Kapitel 17

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Am nächsten Tag stand in der Schule zuerst Sportunterricht an. Aurelio wollte und konnte an diesem Tag nicht wirklich mitmachen. Dass der sonst so sportliche Aurelio unbeteiligt am Boden saß, während die anderen ihre Übungen machten, war für die ganze Klasse ungewohnt. Er wurde in der Stunde unzählige Male gefragt, was ihm denn fehle, aber er konnte kein einziges Mal eine vernünftige Antwort geben.

Nach einer Weile Laufen und Dehnen teilte sich die Klasse auf, wobei die Jungen sich schnell entschieden Fußball zu spielen, während die Mädchen noch nicht so recht wussten, was sie machen sollten. Die Lehrerin suchte gerade einen Platz für die Fußball-Gruppe, was die Mädchen als Pause nutzten. Aurelio war bei ihnen im Raum geblieben, genauso wie Iwen, der auch nicht am Sportunterricht teilnahm. Er hatte immer noch Probleme mit seinem Kiefer und weigerte sich damit herum zu albern, wie er es nannte, nachdem Aurelio ihn getroffen hatte. Iwen war allerdings nie besonders sportlich oder sportbegeistert gewesen, also wunderte das niemanden wirklich. Er punktete eher in Fächern wie Mathe oder Physik.

»Na.«, kündigte sich Aurelia mit Moira im Schlepptau an und sah auf die beiden Jungen, die sich gerade unterhalten hatten, herab.

»Na.«, antwortete Aurelio sofort zurück. Seine Freundin hockte sich nun so tief es ging zu ihm nach unten und stützte sich dabei auf seinen Knien ab.

»Mir ist jetzt schon langweilig. Setz' dich doch her und unterhalt' mich ein bisschen.«, meinte Aurelio dann, woraufhin er nur ein Lachen als Antwort bekam. Als er Aurelia an ihren Händen soweit nach vorne zog, dass sie sich nicht mehr halten konnte und auf ihm landete, sah Moira hastig weg und ging dann zu ein paar anderen Mädchen. Iwen sah ihr hinterher und seufzte dann ziemlich laut zu Aurelio rüber. Der sah ihn bloß fragend an und wurde bereits im nächsten Moment wieder von Aurelia abgelenkt.

»Weißt du, ich wollte dich was fragen. Eigentlich schon früher, aber … Egal.«, murmelte Aurelia ziemlich leise, aber mit einem heiteren Grinsen im Gesicht.

»Was denn? Ich bin ganz Ohr, raus damit.« Immer noch erfreut antwortete sie:

»Möchtest du dieses Wochenende vielleicht bei mir schlafen? Oder darf ich mal bei dir schlafen? Ich will ganz viel Zeit mit dir verbringen!« Ihr Freund zog überrascht die Augenbrauen nach oben und brauchte ein paar Momente um zu antworten, nachdem sie ihn damit quasi überrumpelt hatte. Nach den letzten Tagen hatte er so eine Frage am wenigsten erwartet.

»Was? Klar! Das wäre klasse! Wenn du willst, können wir heute nach der Schule erst zu mir, dann hol ich mir meine Zahnbürste und all den Kram und dann komm ich einfach mit zu dir. Einverstanden?« Aurelia nickte sofort und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Kurz darauf kam die Lehrerin zurück und für die Mädchen hieß es zurück zum Unterricht. Als Aurelia zu Moira ging, lächelte sie immer noch wie ein Honigkuchenpferd. Das ging an Moira natürlich nicht vorbei. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie Aurelia das letzte Mal so glücklich gesehen hatte.

In der Pause saßen die Freunde wieder zu Fünft an einem ruhigen Plätzchen in der Sonne. Maricar unterhielt sich lautstark und amüsiert mit Iwen über eine Fernsehsendung, die beide gern guckten und Aurelia lag die meiste Zeit in Aurelios Arm, während sie ihm glücklich erzählte, dass sie mit ihm die ganze Nacht aufbleiben würde. Er lachte sie daraufhin nur an, erstens, weil er nicht glaubte, dass sie das schaffen würde, und zweitens, weil er selbst nie durchmachte. Die Vier waren so voneinander abgelenkt, dass es ziemlich friedlich schien. Moira hatte niemanden wirklich zum reden. Sie wollte nicht, dass das zur Gewohnheit wurde.

YanderellaWhere stories live. Discover now