7. Halloween

4K 166 53
                                    

7.Kapitel| Halloween

Der erste Schulmonat verging rasend schnell. Schneller, als ich es für möglich gehalten hätte.
Der ganze Aufruhr um Snape hatte sich nun weitestgehend gelegt. Der Professor behandelte mich allerdings immer noch wie... wie eine Kakerlake zum Beispiel. Jeder hasst Kakerlaken und würde am liebsten auf sie drauftreten, doch als ich nun die Kakerlake war... fühlte sich das irgendwie nicht mehr so toll an. Auch hinterließ er immer und überall seine blöden Kommentare: „Wenn ich mir Sie so ansehen dann glaube ich es nicht nur, ich weiß, dass das nicht ihre letzte Strafarbeit war. Ich bin gespannt, wann es wieder so weit ist." Oder: „Nur weil Sie der sprechende Hut nach Ravenclaw geschickt hat Miss Evans, heißt das noch lange nicht, dass Sie hier die Intelligenteste im Raum sind und ich kann Ihnen versichern, das sind Sie keineswegs."
Manchmal fragte ich mich, ob er es wusste.
Oft war ich kurz davor Snape in der Luft zu zerstückeln, doch Swenja brachte mich immer davon ab. Sie wollte nicht, dass ich noch mehr Ärger bekam.
Im Oktober dann, fing sie wirklich an meine Freundin zu werden. Sie war der erste Mensch dem ich wieder vertraute, nach all den Jahren. Sie war einfach für mich da und irgendwie war es für sie ganz selbstverständlich. Sie erinnerte mich immer mehr an meine Freundin Tara, die ich an ihrem Geburtstag zurückgelassen hatte. Swenja wusste zwar, dass irgendetwas in meiner Vergangenheit passiert seien musste, etwas, dass mich stark verändert hatte. Im Gegensatz zu den Anderen hackte sie aber nicht darauf rum. Sie wusste, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Und wenn eine peinliche Stille zwischen uns herrschte, dann fing sie einfach an über sich selbst zu reden. Über ihren Bruder (der schon erste magische Fähigkeiten zeigte), ihre reinblütige Mutter und ihren mugglestämmigen Vater. Ihre verrückte und lebensfrohe Art erinnerte mich oft daran, wie ich selbst einmal war als... naja... eben noch alles anders war.

Der einzige, der nicht gut auf meine Freundschaft mit Swenja zu sprechen war, war Remus. Natürlich. Wir hatten stundenlang darüber diskutiert, was „das Beste" für mich war.
„Mirana, das ist gefährlich!" Remus wurde immer lachhafter. Sie war ein elf jähriges Mädchen, was sollte an ihr schon gefährlich sein?
„Sie ist nicht gefährlich Remus!"
Doch Remus hörte nicht auf das was ich sagte.
„Du darfst diesem Mädchen auf keinen Fall vertrauen! Hörst du?! Du darfst sie nicht an dich ran lassen!" er kam zu mir und schüttelte mich an meinen Schultern.
„Remus jetzt beruhige dich mal."
Ich kämpfte mich aus seinen Armen.
„Du hast mir gar nichts zu sagen!! Okay? Was glaubst du, wer du bist, dass du einfach so entscheiden kannst wer oder was gut für mich ist?"
„Ich bin dein Sorgeberechtigter! Ich habe die Pflicht mich um dich zu kümmern!"
Was sollte das denn jetzt?
„Dann... dann kündige doch einfach! Ich bin kein Kind mehr Remus! Ich kann auf mich alleine aufpassen!" Remus schnaubte.
„Und ob du ein Kind bist! Ich habe deinen Eltern versprochen auf dich zu achten, wenn sie es nicht mehr tun können."
„Ja dann hättest du eben auf sie aufpassen sollen! Dann wäre das alles nicht passiert!"
Jetzt war ich zu weit gegangen, das wusste ich. Und ich bereute die Worte kaum dass sie meinen Mund verlassen hatten. Sie waren seine besten Freunde gewesen.
„ Remus.. ich.." Ich wollte mich bei ihm entschuldigen, denn ich hatte es keinesfalls so gemeint. Doch er unterbrach mich.
„Du wirst mir jetzt zuhören Mirana! Du wirst dich von diesem Mädchen fernhalten, hast du verstanden? Es ist das beste für dich. Eines Tages wirst du es verstehen."
„Sie ist meine Freundin..." Wie ich diese Leier hasste. 'Eines Tages wirst du es verstehen'.
Er schüttelte mich erneut.
„Ob du das verstanden hast?"
Ich sah ihm in die Augen. Ich würde niemals meine Freundschaft mit Swenja aufgeben. Für nichts und niemanden. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging. Auf halbem Weg sagte ich noch: „Ich werde es ihr sagen Remus. Früher oder später werde ich ihr sagen wer ich bin. Und du wirst mich auf keinen Fall aufhalten."
Ich schlug die Tür mit voller Kraft ins Schloss, sodass der laute Knall vermutlich im ganzen Schloss zu hören war.
Remus würde meine Freundschaft mit Swenja auf keinen Fall zerstören. Das würde ich nicht zulassen.

