Sie biss ein drittes Mal in ihren Burger – der nach Pappe schmeckte und kalt war –, und lachte freudlos auf. Sogar dieses winzige Vergnügen verdarb er ihr. Sie hatte viel zu lange gewartet damit, hatte sich benommen wie ein verängstigtes Häschen, das vor seinem eigenen Schatten davonlief.

     Sieben Jahre war es her, seit sie hier gewesen war, seit sie ihn gesehen hatte. Und genau so lange war sie geflohen.

Eigentlich wie sie gedacht hatte vor ihm, doch musste sie sich vor einiger Zeit eingestehen, dass, egal wie viel Land sie zwischen sich und Rouven brachte, es niemals genug sein würde. Sie konnte ihm und seinem Einfluss auf ihr Leben nicht entkommen, dafür aber erkannte sie sich selbst oft nicht wieder. Das einzige, was sie wirkungsvoll bekämpfte, war sie selbst.

     Sie war immer diejenige gewesen, die manipulierte, die spielte, die verführte. Niemand tat das mit ihr. Niemand! Und schon gar keine so halbgare Version ihres Ex-Lovers Damon.

     Schon bald darauf verließ Katherine den Grill. Ihre Laune war fast immer am Gefrierpunkt, doch jetzt war sie definitiv arktisch. Zu viele Bilder in ihrem Kopf, wie Rouven sich auf dieser fremden Frau bewegte und noch mehr Wut auf sich selbst, weil es sie überhaupt beschäftigte. 

     Dagegen konnte auch der recht wehrhafte Mann, welchen sie in eine dunkle Nebengasse zog und mit Genuss ordentlich biss, nichts ausrichten. Auch nicht die Gruppe Jugendlicher oder die zwei eleganten Damen…

     Sie hatte nicht getötet in dieser Nacht, auch wenn ihr wirklich sehr danach war. Nicht in Mystic Falls! Also legte sie ihren innerer Pitbull an die Kette. Scheiße…

     Doch es half ja offensichtlich alles nichts, besser wurde ihre Laune heute nicht mehr, egal wie oft sie zufällige Passanten in Todesangst versetzte, und ihnen dabei zusah, wie sie begriffen, dass sie die Gruselmörderin ihrer schlimmsten Albträume war. Normalerweise, hob das ihren Gemütszustand enorm, aber in den letzten Jahren, und speziell heute, verfehlte es seine Wirkung.

     Seufzend setzte sie sich in ihren sündteuren „geliehenen“ Geländewagen und fuhr zurück in die schäbige Pension. Sie würde sich die Zehnägel frisch lackieren und sich einen albernen Rotz im Fernsehen reinziehen wie ein verdammt braves Mädchen. Und morgen würde sie dann einfach zu den Salvatores spazieren, diesem Spuk ein Ende setzten und wieder Katherine Pierce sein.

     Etwas zufriedener mit sich drückte Katherine die Eingangstür der Pension auf und ging am Empfangstresen vorbei. Um diese Zeit war alles still, der Tresen schwach beleuchtet und nicht besetzt. Dazu war die kleine Klingel da, doch Katherine war froh, ungestört auf ihr Zimmer zu kommen. Zielstrebig ging sie nach rechts die wenigen Stufen hinauf, die zu dem Korridor mit den Zimmern führte.

     Seltsam, dachte sie sich, und griff mit einer Hand unter ihre Haarmassen in ihren Nacken. Die Haut dort hatte angefangen zu prickeln, seit sie die Pension betreten hatte, doch jetzt, seit sie diesen Flur Hinab ging, fühlte es sich an, als hätten all die flaumigen Härchen ihres Körpers dort ein Treffen veranstaltet und würden jetzt gesammelt über ihre Wirbelsäule nach unten wandern.

     Das waren die Nerven, ganz sicher.

     Zur Hölle mit ihnen!

Katherine bemerkte den Mann erst, als er scharf einatmete, und das Knarren von Leder seine Bewegung verriet. 

     Ungläubig fuhr ihr Kopf ruckartig nach oben, um ihre Augen sehen zu lassen, was ihr Körper anscheinend längst wusste.

     Fuck…!

     Wie versteinert blieb sie auf halber Strecke stehen, ließ den dunklen Schatten am Ende des Flurs auf sich wirken. Sie hätte ihre Vampirsicht nicht gebraucht, um ihn zu erkennen, ihr verdammter Körper sprach eine deutliche Sprache.

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