|Chapter 2|

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Stumm las ich die beinahe unleserlichen Sätze und musste das ein oder andere Mal ziemlich rätseln, was die Wörter zu bedeuten hatten. Konzentriert wanderte mein Blick von dem mit Notizen bekritzelten Blatt zu meinem Collegeblock und ich schrieb die Notizen noch einmal auf ein neues Blatt, diesmal ordentlich. Wieso gebe ich mir im Unterricht auch nicht ein einziges Mal Mühe, vernünftig zu schreiben? Neben meinem Bett auf dem Nachttisch stand eine Tasse mit heißem Fruchttee, der einen angenehmen Duft nach Himbeere und Johannisbeeren verbreitete, während ich im Schneidersitz auf meinem Bett saß.

Mitten im Satz unterbrach mich ein schriller Ton vom Schreiben. Ich legte den Stift verwundert auf das Blatt und versuchte den Ton zu orten. Mein Handy! Schnell schob ich die Hefte, den Collegeblock und meinen Ordner zu Seite. Ich hob ein weiteres Heft an, unter welchem ich mein immer noch klingelndes Handy vermutete. Tatsächlich lag es darunter und ich nahm den Anruf an.

,,Was gibt's?", fragte ich und versuchte mit der anderen Hand, alles wieder so hinzulegen, wie es vor meinem Suchen lag. Ich gab es auf und stand mühsam von meinem Bett auf. Ein kurzes Rumpeln später stand ich vor meinem Bett und mein Ordner und einige meiner Hefte lagen zu meinen Füßen. Schulterzuckend stieg ich darüber und widmete mich wieder vollkommen dem Anruf.

,,In zehn Minuten beim Season's? Ich brauche guten einen Kaffee und meine beste Freundin.", meinte Seraphina seufzend. Einen Kaffee könnte ich auch gebrauchen. ,,Ja, bis gleich dann.", antwortete ich ihr und legte auf. Mein Blick wanderte zu der runden, anthrazit gefärbten Uhr, welche über meiner Tür hing. Die weißen Zeiger zeigten mir, dass es Mittag war.

Mit einem kritischen Blick sah ich an mir herunter. Ich würde gerne, aber so kann ich wirklich nicht raus gehen. Nach der Schule hatte ich meine Kleidung gegen andere und vor allem wärmere getauscht. Da ich mich jetzt erneut umzog tauschte ich die weichen, flauschigen Socken und die Jogginghose durch eine schwarze Leggings und normale Socken, über welche ich einfache Boots anzog. Der schneeweiße oversize Hoodie ging mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel, ich ließ ihn an und zog lediglich noch eine Jacke darüber.

Nach einem kurzen Blick in den Spiegel, nachdem ich meine honigblonden Haare improvisiert zu einem Knoten gebunden hatte, griff ich mit einem Zögern nach dem Autoschlüssel auf meinem Nachttisch. Mein Handy steckte ich in meine Jackentasche, als ich die Wendeltreppen von meinem Zimmer herunter in den Flurbereich lief. Da ich bereits meine Schuhe trug, was meinen Erzeugern mit Sicherheit nicht gefallen würde, spürte ich die Kälte des Marmorbodens nicht.

Ich schloss hinter mir die Tür ab als ich nach draußen lief und steuerte die Garage an. An der weißen und leicht angerauten Wand war vor etwa einem Jahr ein Fingerabdruckscanner angebracht worden. Sinnlos wie ich finde, aber meine Meinung interessierte in diesem Punkt niemanden. Und wie das Ding bei den kalten Temperaturen und dem eisigen Regen der Vortage noch nicht einen Kurzschluss erlitten hatte, war mir auch ein Rätsel.

Mit leichtem Druck legte ich meinen rechten Daumen auf den Scanner. Ein grünes Licht, welches mich an den Scanner eines Druckers erinnerte, leuchtete meinen Finger ab, bevor es kurz und schrill piepste. Ich zog meinen Finger weg und im gleichen Moment ging vor mir das Metalltor in derselben Farbe der Wand, auf.

Stumm lief ich in die Garage. Diese war ein eichenbrauner Anbau mit schwarzen Rahmen, weißen Toren, von welchen insgesamt fünf vorhanden waren. Ich lief durch das erste Tor, das Licht ging automatisch durch Bewegungsmelder an. Der leicht angeraute, schwarze Betonboden schimmerte unter dem grellen LED-Licht, als ich auf eines der Autos zu lief, nämlich meines.

In der Reihe aus teuren Autos, welche sich die Garage entlang erstreckten und durch ihre unterschiedlichen Farben und Formen auffielen, entdeckte ich den tiefroten Urus in der letzten Reihe. Gegenüber von meinem Auto stand ein SUV in einem hellerem rot, welches typisch für seine Marke war, der Ferrari meines Vaters.

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