Lust auf Kaffee?

3 1 0
                                    

Nach etwa vierzig Minuten beschließe ich zurück ins Büro zu gehen. Tief atme ich durch und mache langsam die Türe auf. Ich stehe mitten im Raum um beobachte die Situation. Harry sitzt an einem Ende des Tisches, was seine Autorität nur bestätigt. Er ist der Boss. Neben ihm links sitzt Melissa, natürlich tut sie das, etwas anderes war ja nicht zu erwarten. Sein rechter Platz ist leer. Es sitzen weitere 7 Personen verteilt im Büro. Darunter entdecke ich auch Ryan. Harry's Blick trifft meinen und er deutet mir, mich neben ihm zu setzen. Nein er bittet mich. Das erkenne ich an seinem Blick und das er gerade glücklich ist, dass ich doch dazu gestoßen bin, erkenne ich auch. Doch trotzdem ändert dies nicht meine Entscheidung. Ich gehe nämlich auf das andere Ende des Tisches zu, schiebe den Sessel heraus und setze mich hin. Alle Augen sind auf mich gerichtet, einige Lächeln, andere schauen einfach nur und beobachten jeden Schritt von mir. Ich sehe zu Melissa, die mich mit zusammengekniffenen Augen ansieht.

„Es freut mich sehr euch alle kennenzulernen, meine Name ist Cataleya und ich leite gemeinsam mit Harry das Unternehmen. Ich bin erst jetzt dazu gestoßen, weil ich im Ausland war. Es würde mir viel bedeuten, wenn ihr euch vielleicht kurz vorstellen könntet und mir berichten könntet, welche Posten ihr leitet." Harry's Augen mustern mich, doch ich würdige ihm keinen Blick. Mit ihm werde ich mich später auseinandersetzen. Ein Junge, der rechts von mir sitzt, fängt an zu reden.

„Mein Name ist Justin und ich kümmere mich um die Bilanzen, oder eher um das Team, dass sich um die Bilanzen kümmert." er lächelt kurz und auch ich lächle zurück. „Es freut mich sehr Sie endlich kennenzulernen."

„Oh nein, bitte, sag ruhig ‚Du' zu mir." er nickt und dann drehe ich mich zu den anderen. „Das gilt natürlich für alle."

Nacheinander stellen sich alle vor und auch Melissa tut es, obwohl ich erwartet habe, dass sie eine Szene daraus macht. Nach unserem Meeting sind es wieder nur wir zwei im Büro.

„Du kannst dich ruhig näher zu mir setzen, ich beiße nicht." Harry sieht über seinem Laptop weg zu mir. „Dann muss ich vielleicht weniger über den Tisch schreien, damit du mich hörst."

„Ich höre dich gut und wenn es dir so wichtig ist neben mir zu sitzen, dann kannst du ruhig zu mir rutschen. Links und rechts von mir ist frei." gebe ich zurück und sehe ihn abwartend an.

„Das ist seit über drei Jahren mein Platz, Cataleya. Also wenn sich jemand umsetzt, dann du."

„Dann wäre das ja geklärt." ich widme mich wieder meinem Laptop und gehe alle Termine durch die Heute anstehen. In zwei Stunden kommen Kunden vorbei, die ein bestehendes Objekt besprechen möchten und dann sind drei weitere Termine geplant, für Kunden die ein Neuobjekt wünschen.

„Du benimmst dich manchmal echt wie ein kleines Kind, ist dir das bewusst?" genervt verdrehe ich die Augen.

„Ah, wie war das nochmal?" ich schließe meinen Laptop und stehe auf. „Ich sitze seit drei Jahren hier, ich werde mich nicht wegsetzen." ich ahme seine Worte nach, jedoch mit einer viel zu hohen Stimme. „Wo sind wir? In der Schule?" ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, gehe ich aus dem Büro und suche nach Tati. An der Rezeption entdecke ich sie und lächle ihr zu.

„Lust auf einen Kaffee?" Tati nickt und geht um die Rezeption um zu mir zu kommen. Doch dann bleibt sie stehen.

„Ich kann nicht, was wenn Harry mich sucht und nicht findet? Außer mir ist heute niemand vorne." sie macht spielerisch einen Schmollmund und flüstert ein ‚Sorry'.

„Gut das du jetzt zwei Vorgesetzte hast, denn wenn Harry etwas braucht, dann kann er dich ruhig am Handy erreichen. Außerdem kommt der nächste Kunde erst in zwei Stunden." Ich nehme ihre Hand und ziehe sie hinter mir her.

„Oh wie sehr ich mich doch freue, dich wieder hier zu haben." grinsend drückt sie meine Hand und folgt mir.

„Tati, bringst du mir bitte einen Kaffee mit Zucker und Milch von der Kantine? Stell es mir einfach ins Büro." Melissa würdigt ihr keinen Blick als sie es sagt. Meine Wut steigt und ich schnipse, damit ich Melissa's Aufmerksamkeit kriege. Doch sie reagiert nicht, denn sie tippt auf ihrem Handy rum. Ich gehe ihr näher und schnipse vor ihrer Nase. „Tati, was glaubst du-." sofort hört sie auf zu reden, als sie sieht das ich vor ihr stehe.

„Und womit bist du beschäftigt?" sie öffnet den Mund um zu antworten, doch ich unterbreche sie. „Weder Tati, noch sonst ein Mitarbeiter ist für deinen Kaffee zuständig, wenn du etwas haben möchtest, dann holst du es dir gefälligst selbst, okay?"

Sie verschränkt die Arme und öffnet den Mund, doch sofort lässt sie die Arme fallen, als sie über meine Schulter blickt und setzt dann eine traurige Miene auf. Ich drehe mich um und entdecke Harry, der vor seinem Büro steht und die Szene hier beobachtet. Auch die anderen im Büro sehen zu uns, doch das ist mir egal.

„Das gilt für alle." ich schaue zu den anderen und sie alle nicken. „Keiner ist für euren Kaffee zuständig, nur weil er vielleicht eine andere Position im Unternehmen hat, als ihr. Keiner ist unter euch. Jeder ist ein Meister in seinem Bereich." ich sehe sie alle Lächeln. Gott sei dank, ich hatte schon Angst, dass das falsch rüberkommt. „Und jeder von euch ist ein Gewinn für unser Unternehmen, also lasst euch bitte nicht einreden, ihr hättet eine schlechtere Position als ein anderer, denn von Heute auf Morgen kann sich so einiges ändern. Wenn man danach strebt, natürlich, denn von nichts kommt nichts." ich kriege einen kleinen Applaus von allen und bedanke mich. Gott, ist das peinlich. Da ich schnell weg möchte, nehme ich wieder Tati's Hand. „Ah, eines wäre da noch. Macht kurze Kaffee Pausen so oft ihr wollt. Hauptsache ist, dass die Arbeit die ihr erledigen müsst, am Ende des Tages erledigt ist." dann verschwinde ich aus dem Raum und gehe in die Kantine mit Tati im Schlepptau. „Oh Gott Tati, ich fliege gleich in Ohnmacht." sage ich und versuche meine Atmung in den Griff zu kriegen.

„Das hast du toll gemacht!" Tati dreht mich zu sich und nimmt meine Hände in ihre. „Melissa hat das schon so oft und bei so vielen abgezogen. Bei Praktikanten oder Neulingen genauso. Es wurde Zeit, dass ihr das jemand mal sagt. Hast du die Augen von den anderen aufleuchten sehen, als du das gesagt hast? Sie sind alle mal Opfer von ihr gewesen, die ihr ihren Kaffee, ihr Mittagessen oder sogar ihre Einkäufe erledigt haben! Wenn ihr Boss sagt, dass sie das nicht tun sollen, haben sie wenigstens keine Angst mehr ‚nein' zu sagen! Harry hat das alles nie mitbekommen, weil er meistens mit Kunden unterwegs ist, oder sich einfach die ganze Zeit in seinem Büro, statt im großem Büro aufhält, aber umso besser ist es, dass du jetzt da bist!" Sie zieht mich in eine Umarmung und bei ihren lieben Worten, kann ich gar nicht anders als zu lächeln.

„Danke Tati, ich werde mein bestes geben, damit alle im Unternehmen sich wohl fühlen." wir lösen uns von der Umarmung und genau als wir die Kantine betreten, quetscht sich jemand zwischen uns und legt seine Arme um unsere Schultern.

„Na ihr süßen, lust auf Kaffee bekommen?" Tati lächelt bei seiner Anmerkung und auch ich nicke. Das er mir gerade so nah ist, dass es mir schon unangenehm ist, ihn anzuschauen, lasse ich mir nicht anmerken. Das mich seine Hand, die von meiner Schulter fällt und kurz meine Taille streift, stört, lasse ich mir auch nicht anmerken.

„Möchtest du auch einen, Ryan?" ich entferne mich ein wenig von ihm um mehr Platz zwischen uns zu schaffen, doch er kommt mir wieder einen Schritt näher.

„Mit dir trinke ich gerne einen." Er schaut mir verführerisch in die Augen und zieht dann seinen rechten Mundwinkel hoch. Ich nehme mal an, dass sollte sein sexy Lächeln sein, es sollte mich umhauen und ich sollte ihm sofort in die Arme fallen. Doch dies löst etwas ganz anderes in mir aus. Das einzige was ich bei seinem Anblick verspüre, ist Würgreiz.
Sofort schaue ich weg und bestelle unseren Kaffee.

Für immer? Vielleicht!Where stories live. Discover now