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/Lee's Sicht/
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Entgeistert ließ ich meine Blicke über die endlose Landschaft gleiten. Ich konnte nicht genau sagen, wie lange wir schon herumirrten, jedoch schien dieser San zu wissen wo es lang ging.

Fortlaufend ruhten seine Augen auf einem kleinen metallischen Gerät, welches anscheinend die Koordinaten seines Ziels angab. Noch immer hatte er sich nicht davon überzeugen lassen seinen Helm abzusetzen.

Er sah doch, dass weder ich, meine Begleitperson, noch sein Kumpel zum Opfer der Strahlen geworden sind. Doch die kurze Bekanntschaft, ließ mich schon darauf hindeuten, dass sein Charakter von Sturheit geprägt war.

„Und? Wie lang seid ihr schon an der Oberfläche?"

, spitzelte mich Wooyoung dazu an, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Er versuchte wenigstens einen menschlichen Umgang mit uns beiden zu haben.

„Wahrscheinlich nicht länger als ihr beide. Aber das ist gerade schwer zu erklären."

Langsam hatte ich es aufgegeben diese elende Geschichte von dieser Traumwelt zu erzählen. Letztendlich glaubte mir doch sowieso keiner.

Von der anderen Seite aus gesehen war es für meine Traumfiguren immerhin die reale Welt. Ich dachte an die Soldaten in Vallborrow, an die Hackergemeinschaft in New Vallonia und an San und Wooyoung, die ihre eigene Welt als Heimat sahen. Sie wussten nichts von der echten Welt, die hinter dieser weitreichenden Fantasie steckte.

„Schon in Ordnung. Aber durch euch wissen wir nun endlich, dass die Erde wieder bewohnbar ist. Ich kann es immer noch nicht glauben"

, er machte im Satz Freudensprünge und drehte sich im Kreis, wie ein kleines Kind. Aber wie sollte man sich auch anders fühlen, wenn man eine längst vergessene Welt wieder betreten konnte.

„Wir sind nur noch ein Paar Meter vom Eingang entfernt. Ich würde vorschlagen, dass ihr wartet bis unser Anführer uns klare Anweisungen gibt. Durch diese Sprechanlage kann man nur begrenzt Nachrichten weiterleiten"

, sagte San und blickte dabei das rothaarige Mädchen an, als wäre sie die Führungsperson von uns beiden. Dies nahm er sicherlich aufgrund ihrer starken Persönlichkeit so auf.

„Wie war dein Name nochmal? San? Ich sage dir nur eins: Wenn sie da unten nur in Erwägung ziehen irgendwelche Experimente mit uns durchzuführen, werden Menschen sterben. Also lass es am besten nicht dazu kommen. Ich hoffe ich habe mich deutlich ausgedrückt"

, sagte sie energisch, mit der Hand fest ihr Maschinengewehr umgriffen. Das Mitglied des Erkundungstrupps schaute nachdenklich zu Boden bis er sich letztendlich doch dazu entschied ihre Anforderung abzunicken.

„Komm schon Wooyoung"

, sagte er nun mit einer etwas ruhigeren Stimme und wartete auf seinen Kumpanen, welcher nach einigen Sekunden, nachdem er sich von mir verabschiedet hatte, angerannt kam.

„Wir werden uns beeilen"

, sagte San noch bevor sich die große Luke wieder schloss.

„Weißt du, du musst den Leuten nicht immer so einen Schrecken einjagen"

, piepste ich heraus und starrte in den blauen, wolkenlosen Himmel.

„Vera."

Ich drehte mich verwirrt zu ihr um und hob dabei eine Augenbraue.

„Mein Name."

, gab sie nur stumm auf mein unschlüssiges Gesicht zurück.

„Oh, schöner Name."

Until there is nothing left.Where stories live. Discover now