Chapter 48

1.8K 46 22
                                    

My heart talks about 
Nothing but you.

Christina

Unschlüssig stehe ich vor meinem Kleiderschrank und betrachte mit schiefgelegtem Kopf die Auswahl. Es ist früher Samstagabend, ich war gerade duschen und überlege jetzt wie ich den restlichen Tag verbringen will. Jogginghose oder doch lieber gleich Schlafanzug? Definitiv Schlafanzug. Entschlossen ziehe ich meine Unterwäsche-Schublade auf und will gerade eine Hose herausziehen, als mein Blick auf ein farbiges Stück Stoff fällt, das ich vor Monaten in die hinterste Ecke verbannt habe. Zögerlich ziehe ich es aus dem Schrank. Es ist ein zusammenpassendes Unterwäsche-Set aus hellroter Spitze, das nur sehr wenig der Fantasie überlässt. Ich hatte es ursprünglich für Evgeny gekauft, jedoch kam es nie zum Einsatz, weil er mich ja vorher abserviert hat. Langsam breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Eigentlich wäre das doch der perfekte Zeitpunkt um dem traurigen Dasein in meinem Schrank ein Ende zu setzen. Wir haben den anderen von uns erzählt, sind im Halbfinale und haben gestern auch noch volle 60 Punkte abgeräumt. Also wenn das kein Anlass zum Feiern ist, weiß ich auch nicht. Kurzentschlossen lasse ich den Schlafanzug wo er ist und schlüpfe stattdessen in das Set meiner Wahl. Erleichtert stoße ich die Luft aus, als ich feststelle, dass ich nicht zugenommen habe und es immer noch genauso gut sitzt wie damals als ich es gekauft habe. Ein bisschen die Haare aufgeschüttelt, roten Lippenstift aufgelegt und fertig. Zufrieden betrachte ich mein Werk im Schlafzimmerspiegel. Ja, ich denke das kann sich durchaus sehen lassen. Nach einem letzten prüfenden Blick mache ich mich auf Zehenspitzen auf den Weg in die Küche, wo Luca gerade Abendessen machen sollte. Allerdings ist sowohl dort als auch im Wohnzimmer keine Spur von Luca zu finden. Hm, komisch. "Luca?", rufe ich in die Wohnung, bekomme aber keine Antwort. Auf einmal fällt mir ein, dass er ja noch das Regal im Flur reparieren wollte und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Mit einem perfekten Plan im Kopf steuere ich die Tür zum Flur an, drücke die Klinke herunter...und finde mich zehn aufgerissenen Augenpaaren gegenüber. Entsetzt starre ich die Ansammlung an Leuten an, die vor meiner Haustür stehen, die Luca offensichtlich gerade geöffnet hat. Da stehen alle - und ich meine alle - unsere Lets Dance Kollegen inklusive Kathrins Freund Max und Vica und sind genauso erstarrt wie ich. Die Sekunden verstreichen aber ich kann mich einfach nicht bewegen. Andrzej ist der Erste, der sich aus der Starre löst und in schallendes Gelächter ausbricht. "Wow, also eigentlich wollten wir euch ja mit einer Einweihungsparty überraschen aber so wies aussieht kriegt ihr das gut alleine hin." Vica versetzt ihm einen heftigen Stoß mit dem Ellbogen in die Rippen, was ihn schmerzerfüllt aufstöhnen lässt und ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu. Mittlerweile bin ich bestimmt knallrot im Gesicht und dass Luca mich mit riesigen Pupillen und offenem Mund anstarrt, macht die Situation gerade auch nicht besser. Endlich kommt wieder Leben in mein Gehirn. Hastig greife ich nach dem Erstbesten, das ich in die Finger bekomme - eine von Lucas Jacken - und bedecke damit notdürftig meinen Körper. Gott, ich wünschte ich könnte mich spontan in Luft auflösen. "Das tut mir so leid, ich hab ihm gesagt, dass es eine blöde Idee ist, einfach so bei euch aufzutauchen aber er wollte partout nicht hören!", entschuldigt Vica sich. "Hey, kann ich wissen, dass Bambi ausgerechnet jetzt halbnackt durch die Wohnung rennt?", rechtfertigt Andrzej sich empört, was ihm nur noch einen Stoß in die Rippen einbringt. Ich öffne gerade den Mund um etwas zu sagen, aber ich bekommen nicht mal die Chance zu antworten, denn Kathrin ist wie immer schneller. "Naja, jetzt wo wir schonmal hier sind, können wir auch bleiben", meint sie schulterzuckend und quetscht sich prompt an einem völlig überrumpelten Luca vorbei in die Wohnung. Als sie bei mir ankommt, umarmt sie mich auf ihre typisch überschwängliche Art, während sie komplett die Tatsache ignoriert, dass ich in, sagen wir mal sehr knapper, Unterwäsche vor ihr stehe und mich nur notdürftig mit Lucas Jacke bedecke. Kaum hat sie den ersten Schritt gemacht, folgen die anderen schulterzuckend. Max, der bisher mit roten Wangen abseits gestanden hat, schiebt sich mit gesenktem Blick an mir vorbei, wobei er sich die größte Mühe gibt weder mich noch Luca anzusehen. Kurz bevor er Kathrin ins Wohnzimmer folgt, bleibt er aber trotzdem nochmal stehen, schaut mir ins Gesicht und meint etwas unbehaglich: "Ich bin froh, dass ihr euch offensichtlich wieder versöhnt habt." Dann dreht er sich um und verschwindet im Wohnzimmer, während ich nur die Augen zusammenkneife und mich zum dritten Mal in den letzten fünf Minuten irgendwo anders hin wünsche. Ich öffne die Augen erst wieder, als sich zwei warme Hände unter Lucas Jacke schieben und augenblicklich eine unglaubliche Hitze durch meinen Körper schicken. In der nächsten Sekunde hat Luca mich rückwärts gegen die Wand gedrängt. Die Jacke rutscht mir von den Schultern und landet mit einem leisen Geräusch auf dem Boden, aber ich schere mich nicht darum. Luca schlingt die Arme um meine Taille und drückt sich an mich, nur um mich im nächsten Moment zu küssen. Der Kuss ist heftig und leidenschaftlich und bringt mich fast um den Verstand. "Luca", bringe ich mühsam beherrscht hervor. "Die anderen sind gleich nebenan." Er brummt an meinem Mund. "Du bist diejenige, die halbnackt in unserem Flur steht." Ein atemloses Lachen huscht über meine Lippen. "Mein Plan hat aber auch nicht so viele Zuschauer vorgesehen", murmle ich und streiche mit dem Finger an seinem Hosenbund entlang, bevor ich ihn frech von mir schiebe. Er streckt die Arme aus, um mich wieder zu sich zu ziehen, aber ich weiche ihm geschickt aus. "Du bringst mich um", stöhnt Luca verzweifelt, als ich die Jacke aufhebe und grinsend rückwärts zurückweiche. "Tut mir leid, aber ich bin nicht diejenige, die die gesamte Lets Dance-Crew reingelassen hat. Jetzt müssen wir das wohl heute Abend zu Ende bringen." Damit drehe ich mich um und husche so unbemerkt wie möglich ins Schlafzimmer, um mir endlich was Anständiges anzuziehen. 

Magnetic HeartsWhere stories live. Discover now