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tut mir leid für die verspätung, aber klausurenphase hat angefangen und dann ist da noch diese hausarbeit... das fühlt sich dank corona und dem onlinesemester alles so unreal an:') langsam vermisse ich meinen hörsaal doch (okay, vielleicht vermisse ich auch nur die mensa).

Disclaimer: Die im späteren Verlauf verwendeten Metaphern von dem Meer, sind eine meiner vielen Gedanken, Ideen und Sichten zu dem Tod. Wir wissen im Endeffekt nicht, was real ist und was nicht, für diese Geschichte aber habe ich mich dafür als Realität entschieden.




Taehyung

Mein Rücken schmerzt fürchterlich, als ich vor Lachen von meinem Bett rolle und mit einem dumpfen Geräusch auf meinem Parkettboden lande. Immer noch kichernd reibe ich mir meinen Bauch, sicherlich habe ich nach diesem Lachanfall ein Sixpack, denn ich kann einfach nicht aufhören. Meine Augen tränen schon und jedes Mal wenn ich es schaffe, kurz wie ein Karpfen nach Luft zu schnappen, bricht die nächste Welle über mich herein und ich kichere wieder wie verrückt.

Jin beugt sich über meinen Bettrand und sieht irritiert zu mir hinunter.
„Sag mal, geht's dir noch gut?"
„Nein", gluckse ich und kichere danach heiter weiter, während der Schnuckel über mir angepisst mit der Zunge schnalzt.

„Du glaubst mir nicht", stellt er fest und ich versuche mich zu beruhigen, während ich mit zitternden Fingern eine Lachträne aus meinem Augenwinkel wische.
„Es ist nicht so, als würde ich dir nicht glauben. Das macht schon alles Sinn. Aber du bist... der Tod!"

Ein neuer Lachkrampf überkommt mich wie eine Welle und ich rolle mich hysterisch kichernd auf meinem Boden, wie eine Sushi. Eigentlich hasse ich so etwas, aber gerade kriege ich mich gar nicht mehr ein und mir tut schon alles weh. Ich könnte heulen.

„Ich glaube, das ist der Schock...", murmelt Jin mehr zu sich selbst, als zu mir und beäugt mich dann so, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen.
Langsam schaffe ich es mich zu beruhigen und schnaufe noch etwas wie ein schwangeres Walross vor mich hin.

„Taehyung, ich lüge dich nicht an, wirklich. Und ich weiß auch, dass das alles total abgedreht für dich klingen muss, aber es ist die Wahrheit. Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, du siehst nicht auf meiner Liste", spricht mir Jin zu, während sich ein fast schon liebevoller Ausdruck auf sein Gesicht gelegt hat.

Schniefend richte ich mich etwas auf, während ich immer noch versuche meine Tränen unter Kontrolle zu bringen. Gott ist das peinlich. Denke ich, als schon wieder so ein verfluchtes Glucksen meine Kehle aufsteigt.

„Was machst du denn also Tod so?", frage ich dann schließlich und versuche tief ein und aus zu atmen.
Im Gottes Willen - darf ich das überhaupt noch sagen? - ich spreche hier mit dem Tod über seine Arbeit. Total fertig mit den Nerven fange ich dummerweise auch noch an zu Hicksen, was Jin ein Schmunzeln auf die Lippen lockt.

„Ich erscheine kurz bevor jemand stirbt und nehme gewissermaßen das Lebenslicht, oder auch die Seele wie ihr sie nennt, der Person mit. Dann wirkt sie auf euch endgültig tot", murmelt er leise und scheint unsicher zu sein, ob ich damit klar komme.
„Manchmal kann das aber auch schief gehen - wie als du mich im Café abgelenkt hast."

„Also habe ich jemandem das Leben gerettet?", harke ich nach und komme nicht umhin, mich etwas stolz zu fühlen. Ihr könnt mich von heute an ‚Superheld Taehyung' nennen!
Dieses ganze Gekicher ist mir wohl etwas zu Kopfe gestiegen. Schnell rappele ich mich auf und setze mich zu Jin auf mein Bett, um mir noch meine schmerzende Schulter zu reiben.

Nur zu gut erinnere ich mich an den Moment, als ich Seokjin entdeckt und ihn abgelenkt habe. Ich konnte dadurch den Tod der Frau aufhalten und so etwas wie Euphorie fliest in meinen Adern, als ich mir vorstelle, was für einen guten Einfluss ich auf das Leben haben könnte.

„Nein, im Gegenteil", Jin schüttelt den Kopf. „Du hast das ... Leben der Frau nur verschlimmert. Lebenslichter haben unterschiedliche Längen und erlischen mit der Zeit. Kurz bevor sie schwarz werden, nehmen wir sie mit und bringen sie... nach Hause. Sie sterben dadurch nicht wirklich - ihre Hülle, ja, aber nicht die Seele. Sie wandeln sich nur und werden zu etwas Neuem, denn jedes Lebenslicht ist einzigartig.

Wird dieses Ende aber trotzdem überschritten, verdunkelt sich das Licht immer weiter und geht nur langsam und qualvoll zu Ende. Als Tod kannst du nicht jederzeit so ein Licht mitnehmen und ist der Zeitpunkt verpasst, geht diese Seele einfach verloren. Sie löst sich auf, wie so vieles andere im Universum auch.

Das Licht wird manchmal auch durch deinen eigenen Einfluss etwas trüber, zum Beispiel bei Depressionen. Wenn ein Mensch besonders starke Suizidgedanken hat, kann es auch sein, dass er sein Licht dadurch selber erlischt. Aber eigentlich ist die Zeit des Lebenslichtes immer vorgegeben und wir sammeln sie am Ende ein.

Der Tod ist nicht das Ende, Taehyung. Für die Seele ist es eher so, als würde sie endlich heimkehren, nach Hause kommen. Als wäre ihr Wandeln auf der Erde nur ein kurzer Ausflug gewesen. Es ist schwer zu beschreiben, aber vielleicht kann ich es dir bildlich erklären. Stell es dir vor, wie mit den Wellen:

Auch wenn die Welle bricht, kehrt sie am Ende zurück in den Ozean. Sie ist nie ganz verschwunden, aber wird auch nicht wieder das, was sie für einen kurzen Moment einmal war.

Wenn ich diese Seele jetzt aber nicht mitnehmen kann, dann ist das, als hätte jemand einen Graben im Sand gebaut und ein Teil des Wassers kann nicht zurückkehren. Es bleibt alleine und schafft es nicht nach Hause.

Und so ist es mit der Seele der Frau auch. Eigentlich hast du ihr damit keinen Gefallen getan, auch wenn es erst so wirken mag. Der Verstand von euch Menschen ist zu begrenzt um wahrzunehmen, das nicht der Tod das Böse ist, sondern der egoistische Wunsch das Leben zwanghaft festzuhalten."

Nach Jins Monolog schlucke ich einmal beklommen.
Mir ist auf einmal ganz kalt geworden, als mir klar wird, dass ich viel bin, aber kein Superheld. Ich dachte, ich hätte der Frau damit vielleicht einen Gefallen getan, ihr Leben noch etwas zu verlängern. Aber eigentlich habe ich ihr nur ein schlimmeres Ende beschert - oder wäre es überhaupt das Ende gewesen?

Trotzdem brennt mir eine Frage auf der Zunge, für die ich mich am liebsten schlafen würde. Doch ich komme nicht umhin, sie trotzdem zu stellen.

„Jin... kanntest du die Seele meiner Mutter?"

Last OneWhere stories live. Discover now