|Chapter 3|

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Aufgeschreckt durch den Wecker war das erste was ich tat ausgiebig zu Gähnen, bevor ich den schrill läutenden Wecker mit einer trägen Bewegung ausschaltete. Und selbst dann blieb ich auf dem Rücken liegend noch ein paar Minuten an die Decke sehend liegen, bevor ich erneut nach meinem Handy griff, diesmal um Musik anzumachen.

Mein Handy, noch immer vom Vortag mit der Musikanlage verbunden spielte ein Lied ab, wessen Töne durch das gesamte Haus schallten. Ich schlug die Decke, nun besser gelaunt zur Seite und stellte mich dem Alltag. Entspannt machte ich mich fertig und stand etwas später mit einem Hoodie und einer einfachen Jeans vor meinem Ganzkörperspiegel.

Mit einem Blick sah ich auf die silbernen Zeiger der Uhr. Ich sollte mich beeilen, um nicht den Bus zu verpassen. Schnell stopfte ich die Hefte und Bücher die ich heute brauchen würde in meinen Rucksack und schlüpfte in meine Schuhe, schnappte mir mein Handy und entkoppelte es von der Anlage, bevor ich die Treppe heruntersprintete und hinter mir die Haustür abschloss.

Die kalte Morgenluft und meine stockdunkle Umgebung weckten meine Sinne. In zügigen Schritten machte ich mich auf den fünfminütigen Weg zu der Bushaltestelle. Mein Kopf spielte alle wichtigen Notizen in meinem Kopf ab, weshalb ich erst zu spät den Bus sah, der viel zu früh losfuhr und hinter der nächsten Kurve verschwand.

,,Das darf doch jetzt wirklich nicht wahr sein...", seufzte ich genervt und massierte mir meine Schläfen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Und jetzt blieb mir nichts Anderes übrig, als mein Auto zu nehmen, denn die Klausur war viel zu wichtig, um sie zu verpassen.

,,Täuscht das oder ist der Busfahrer wirklich eine Viertelstunde zu früh losgefahren?", meinte eine tiefe Stimme mit recht starkem Akzent neben mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich erschrocken um. Für einen Moment musterte ich den Fremden, der aufgrund seiner Größe zu mir herabsehen musste, als er auf mich zu kam.

In dem fahlen Licht der Lampe erkannte ich jedoch nur seine breite Statue und helle Augen. Er nahm eine Hand aus seiner Jackentasche heraus und reichte sie mir mit einem schiefen Grinsen entgegen. Zögerlich ging ich einen Schritt zurück.

,,Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Raphael." Kurz musterte ich ihn misstrauisch und doch auf gewisse Art und Weise fasziniert, bis mir wieder einfiel, dass ich zu der Klausur da sein musste. Ein Auto fuhr an uns vorbei und erleuchtete sein Profil für einen Augenblick.

Er war ein junger Mann mit scheinbar gebräunter Haut, dichtem haselnussbraunen Haar und grauen Augen, die in dem Licht einen silbernen Schimmer besaßen. Eine seltsame Farbe, doch ich mahnte mich selbst zur Besinnung. Ich ergriff seine warme Hand und schüttelte sie kurz.

,,Hast du zufällig einen Plan B auf Lager? Am ersten Tag zu spät zu kommen macht nicht wirklich den besten Eindruck.", meinte er und kratzte sich verlegen an seinem Hinterkopf. Sein Akzent in Verbindung mit seiner tiefen Stimme war wirklich zum dahinschmelzen.

Und dann sagte ich plötzlich, ohne zu überlegen, etwas für mich unvorstellbares. ,,Ich kann dich mit meinem Auto mitnehmen.", meinte ich und beinahe augenblicklich hellte sich Raphaels Miene auf. ,,Ich bin in ein paar Minuten wieder da." Ich lief ohne auf eine Antwort zu warten, aber mit seinem Blick in meinen Rücken den Weg den ich gekommen war zurück. Hatte ich das wirklich gerade gesagt?

Als Raphael an der Bushaltestelle in mein Auto stieg, erhellten die ersten feuerroten Sonnenstrahlen die Straßen und Häuser in der Ferne. Ob er wohl in einem von diesen lebte? Mit Seitenblicken sah ich zwischendurch zu Raphael, der sich mit interessiertem Blick die Inneneinrichtung besah und dann durch die Stille hindurch leise etwas murmelte.

