-36-

13 3 46
                                    

/Lee's Sicht/
•••

Der reißende Strudel riss an mir wie ein unausweichlicher Sog, der mich durch das Universum zog. Es war eine Reise in eine andere Welt, ein neues Umfeld mit einer ganz anderen Geschichte und obwohl ich mir bewusst war, dass das alles nur eine Einbildung in meinen Träumen war, spürte ich den starken Sog, als wäre er Teil der Realität.

Diesmal war aber etwas anders. Nur einen Bruchteil einer Sekunde lang fühlte ich eine Art Ruck. So als ob sich etwas von mir löste und ich leichter wurde. Doch ehe ich mir darüber Gedanken machen konnte kam es zu seinem Ende und ich merkte, wie ein gedämpftes Licht durch meine Augenlider drang.

Einen Moment fiel ich nach unten und dann kam ich mit einer Wucht auf dem Boden auf. Ich öffnete langsam meine Augen. Dieses Mal hatte sich die Landung komischerweise anders angefühlt...

Einige Male musste ich resigniert blinzeln bis mir der Grund dafür bewusst wurde. Direkt unter mir lag jemand- erschrocken erstarrte ich.

„M-Mingi?"

Sofort wurde ich knallrot, als mir klar wurde, dass ich bei meiner Ankunft auf dem jungen Mann gelandet war- wie konnte das nur passieren!?

Noch bevor ich mich aufrichten konnte hörte ich plötzlich Schritte hinter mir. Ich blickte auf und bemerkte, dass wir uns in diesem Dorf- Oltathôr befanden- hinter einem Haus auf einer hohen Wiese.

Und einige Schritte weiter, aus einem kleinen Waldstück, kam Kyungsoo gelaufen mit einem Bündel Kräutern in den Händen und einen verwirrten Gesichtsausdruck.

„Miss Leeann..? Verzeihung, aber was tuen Sie da?"

Komplett überfordert brachte ich es nicht zustanden ihm im ersten Moment darauf zu antworten, denn wie bitte sollte ich das jetzt erklären? Und als wäre es nicht schon peinlich genug, ertönte nun auch noch eine weitere bekannte Stimme, aus der anderen Richtung.

„Um Himmelswillen! Ich hätte mir nie auszumalen gewagt, dass sich die Kleine aus dem Gemächern schleicht, nur um sich mit ihrem Liebsten zu vergnügen!"

Mit einem verschmitzten Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue tauchte der Schmied Kai hinter der Hauswand auf und ließ mich bemerken, dass dies hier sein Haus war. Schlimmer konnte es doch nicht kommen- jetzt dachte er auch noch an etwas völlig falsches!

Der Fakt, dass der Mann wie bei unseren ersten Treffen kein Oberteil trug, machte die Situation keinesfalls besser. Schnell sprang ich unbeholfen auf und ignorierte die Tatsache, dass Mingi immer noch auf dem Boden lag.

„N-Nein wartet! Es ist nicht so wie es aussieht! Wirklich nicht-"

Innerlich stöhnte ich auf, als mir klar wurde, dass ich gerade den typischsten aller Sätze gewählt hatte. Dabei hatte ich immer geglaubt es besser als die Charaktere aus den Filmen zu können, doch anscheinend war ich ebenso unfähig.

Kai lächelte zu meinem Übel nur weiter in sich hinein und im Augenwinkel bemerkte ich, wie sich Kyungsoo leise in Richtung Haus bewegte. Ich wollte wirklich einfach nur noch weg von hier... Auf einmal hörte ich schnelle Schritte hinter Kai und ich sah Helaria herbeieilen.

„Leeann, bist du es?"

Erst war ich verwirrt, doch dann wurde mir klar, dass ich wahrscheinlich wieder eine Weile weg war. Aber ich hätte nicht erwartet, dass es die Menschen hier so interessieren würde.

"Ach Kindchen, da bist du ja! Du wirst mir nicht glauben, welch unglaubliche Sorgen dein Verschwinden mir bereitet hat!"

Sie seufzte leise.

Until there is nothing left.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt