Kapitel 15

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Am nächsten Morgen fiel die Begrüßung der Freunde unübertroffen kalt aus. Alle lächelten sich mehr oder weniger nur schief an und Umarmungen gab es gar keine. Ungewöhnlich war, dass Aurelia diesmal Aurelio abblockte. Über die immer öfter blauen Schleifen der Mädchen sprach niemand mehr.

»Und geht es dir besser?«, fragte Aurelia ihren Freund, als die Vier los gelaufen waren. Während sie sprach, sah sie aus, als hätte sie Probleme damit, eine halbwegs heitere Stimmlage zu behalten. Mehr sogar, sie sah aus, als würde sie eine ordentliche Portion Wut unterdrücken.

In der Klasse angekommen, schlichen alle eilig zu ihren Plätzen. Kurz darauf flüsterte Aurelia Moira fast unhörbar zu:

»Glaubst du, das hier wird genauso enden …?«

»Ich hoffe es nicht …«

»Du weißt den Plan hoffentlich noch.« Innerhalb eines Augenblickes war Aurelias traurige Stimme kalt und monoton geworden.

»Ich will nicht, dass Iwen …« Moira wurde unterbrochen.

»Darum geht es nicht!«

Später in der Pause saßen die Vier ohne Maricar herum und verputzten schweigend ihr Frühstück. Irgendwann warf Aurelia Moira einen mehr als deutlichen Blick zu, woraufhin das kleinere Mädchen begann zu zittern. Schließlich schüttelte sie mit aller Kraft den Kopf und ballte hilflos Fäuste. Damit war Aurelias ursprünglicher Plan zunichte gemacht worden. Sie richtete sich entsetzt auf und starrte Moira gehässig an. Anschließend brüllte sie sie vor den beiden anderen an:

»Fein! Du wirst sehen was du davon hast! Aber jammer dann bloß nicht rum! Hörst du, Moira?! Du untreues Stück! Halt doch zu deinem Iwen! Beschütze ihn, solange du noch kannst!« Iwen, der Aurelia ohnehin schon fürchtete und für verrückt hielt, kniff verängstigt die Augen zu, während Moira sich erschrocken in seine Richtung rettete. Aurelio beobachtete das krankhafte Verhalten der Drei anderen mit gemischten Gefühlen. Schließlich nahm er Aurelias Hände und sprach mitfühlend:

»Was ist denn los? Du siehst so gereizt aus.« Iwen traute seinen Ohren kaum. Er fasste Mut und keifte:

»Bist du taub, Aurelio?! Deine beschissene Freundin hat uns beiden gerade gedroht! Das ist außerdem nicht alles! Es tut mir Leid, ich wollte das nicht sagen, aber … Diese Verrückte hat gestern versucht Moira und mich umzubringen!« Aurelio erwiderte nun ebenfalls gereizt:
»Wie bitte? Bist du bescheuert?! Was zur Hölle redest du da?! Halt die Klappe, wenn das jemand hört, glaubt es vielleicht noch irgendwer!«

»Wie redest du mit mir?! Und das nur wegen diesem Miststück?! Du solltest ihr den Hals umdrehen, bevor sie das mit uns allen anstellt!« Nun hatte Iwen eine Grenze überschritten. Zumindest aus der Sicht seines Freundes. Aurelio stand auf, stellte sich vor Iwen, zog ihn am Kragen hoch und schlug ihm dann mit der Faust ins Gesicht. Für ein paar Sekunden war es ganz still. Man hörte als Nächstes Moiras schockiertes Weinen, als Iwens Blut auf ihren Schoss tropfte.

YanderellaWhere stories live. Discover now