang Dezember war er wieder in Hogwarts, wollte sehen wie es mir ging.

Mirana Potter - die wahre Auserwählte?Where stories live. Discover now