Ich zog meine Augenbraue hoch. ,,Zu welcher Schule musst du?", fragte ich und durchbrach die Stille. Er schien einen Moment zu überlegen, während ich vor einer roten Ampel hielt. ,,Lincoln Highschool", antwortete er. Sein Akzent verreit mir nun, dass er wirklich nicht von hier zu kommen schien. Die Aussprache seiner Worte hörten sich etwas hart und abrupt an, wenngleich die Wärme seiner Stimme dies wieder abrundete.

,,Bist du ein neuer Schüler?", fragte ich neugierig und fuhr weiter. ,,Ja.", sagte er. Mehr kam nicht. Ich hielt weitere Fragen zurück und fuhr stattdessen auf den Schulparkplatz. Mich wunderte es, dass wir einen neuen Schüler mitten im Schuljahr bekamen.

Meine Finger schlossen sich automatisch fester um das Lenkrad bis meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Die Blicke der Schüler, die auf dem Auto ruhten machten mich nervös. Starr sah ich nach vorne.

,,Fährst du wegen diesen Blicken mit dem Bus?", fragte Raphael und nickte mit seinem Kopf nach draußen. Gut, dass die Scheiben getönt waren. Du kennst ihn nicht, Nyx! ,,Und das interessiert dich, weil?", erwiderte ich und parkte den Wagen.

,,Ganz ruhig, Teufelchen." Seine Lache war tief und hörte sich angenehm an. Ich versuchte mir nicht anzumerken, dass er mir sympathisch war, stieg aus und schloss den Wagen ab.

Für einen Moment hatte ich die anderen Schüler vergessen, bis ich die Blicke auf meinem Rücken spürte. Jeder konnte mir ohne große Mühe ansehen, dass ich mich unwohl fühlte. Teufelchen, sein ernst?

,,Ich muss mich beeilen.", verabschiedete ich mich hastig von ihm und ging über den Parkplatz auf das Schulgebäude zu. Vor dem Klassenraum konnte ich das erste Mal vor Seraphina durchatmen, nachdem ich die Treppen hochgerannt war.

,,Hey, wo warst du die ganze Zeit?", fragte sie mich verwundert und ich ließ mich neben sie auf die Bank fallen. ,,Der Busfahrer ist zu früh losgefahren, ich bin mit dem Auto gefahren und habe einen neuen Schüler mitgenommen.", fasste ich zusammen.

,,Ein neuer Schüler mitten im Schuljahr?", meinte Seraphina verwundert, ich zuckte mit meinen Schultern. ,,Kennst du ihn denn? Du bist wirklich die letzte Person, die einen Fremden mit in deinem Auto mitnimmst. Natürlich mit gutem Grund."

Sie hatte recht. Was hatte mich bitte geritten, einen mir völlig Fremden mitzunehmen? Auch wenn mir einiges von dem was mir meine Erzeuger gesagt hatten nicht interessierte, hatten sie doch recht mit der Aussage, dass man keinen Fremden vertrauen darf, niemals.

,,Ich habe keine Ahnung. Ich glaube, die Klausur macht mich wirr im Kopf.", antwortete ich und schüttelte meinen Kopf. Das Klingeln schallte durch den Flur und pünktlich wie immer hörte unsere Klasse den Schlüsselbund des Lehrers. Ich verdrängte den Gedanken an Raphael und ging in meinem Kopf erneut alle möglichen Fragen der Klausur durch.

Als ich zwei quälend langsame Stunden später aus der Klausur lief, seufzte ich laut in dem noch leeren Flur. Schritte näherten sich mir. ,,Wie fandst du die Klausur?", fragte mich Seraphina. Ich überlegte. Die Fragen waren nicht schwer, was ich eindeutig dem Lernen zu verdanken hatte.

,,Ging so.", sagte ich und wollte noch hinzufügen, dass ich Kopfschmerzen hatte, wegen des Umfangs der Arbeit. ,,Hey Teufelchen!", rief jemand über die Menge hinweg. Ich hatte nicht bemerkt, dass es geklingelt hatte.

Sowohl Seraphina als auch ich drehten uns zu der mir nun bekannten Stimme um. Der großgewachsene, muskulös gebaute Raphael schlenderte durch die Menschenmenge hindurch und sah dabei wirklich elegant aus, wie er leichtfüßig den Menschen um ihn herum auswich und mir einen kurzen undeutbaren Blick schenkte.

,,Das ist er?", flüsterte mir Seraphina zu, als er ein paar Meter von uns entfernt in einen anderen Gang einbog. Ausnahmslos alle Mädchen in der Nähe starrten ihm nach, was ich ihnen nicht verübeln konnte. ,,Ja Seraphina, das ist Raphael oder auch der Fremde, den ich mitgenommen habe obwohl ich sowas nie tun sollte."

Devilish SaintsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt