|Chapter 1|

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Mit beiden Händen griff ich nach der Eisenstange schräg über meinem Kopf, welche sich kalt im Gegensatz zu meinen erhitzten Händen anfühlte. Soweit es ging trat ich einen Schritt zurück, nahm Anlauf und zog mich mit Schwung an der Reckstange hoch. Tief konzentriert atmete ich aus und blendete die Gespräche, die Musik und alles andere um mich herum aus. In einem 180 Grad Winkel stützten meine Arme den Rest meines Körpers an der Stange, die etwa zwei Meter über dem Boden war, ab.

In einer fließenden Bewegung zog ich meine Knie zur Brust und rollte mich langsam und mit zitternden Muskeln zwischen meinen Armen rückwärts. Ich hielt die Position und spürte bereits nach kurzer Zeit meine ziehenden Muskeln in Armen und Schultern und den Wunsch, die Stange loszulassen. Zähne zusammenbeißend rollte ich dann meinen Oberkörper wieder vorwärts und war kurz darauf wieder in meiner Anfangsposition. Für einen Moment harrte ich noch in dieser Position aus und löste dann meinen Griff um die Stange. Mit einem dumpfen Ton landete ich auf der blauen Turnmatte.

,,Nicht schlecht, Nyx!", rief jemand und ich wandte mich weg von der Reckstange ab. Meine Hände schwitzten und ich wischte sie mir an meiner ebenso blauen Jogginghose ab. Von der anderen Seite der Sporthalle joggte Seraphina auf mich zu. Eleganz und Selbstbewusstsein. Viele unserer Klassenkameraden, insbesondere die männlichen Vertreter, sahen der Schwarzhaarigen nicht unauffällig hinterher, wie sie auf mich zu lief.

Ich verkniff mir ein Schmunzeln und räusperte mich, als Seraphina vor mir zum Halt kam. ,,Was eine Schande es doch für die männlichen Wesen dieser Schule ist, dass du bereits vergeben bist.", bemerkte ich mit einem leichten Zwinkern. Seraphina hob ihr Kinn und warf gespielt arrogant ihre, zu einem Zopf zusammengebundenen, Haare nach hinten. ,,Ja, was ein Jammer, das ich glücklich bin. Warst du jetzt genug an der Reckstange," Sie deutete mit ihrem Kopf zu dem angesprochenen Gerät, an welchem sich jetzt eine Gruppe von Mitschülerinnen tummelten, ,,oder joggst du mit mir noch ein paar Runden?"

Kreisend bewegte ich die Muskeln meiner Schultern und spürte dort bereits jetzt ein starkes Ziehen. Ein kurzer Blick zu unseren Mitschülerinnen an der Reckstange zeigte mir zudem, dass sie dort wohl nicht so schnell vorhatten zu gehen. Als Antwort auf Seraphinas Frage beschleunigte ich also meinen Schritt und joggte los. Nach ein paar Sekunden hatte sie mich eingeholt. Aus meinem Augenwinkel sah ich zu ihr. Ihre schwarzen Haare glänzten wie Seide in dem Licht der Sporthallenbeleuchtung, ihre sonnengebräunte Haut gab dazu einen wirklich schönen Kontrast ab. Ihre Augen stachen durch das außergewöhnlich klare Smaragdgrün hervor.

Sie schien nachdenklich, weshalb ich sie mit meinem Ellenbogen anstieß. Ihr Kopf schnellte zu mir hoch und sie sah mich fragend an. ,,Alles okay? Hast du Streit mit Rick?", fragte ich und wischte mir genervt eine blonde Haarsträhne aus meinen Augen. ,,Nein, nein, mit Rick und mir ist alles in Ordnung. Kann ich gleich schnell den Aufsatz in Religion bei dir abschreiben?"

Typisch Seraphina. Als sie mich bereits gestern nach dem Aufsatz gefragt hatte, habe ich ihr den Aufsatz nicht schicken können, weil ich den gesamten Abend im Fitnessraum bei mir zu Hause verbracht hatte. Daher dachte ich, dass sie den Aufsatz vermutlich noch selber geschrieben hatte.

,,Hast du den gestern nicht gemacht?", fragte ich. Beim Joggen folgten wir der roten Linie welche auf dem Boden war und ab und zu von einer orangenen und einer grünen Linie geschnitten wurde. ,,Eigentlich schon...", druckste sie herum und sah auf den Boden, dabei färbten sich ihre Wangen leicht rot, als würde sie an etwas erinnern. ,,Aber dann kam Rick noch zu mir und-" Ich unterbrach sie.

,,Ich verstehe schon. Mit Details kannst du mich verschonen.", antwortete ich mit einem Heben meiner Augenbraue. Die Musik im Hintergrund verstummte und wir blieben stehen. ,,Genug für heute, geht euch umziehen!", rief Mr. Smith, der Sportlehrer, durch die Halle. Sofort rannten einige auf die Türen zu, die zu den Umkleidekabinen führten. Seraphina und ich hingegen warteten bis sich das Gedrängel an der Tür aufgelöst hatte, bevor auch wir den Gang betraten. Die dunklen, kalten und glatten Backsteinwände gaben einem das Gefühl durch eine Kühlkammer zu laufen, teilweise dem kalten Winter draußen geschuldet.

Devilish SaintsWhere stories live. Discover now