Cataleya

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„Harry." brülle ich und warte auf eine Antwort. Die ich nach einigen Sekunden auch kriege.

„Hmm." kommt es von der Küche.

„Nimm mir bitte einen Red Bull mit." ich lehne mich zurück und starre weiterhin in den Fernseher. Wir sind gerade dabei ‚Vis a Vis' anzuschauen und verdammt ist das eine gute Serie.
Vielleicht sollte ich euch einmal erzählen wen ich mit ‚wir' meine.
Rechts von mir sitzen Jeremy und Lucy aneinander gekuschelt. Jerry ist im Alter von Harry und Melissa, also 24 und Lucy ist 23. Manchmal beneide ich echt deren Beziehung. Mit den beiden haben Harry und ich die Wohnung. Unsere Zimmer sind oben (natürlich schlafen wir nicht im selben Zimmer, ihm gehört das Zimmer gegenüber von meinem) und Jerry und Lucy haben ein gemeinsames Zimmer unten. Doch das Gästezimmer ist meistens auch belegt, da oftmals Chris hier schläft. Chris kennen Harry und ich noch von der Grundschule.
Links von mir sitzt Melissa. Melissa ist die Freundin von Harry und Harry wiederum ist mein bester Freund seit der Kindheit. Ich bin kein großer Fan von Melissa, bitte versteht mich nicht falsch, es geht nicht darum, dass sie die Freundin von Harry ist, sondern eher darum, dass sie ein Miststück ist. Natürlich nicht immer, aber sehr oft. Melissa hat blondes langes Haar und blaue Augen und sieht eigentlich sehr hübsch aus, wäre da nicht ihr beschissener Charakter. Aber man kann nicht alles haben, stimmt's?
Dann ist da noch Ben. Der seine Augen nicht von mir lässt. Ich hasse es angestarrt zu werden und immer wieder schenke ich ihm genervte Blicke, doch das scheint ihn kein Stück zu interessieren. Ben ist der Stiefbruder von Melissa.

Harry's Dad und mein Dad sind Architekten und in deren Architektenbüro arbeiten wir auch. Harry ist jetzt seit zwei Jahren dort und ich seit einem Jahr. Auch wenn unsere Eltern so viel Geld besitzen, dass sie unsere ganze Generation und wahrscheinlich die nächste genauso, Versorgen könnten, haben sie immer gesagt, wir müssen uns für unser Geld anstrengen und ohne einen Abschluss, würden sie uns nichts vererben und auch im Unternehmen dürften wir nicht arbeiten. Natürlich glaubten wir das denen nie, doch trotzdem wollten Harry und ich nie abhängig sein. Zurzeit haben wir Urlaub. Ganze drei Wochen. Yeyh.

„Steckst du irgendwo fest?" frage ich und stehe auf. Sofort spüre ich den Blick von Melissa. Sie sollte echt damit aufhören. Sie sind jetzt seit 3 Monaten zusammen und langsam geht sie mir echt auf die Nerven. Zwischen Harry und mir lief nie etwas und das wird auch so bleiben. Ich ignoriere ihren Blick und gehe in die Küche und schon kommt Harry mir entgegen.

„Wieso so ungeduldig?" grinst er und reicht mir mein Getränk. „Ich verstehe ja schon, dass du mit 20 Jahren dich wie eine 50 jährige aufführst, aber d-."

„Ben zieht mich mit seinen Blicken aus, Melissa guckt böse, wie immer eigentlich und Jerry und Lucy sind am rummachen." frustriert fahre ich mir durch die Haare. Harry lächelt und legt seinen Arm um mich.

„Setz dich nicht zu Ben, ich hasse diesen Typen." flüstert er und lässt seinen Arm fallen und setzt sich zu Melissa. Melissa lehnt sofort ihren Kopf an seine Schulter und grinst in meine Richtung. Wie armselig.

Ich lasse mich auf den Loungesessel fallen und merke sofort den Blick von Ben. „Es ist sicher unbequem dort, wieso setzt du dich nicht auf die Couch? Neben mir ist doch noch genug Platz frei." sagt er und ich muss kotzen. Bevor ich antworten kann, werde ich unterbrochen.

„Der ist ganz bequem, mach dir keine Sorgen." sagt Harry und setzt sich aufrecht hin, so dass Melissa's kopf von seiner Schulter fällt.

„Wo ist eigentlich Chris?" frage ich um die Situation einwenig zu lockern.

„Er kommt heute nicht. Er ist anderweitig beschäftigt." Harry zwinkert mir zu und ich weiß genau was er damit meint. Chris ist eine kleine Nutte, falls ich vergessen habe dies zu erwähnen. Jede Woche hat er eine neue ‚Freundin' am Start.

Es ist zwei Uhr morgens als Jerry und Lucy in ihr Zimmer gehen und eine halbe Stunde später, fahren auch Melissa und Ben nachhause. Endlich.

„Hast du Hunger?" fragt Harry leise und geht in die Küche. Ich folge ihm und setze mich auf die Kücheninsel.

„Nope." sage ich und beobachte ihn wie er sich gerade ein Sandwich macht. „Ben ist echt schräg, oder?" frage ich Harry und er lächelt.

„Das kannst du laut sagen." er beißt in sein Sandwich und mein Magen beginnt zu Knurren. Verdammt. Harry schüttelt den Kopf und reicht mir seinen Sandwich. Ich beiße einmal rein und seufze.

„Ich darf so spät nichts essen. Ich will nicht zunehmen." sage ich und kriege einen genervten Blick von Harry.

Für immer? Vielleicht!Where stories live. Discover now