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/Lee's Sicht/
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Ich hieß das gleißende Licht und das dumpfe Gefühl des weißen Raums willkommen, als ich langsam meine Augen öffnete. In der hinteren Ecke meines Kopfes kam wieder einmal ein ganz bestimmter Gedanke auf, der schon seit einigen Tagen nicht zu verdrängen war, obwohl ich es immer wieder versuchte.

Es klingt vielleicht dumm, aber es handelt sich um dieses Gefühl, dieses seltsame Bewusstsein, dass ich mein Leben lieber in meiner Traumwelt verbrachte als in der Realität.

Während ich mich aufrichtete, spukte mir diese Tatsache immer noch vor Augen und ich konnte nicht verhindern mich deshalb schuldig zu fühlen. Aber ehrlich gesagt war es in irgendeiner Weise auch verständlich. Die Realität bestand für mich nur aus Pflichten, Anforderungen denen ich nicht entsprach und Einsamkeit.

Außer meiner Tante war da keiner mit dem ich ab und zu ein nahezu tiefgründiges Gespräch führen konnte und sogar mit ihr war es nicht das selbe wie mit den Leuten aus meinen Träumen. Hier fühlte ich mich mehr angenommen und verstanden als irgendwo sonst.

Natürlich konnte es nur so sein in einem Traum, der aus dem eigenen Kopf stammte, doch wie schon gesagt konnte ich einfach nicht aufhören mich so zu fühlen.

Während ich mich in die Richtung der Türen bewegte, welche wie gewohnt bloß von weitem zu sehen waren, fasste ich meine Haare in einem unordentlichen Dutt zusammen und erhöhte danach mein Tempo. Somit dauerte es nicht lange, bis ich die ersten Stimmen der drei Personen hören konnte.

Oder besser gesagt die von Vera, welche aber kurz darauf verstummte, als sie mein Kommen bemerkte. Sie und Mingi schauten in meine Richtung, nur Chen schien anderweitig damit beschäftigt zu sein, auf den Boden zu starren.

„Wie ich sehe habt ihr ihm gerade alles erzählt, hab ich recht?"

, fragte ich mehr an Vera gerichtet, aber warf Chen nebenbei mitleidige Blicke zu. Die rothaarige stemmte ihre Hände in die Hüften und nickte nur leicht.

„Auf jeden fall so gut wie es mir möglich war... Und jetzt krieg dich doch bitte mal wieder ein. Du machst mich noch ganz nervös!"

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Vera würde normalerweise nie so etwas zugeben, also warum tat sie es jetzt? Chen löste sich zu meiner Überraschung aus seiner Starre und schaute auf.

„Dies ist des Bandes Werk. Was ich verspüre, das verspürest auch du. Bitte verzeih diese Unannehmlichkeit, aber mir ist es einfach nicht möglich die Situation voll und ganz zu begreifen..."

Langsam schüttelte er den Kopf und senkte seinen Blick wieder. Ich hingegen wurde hellhörig.

„Was soll eigentlich dieses Band sein? Auch vorhin in Ôltathor hast du schon einmal etwas von einer Verbindung gesagt... habe ich irgendetwas wichtiges verpasst?"

Vera schien nicht begeistert von meiner Frage zu sein, doch sie seufzte nur leise und begann zu sprechen.

„Ehrlich gesagt hab ich selbst keine Ahnung... Es ist wohl so etwas wie eine Seelenverbindung, die mich und den da verbindet."

Sie deutete auf Chen.

"Anscheinend nur, weil er mir damals das Leben gerettet hat mit diesem Ritual- Ach was weiß ich."

Desinteressiert winkte sie ab. Aufgeregt wollte ich weiterfragen, doch Mingi unterbrach mich.

„Das ist ja alles schön und gut, aber ich würde wirklich gerne demnächst wieder zurück in meine Welt gelangen, also könntet ihr eure Gespräche möglicherweise auf später verschieben?"

Until there is nothing left.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt