Kapitel 6

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Als Moira später nach hause kam, erzählte ihr Aurelia sofort in wenigen Sätzen, was passiert war. Das Mädchen mit den kurzen Zöpfen verstand sofort, doch konnte sich nicht wirklich für Aurelia freuen. Ihr Lächeln geriet schief, fast ein wenig ängstlich.

»Dann hast du ja jetzt, was du wolltest.«

»Das war erst der Anfang.«

»Ich hoffe, dass sich euch Niemand in den Weg stellt …«

»Das lasse ich nicht zu.«

Der nächste Morgen begann für die Freunde wie gewohnt. Sie trafen sich am Feldweg und umarmten sich kurz und knapp alle einmal. Lediglich die Umarmung zwischen Aurelia und Aurelio fiel inniger aus. Das gebrechlich aussehende Mädchen wollte sich nicht mehr von ihm lösen. Iwen und Moira sahen lächelnd zu, wie Aurelia sich immer fester an ihren Freund klammerte, während sie dieser nur sachte und verlegen zurück umarmte.

»Sag mal, Iwen«, meinte Aurelia, während sie ihren Kopf immer noch an Aurelio drückte, »Hat Aurelio dir schon erzählt, was gestern noch passiert ist?« Die Jungen tauschten einen erschrocken Blick aus, dann löste sich das Mädchen von dem Jungen mit den weinroten, gepflegten Haaren.

»N-Nein, wir haben gestern nicht mehr geredet.«, stammelte Iwen dann.

»Ach so. Wann willst du es Iwen sagen, Aurelio?«, fragte Aurelia dann mit einem anhänglichen und dennoch leicht verärgerten Unterton nach.

»I-Ich erzähl es ihm schon noch … Lasst uns jetzt gehen.«, redete sich dieser raus.

»Na gut.« Die Vier waren kaum ein paar Schritte gegangen, als eine unglaublich hasserfüllte, hohe Stimme kreischte:

»Lügner! Lügner! Lügner! Das war ein Mal zu viel! Das wirst du bereuen!« Iwen zuckte heftig zusammen und blieb dann stehen.

»Hm, was ist los?«, fragte sein Freund nach.

»H-Habt ihr das etwa nicht gehört?!«

»Was denn?«, fragte Aurelio und sah Iwen ein wenig mitleidig an.

»Ich hab Nichts gehört.«, brummte Aurelia und setzte einen kühlen Blick auf, aus dem dennoch ein leichtes Lächeln heraus stach. Moira stimmte ihr zu.

»Macht ihr Witze?! Das müsst ihr doch gehört haben! Aurelia!« Er wurde in seiner Panik immer lauter und trat verängstigt ein paar Schritte von den anderen weg.

»Aurelia! Das warst du!«, beschuldigte er sie dann, »Das war deine Stimme!« Aurelio ging vorsichtig zu seinem verstörten Freund und legte ihm seine Hände auf die Schultern. Dann meinte er:

»Jetzt beruhige dich erst mal. Sie hat gar nichts gesagt. Hast du schlecht geschlafen oder so?«

YanderellaWhere stories live. Discover now