Ich hatte  zwei Wochen später immer noch nichts von Remus gehört. Erst an Halloween bekam ich ihn wieder zu Gesicht, als ich zusammen mit Dumbledore auf den alten Friedhof apparierte. Als ich an ihm vorbei lief, fragte er mich noch ob alles klar bei mir sei. „Ja." Sagte ich simpel. Ich musste mich entschuldigen. Am besten gleich, doch ich konnte nicht. Nicht heute, nicht hier.
Ich wusste, dass er mir nicht folgen würde, und so machte ich mich auf und lief durch den vom Herbst gefärbten Friedhof.
Vor dem großen Mamorstein blieb ich stehen.
Schon wieder war ich hier. Ich setzte mich auf den sandigen Boden und schloss eine halbe Ewigkeit die Augen. Schon wieder war ein Jahr vergangen.
Schon wieder saß ich hier und betrauerte meine verstorbenen Eltern. Mein Leben hatte sich so schnell verändert. Von einen auf den anderen Moment wurde meine ganze friedliche Welt in Stücke gerissen. Ich war nicht fähig mein Herz zu reparieren und mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Stattdessen saß ich hier, verzweifelt wie eh und je, nicht fähig, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Und schon kamen die Tränen.

—————————————————————

Lily und James wandelten über die Erde und wachten stets über ihre Kinder. Es war die einzige Aufgabe, die sie auf Erden hielt.
Heute schwebten sie über ihrem eigenen Grab und betrachteten das kleine rothaarige Mädchen, das vor dem großen Marmorstein saß und bitterlich weinte.
„Ich glaube. Sie wird sich nie erholen." sagte James mit einem besorgten Blick auf seine Tochter.
Ich glaube du hast recht." Lily schluchzte. Ihr tat es weh Mirana so leiden zu sehen.
„Lily... Mirana geht es gut. Früher oder später wird sie uns vergessen und ihr eigenes Leben führen." Er nahm seine Frau in den Arm und blickte wieder auf seine weinende Tochter.
Sie öffnete die Augen, und blickte auf den, von Moos befallenen Grabstein.
„Ich sollte nicht mehr herkommen." Sagte sie und Lily drehte sich dem Mädchen zu.
„Das ist doch alles lächerlich! Ich meine, ich komme jedes Jahr hierher und rede mit einem Stein, in der Hoffnung, dass ihr mich hören könnt! Dabei weiß ich, dass es nicht möglich ist."
Lily kniete sich nieder. „Denk doch daran mein Schatz, ich habe dir immer gesagt, dass es mehr Dinge gibt als die, die wir sehen können. Natürlich können wir dich hören."
Lily wusste zwar, dass Mirana sie weder sehen, noch hören konnte. Trotzdem spürte ihre Tochter die Anwesenheit ihrer Eltern.
„Ich bin es leid! Immer diese bemitleideten Blicke. Und Remus erst. Er macht mich wahnsinnig! Er erlaubt mir nicht mit jemanden befreundet zu sein den ich wirklich brauche. Ich brauche Swenja! Nur mit ihr überlebe ich den Alltag. Aber ich bin einfach noch nicht bereit allen die Wahrheit zu sagen."
Mirana blickte auf ihre Hände in denen sie ein Häufchen Kies hin und her schüttete.
„Das ist okay mein Schatz, so etwas vergeht nicht von den einen auf den anderen Tag."
Lily hatte einen Arm um ihre Tochter gelegt und einige Minuten saßen sie so schweigend da.
James kam irgendwann dazu und setzte sich auf Miranas andere Seite.
„Wir werden immer bei dir sein." Sagte James und genoss den wertvollen Augenblick.

——————————————-

„Wo warst du denn?" Swenja hatte im Gemeinschaftsraum auf mich gewartet. Es war spät als ich wieder nach Hogwarts zurückkehrte. Dies war der Grund, warum der Gemeinschaftsraum auch völlig leer war. Mal von Swenja und mir abgesehen. Sie saß auf einem der gemütlichen Sesseln vor dem noch leicht brennenden Kaminfeuer. Ich setzte mich zu ihr und begann zu erzählen: „Ich war bei meinen Eltern" Swenja blickte verwirrt. „Wie? Ich dachte deine Eltern sind..."
„Ja. Ich war auf dem Friedhof. Heute ist ihr Todestag, weißt du?"
„Oh Mirana... das tut mir leid."  Sie nahm mich in den Arm.
„Du hast was verpasst." Meinte sie dann. Bevor ich nachfragen konnte sagte sie: „Das beste Essen, dass ich je gesehen, und vor allem gegessen habe!" Ich lachte und wir standen gemeinsam auf. Wir liefen die Steintreppen nach unten, zu unserem Schlafsaal. „Nächstes Jahr," versprach sie mir. „Nächstes Jahr bring ich dir was zu Essen mit."

Mirana Potter - die wahre Auserwählte?Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz