Chapter 36

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Now that I know you exist
how can I not love you
-butterflies rising

Christina

Ich weiß nicht was es ist, das mich am nächsten Morgen weckt. Auf jeden Fall ist es draußen noch dunkel, als ich verschlafen die Augen aufschlage. Nur durch den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen fällt ein Streifen helles Mondlicht herein und lässt mich schemenhaft meine Umgebung erkennen. Der kleine Schrank, das breite Bett, die Gitarre in der Ecke. Ich stutze. Gitarre? Langsam lasse ich den Blick durch den Raum schweifen. Moment. Das ist nicht meine Wohnung. Einen kurzen Augenblick lang verfalle ich in Panik, doch nach ein paar Sekunden ist mein Hirn einigermaßen hochgefahren und mir fällt langsam wieder ein, wo ich bin und was gestern passiert ist. Der Quickstep, der Friends-Marathon, Luca, der Kuss
Vorsichtig drehe ich den Kopf und halte den Atem an, als mein Blick auf die Gestalt neben mir fällt. Luca. Ich liege in Lucas Bett. Und er hat seinen Arm um mich geschlungen. Sein Shirt, das ich mir vor dem Einschlafen übergezogen habe, ist mir über Nacht bis zu den Rippen hochgerutscht und irgendwie haben seine Finger ihren Weg unter den Stoff und auf meinen Bauch gefunden. Ein überdimensionales Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich kann nicht fassen, dass das hier gerade wirklich passiert. Lächelnd betrachte ich seine schlafende Gestalt. Seine Lippen sind leicht geöffnet und die sowieso meist etwas verwuschelten Haare stehen in alle Richtungen ab. Es ist ein Bild, das ich am liebsten in meinem Kopf abspeichern würde. Ich hätte ihn für immer so ansehen können. Er sieht genauso friedlich aus wie vor ein paar Wochen, als er bei mir geschlafen hat. Mit dem Unterschied, dass er damals auf meiner Couch lag und nicht kaum angezogen neben mir im Bett. Die Decke ist bis zu seiner Hüfte heruntergerutscht und liegt größtenteils irgendwo am Fußende des Bettes, verheddert zwischen unseren Beinen. Ich lasse meinen Blick über seinen Körper gleiten, über sein Gesicht, zu seinen Lippen. Ich kann einfach nicht fassen, dass das hier wirklich die Realität ist. Wir haben wirklich die Nacht miteinander verbracht. Alleine der Gedanke an die Ereignisse der letzten Stunden lässt mir die Hitze in die Wangen steigen. Lucas Hände überall auf meinem Körper, die Küsse, seine Worte. 

Ein lautes Summen ist es schließlich, das mich kurz darauf aus meiner heilen Traumwelt reißt und ich stöhne lautlos auf. Kurz erwäge ich, das Klingeln einfach zu ignorieren aber als das Summen auch nach einer Minute noch nicht aufgehört hat, muss ich doch drangehen. Da ich aber noch nicht bereit bin meinen Blick von Luca abzuwenden, taste ich blind nach dem Handy auf dem Nachttisch und hebe ab, ohne einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. 
"Wer auch immer da dran ist, hast du ne Ahnung wie früh es ist?", grummle ich halblaut in den Hörer, um Luca nicht zu wecken, während ich mir mit der freien Hand über die Augen fahre. „Dir auch einen Guten Morgen, Bambi", ertönt Andrzejs belustigte Stimme am anderen Ende der Leitung. "Will ich wissen, wieso du um halb sieben morgens total verschlafen an Lucas Handy gehst?" Schlagartig bin ich hellwach. Ich blicke auf das Handy in meiner Hand. Verdammt noch eins, das ist tatsächlich nicht meins. Das liegt nämlich immer noch im Wohnzimmer, wo ich es gestern Abend liegen hab lassen. Verdammter Supermist. Fieberhaft durchforste ich mein Gehirn nach einer einigermaßen plausiblen Ausrede aber vergeblich. "Ich...also wir haben nur...ich hab nur hier übernachtet", stammle ich letztendlich ins Telefon, was Andrzej ein tiefes Lachen entlockt. „Schon gut Bambi, du musst mir nichts erklären. Ich freu mich doch für dich." Erschöpft fahre ich mir mit der Hand über das Gesicht. Na tolle Leistung. Andrzej ist zwar mein bester Freund aber eigentlich hatte ich nicht vor gleich jedem davon zu erzählen. Ich meine, ich bin mir ja selbst noch nicht mal wirklich sicher, was das hier zu bedeuten hat. Ich glaube zwar nicht, dass das eine einmalige Sache für Luca gewesen ist, aber ich würde das lieber zuerst mit ihm besprechen bevor es die ganze Welt erfährt. „Also wieso ich eigentlich anrufe: Ich wollte Luca nur sagen, dass sein Shuttle zum Studio am Donnerstag doch schon eine Stunde früher geht, weil wir für die Maske ein bisschen mehr Zeit einplanen müssen. Eine der Stylistinnen ist kurzfristig ausgefallen und wir wissen nicht ob wir im Laufe der Woche einen Ersatz für sie finden."
„Oh...okay, ja ich richte es ihm aus", murmle ich. „Na dann. Viel Spaß noch ihr zwei", verabschiedet Andrzej sich und ich kann das freche Grinsen auf seinem Gesicht beinahe vor mir sehen. „Andrzej!", empöre ich mich so leise wie möglich, aber da höre ich nur noch sein Lachen und dann hat er auch schon aufgelegt. Na super. 

Scheinbar war das Telefonat nicht so leise wie ich dachte, denn es dauert nicht lange bis Luca neben mir sich langsam beginnt zu bewegen. Seine Hand zuckt, dann spüre ich seine Finger ganz leicht über meinen Bauch wandern. Ein Schauer breitet sich auf meinem Körper aus, als seine Finger weiter sanft über meine nackte Haut streicheln. Dann regt er sich und öffnet schließlich die Augen ein Stück. "Guten Morgen", begrüßt er mich rau und ein träges Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Einen kurzen Moment lang hab ich Angst, dass es jetzt komisch zwischen uns sein könnte und weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. Soll ich ihn küssen? Einfach Hi sagen? Oder am besten so schnell wie möglich verschwinden? 
Zum Glück nimmt mir Luca die Entscheidung relativ schnell ab, als er sich zu mir lehnt und seine Lippen vorsichtig auf meine legt. "Daran könnte ich mich gewöhnen", murmle ich gegen seinen Mund und spüre das leichte Vibrieren in seiner Brust, als er lacht. "Ich auch." 
Überrascht löse ich mich ein Stück von ihm und blicke mit großen Augen zu ihm hoch. "Ist das dein Ernst?", flüstere ich heiser. Jetzt ist Luca derjenige, der überrascht schaut. "Natürlich." Er setzt sich ganz im Bett auf und sieht auf einmal fast ein wenig unsicher aus, als er weiterspricht. "Für mich war das keine Ablenkung, Christina." Ich runzle die Stirn. "Für mich auch nicht", bringe ich hastig hervor und das Lächeln auf Lucas Gesicht wird wieder breiter. "Gut. Denn ich will das hier. Dich. Uns." Seine Hand findet meine und er streicht sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken. "Das heißt, wenn du das auch willst." In meinem Magen flattert es wie wild. Da ich bezweifle, dass ich gerade ein anständiges Wort herausbringe, tue ich das Nächstbeste und küsse ihn einfach. Luca seufzt in den Kuss und lässt seine Hände in meine Haare gleiten, um mich näher zu sich zu ziehen. Es fühlt sich an als würde ich träumen. 

"Wir sollten langsam aufstehen, wenn du heute noch eine Choreografie auf die Beine stellen willst", murmelt Luca irgendwann gegen meine Lippen und ich stöhne leise auf. "Du bist doch sonst auch nicht so versessen aufs trainieren. Wieso jetzt auf einmal?" 
"Einer von uns muss ja der Verantwortungsvolle bleiben", schmunzelt er und ich boxe ihm empört gegen den Oberarm. "Kann ich doch nichts dafür, wenn ich lieber mit dir hier bleiben würde", verteidige ich mich und streiche mit dem Zeigefinger sanft über sein Schlüsselbein und zurück. "Okay, das ist wirklich zu einem Teil meine Schuld", gibt er frech zu, bevor er den Kopf senkt und mich wieder küsst. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, drücke ich sanft gegen seine Brust. "Wer ist jetzt der Verantwortungsvolle von uns beiden?", ziehe ich ihn auf und mache mich vorsichtig von ihm los, bevor ich es mir nochmal anders überlegen kann. Luca hat Recht, eigentlich sollte die Choreo schon seit gestern fertig sein aber da ich am Abend... sagen wir mal... etwas abgelenkt war, habe ich heute noch eine Menge Arbeit vor mir. Und am späten Nachmittag steht auch noch die Profi-Probe an - ein Grund mehr einen Zahn zuzulegen. Es kostet mich all meine Selbstbeherrschung um ins Wohnzimmer zu gehen und mich an die Choreo zu setzen. Drei Stunden lang schaffe ich es mehr oder weniger produktiv vor mich hin zu arbeiten, bis Luca in meinem Blickfeld auftaucht und ein Tablett mit Saft, Marmeladentoast, Speck und Rührei vor mir auf dem Tisch abstellt. In einer kleinen Vase stecken sogar zwei hübsche rote Blumen, wobei ich keine Ahnung habe wo er die so schnell hergezaubert hat. Gerührt von der liebevollen Geste lächle ich ihn an. "Danke, aber das hättest du echt nicht machen müssen." Lucas Mundwinkel zucken. "Und ob ich das musste. Ich weiß doch, dass du sonst wieder nichts isst." Darauf kann ich nichts mehr erwidern. Er kennt mich mittlerweile einfach viel zu gut. Ein paar Minuten bleibt Luca noch bei mir sitzen, während ich mit einer Hand Notizen auf meinen Block kritzle und gleichzeitig versuche zu essen. Irgendwann lässt er mich dann aber doch wieder alleine, weil ich sonst wohl keine Arbeit mehr geschafft hätte. Obwohl ich eigentlich ein schlechtes Gewissen haben sollte, dass wir so weit zurückliegen, kann ich nicht verhindern dass ich es in Betracht ziehe das Training einfach komplett sausen zu lassen. Zu verlockend ist der Gedanke einfach den ganzen Tag mit Luca im Bett zu verbringen. Aber ganz ehrlich - könnt ihr mir das verübeln? 


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AN: Und da bin ich wieder 🙈 Danke nochmal an euch alle für die ganzen lieben Nachrichten wegen meiner Prüfung. ❤️ Ich habs zwar trotzdem vergeigt aber hey, ihr kriegt wenigstens ein neues Kapitel 😅😌


Magnetic HeartsWhere stories live. Discover now