Kapitel 1

272 11 0
                                    

Aurelio legte seinen Kopf erschöpft auf den bemalten Tisch. Er strich sich seufzend über den Hinterkopf, durch seine weinroten Haare, die schon oft der Grund für nervige Fragen gewesen waren. Auf einmal stieß ihn sein Sitznachbar und bester Freund, Iwen, mit dem Ellenbogen in die Seite. Aurelio erschrak, als seine verträumten Gedanken so unsanft unterbrochen wurden.

"Was ist?", keifte er leise zurück, da die beiden noch Unterricht hatten. Iwen deutete nur stumm nach vorne zur Tafel. Dort hatten gerade zwei Mädchen die Klasse betreten. Sie stellten sich neben die Lehrerin. Beide Mädchen hatten ein distanziertes, aber freundliches Lächeln im Gesicht.

"Das sind unsere beiden neuen Schülerinnen. Möchtet ihr euch selbst kurz vorstellen?" Die beiden nickten kurz. Dann begann die Erste zu sprechen.

"Eh, hallo. Ich bin Moira." Sie hatte orange, kurze und sehr lockige Haare, die sie zu zwei tiefliegenden Zöpfen gebunden hatte. Einer der beiden Zöpfe war mit einer roten Schleife gebunden wurden, der andere offenbar nur mit einem gewöhnlichen Band. Ihre Augen trugen ein helles braun. In der Klasse begann sofort das natürliche Tuscheln. Das schien Moira etwas zu verunsichern, woraufhin sie dem anderen Mädchen das Wort überließ.

"Ich bin Aurelia." Sie hatte einen gleichgültigen, gelangweilten Blick. Das Tuscheln verstärkte sich. Im Gegensatz zu Moira hatte Aurelia dunkelblaue Augen und viel längere Haare, allerdings waren trug auch sie tiefliegende Zöpfe und an nur einem Zopf eine schleife. Aurelias Schleife war blau. Auch hatte sie keine orangen Haare, sondern leuchtend Blonde. Beide Mädchen sahen gut gepflegt aus, alles in allem ganz normal.

"Hast du das gehört?" Iwen stieß Aurelio ein paar weitere Male aufgebracht in die Seite.

"Ja, hab ich! Jetzt hör auf!", brummte Aurelio zurück und stieß Iwen auch einmal in die Seite.

"Aurelio und Aurelia.", meinte Iwen und setzte ein herausforderndes Lächeln auf. "Was für ein Zufall. Oder vielleicht Schicksal?"

"Wovon redest du? Es gibt soviele Namen, die eine weibliche und männliche Form haben. Das ist überhaupt nichts Besonderes.", zischte Aurelio sofort und legte seinen Kopf wieder auf dem Schultisch ab. Inzwischen bekamen die Mädchen ihre Plätze. Sie wurden in die letzte Reihe, die von den Lehrern absichtlich oft frei gehalten wurde, gesetzt. Direkt hinter Aurelio und Iwen. Auch das wollte Aurelio ignorieren, so wie alles um sich herum um ein bisschen Schlaf nachzuholen. Iwen war ganz anders, er setzte sofort alles daran, die beiden Neuen besser kennen zu lernen. Als die Lehrerin für eine Weile weg war um ein paar Arbeitsblätter zu kopieren, drehte sich Iwen schmunzelnd zu den neuen Mädchen und sagte:

"Hey, ihr beiden. Wenn ihr wollt, zeige ich euch hier alles. Ihr könnt mich auch gern fragen, wenn ihr was nicht wisst." Moira riss die Augen auf und meinte dann fröhlich:

"Oh, das ist aber nett! Sehr gerne. Aurelia, haben wir nicht ein Glück? Kaum angekommen lernen wir so einen netten Jungen kennen. Was für ein Glück, nicht wahr?!" Sie sah aufgeregt zu ihrer blonden Sitznachbarin, die ebenfalls ein bisschen lächelte.

"Ja, stimmt." Iwen schob seinen Ellenbogen zum xten Mal in Aurelios Seite, während er zu ihm sagte:

"Sei nicht so ein unfreundlicher Langweiler!" Schließlich bekam er den genervten Aurelio endgültig wach, woraufhin sich dieser mit halboffenen Augen und einem kühlen Blick zu den beiden Mädchen drehte.

"Hallo." Moira sah ihn ein wenig verwundert an, grinste dann aber wieder. Aurelia murmelte ein genauso kühles Hallo zurück. Iwen meinte aufgedreht:

"Also, ich heiß' Iwen. Und der übermüdete Typ hier ist mein bester Freund, Aurelio. Nehmt ihn heute nicht so ernst, er hat lange nicht mehr ordentlich geschlafen." Aurelias Augen weiteten sich ein wenig, dann wiederholte sie:

"Aurelio?" Bevor Aurelio darauf anspringen konnte, übernahm Iwen wieder das Wort.

"Ja, was für ein Zufall, nicht wahr? Jetzt haben wir hier einen Aurelio und eine Aurelia. Das passt doch schön zusammen!" Moira fügte freudig hinzu:

"Ja! Das sind zwei schöne Namen." Während er gähnen musste, brummte Aurelio undeutlich:

"Na, da verstehen sich ja zwei." Danach kamen ein paar andere Schüler, die sich für die beiden neuen Mädchen interessierten und gleich Kontakt knüpfen wollten. Daraufhin drehten sich die Jungen wieder nach vorne und redeten zu zweit weiter.

"Warum bist du so? Der erste Eindruck zählt.", meinte Iwen.

"Na und?! Mir geht's beschissen, meinst du, da spiele ich für die beiden Neuen den Netten?" Iwen seufzte ein wenig enttäuscht.

"Nein, das habe ich nicht erwartet. Du könntest einfach freundlich sein." Als Antwort darauf legte sich Aurelio auf seine Arme, die er zuvor auf dem Tisch verschränkt hatte.

"Viel bequemer.", brummte er dann in seine Arme hinein und drehte sich von Iwen weg.

YanderellaWhere stories live. Discover now