Chapter 41

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When the sharpest words 
wanna cut me down
I'm gonna send a flood, 
gonna drown them out
I am brave, I am bruised
I am who I'm meant to be, 

This is me

Christina

Mit zitternden Händen stolpere ich in meine Garderobe. Kaum fällt die Tür hinter mir zu, kann ich mich nicht mehr halten. Heiße Tränen laufen über meine Wangen und ich schluchze leise auf. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie ich innerhalb von zwei Stunden von knallrotem Bambi zu einem weinenden Häufchen Elend wechseln konnte. Die Antwort sind zwei Worte. Magic Moment. Wir haben alles gegeben in diesem Tanz, haben unser ganzes Herz in die Choreo gelegt, um Lucas Gefühle zu vertanzen. Die ganze Woche haben wir so hart trainiert wie noch nie, haben Schmerzen und Misserfolge in Kauf genommen um etwas Magisches zu schaffen und innerhalb von zwei Minuten schafft die Jury es, all unsere Arbeit zunichte zu machen. Es wäre zu wenig Tanz gewesen, zu wenig Abwechslung, zu wenig Risiko. In einem Anflug von Wut trete ich gegen den Mülleimer neben der Tür, der mit einem scheppernden Geräusch durchs Zimmer fliegt und an der Wand gegenüber wackelnd zum Liegen kommt. Dann sinke ich vor der Couch zu Boden und vergrabe das Gesicht schluchzend in den Händen. Vor der Kamera konnte ich meine Enttäuschung noch verbergen aber jetzt, wo ich alleine in meiner Garderobe sitze, kann ich einfach nicht mehr. Unaufhaltsam laufen mir die Tränen über die Wangen, verschmieren mein Make-Up und tropfen in schwarzen Flecken auf den hellen Stoff meines Kleides. Mittlerweile schluchze ich so laut, dass mir das leise Klopfen an der Tür komplett entgeht. Erst als Kathrin den Kopf ins Zimmer streckt, hebe ich leicht den Kopf. "Hey Chrissi, ich wollte..." Sie bricht ab, als sie mein verheultes Gesicht sieht. "Oh no, Chrissi, what happened?!" Besorgt kommt sie zu mir herüber und lässt sich neben mir in die Hocke sinken, aber ich bekomme kein einziges Wort heraus. Etwas hilflos nimmt Kathrin mich in den Arm und streicht mir über den Rücken, während sie vergeblich versucht mich zu beruhigen. Irgendwann nehme ich entfernt wahr, wie sie irgendwas in ihr Handy spricht, das ich aber nur zum Teil verstehe. Kurze Zeit später öffnet sich leise die Tür. Ich brauche gar nicht erst den Kopf zu heben, um zu merken wer da gerade reingekommen ist. Aus großen, verweinten Augen blicke ich zu Luca hoch. "Hey", murmelt er leise und lässt sich vorsichtig neben mir auf dem Boden nieder, während Kathrin sich unauffällig aus dem Raum schleicht. "Komm mal her." Sanft zieht Luca mich in seine Arme und ich kuschle mein Gesicht an seine Brust. Immer noch laufen mir die Tränen über die Wangen aber Lucas Nähe beruhigt mich und schon bald werden die Tränen weniger und das Schluchzen leiser. Jetzt allerdings bekomme ich Schluckauf, was Luca zum Lachen bringt. "Weißt du, dass du furchtbar süß bist, wenn du Schluckauf hast?", schmunzelt er und streicht mir sanft eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. „Vielen Dank auch", grummle ich, den Kopf immer noch an seine Brust gedrückt. Mit dem verlaufenen Make-Up, dem zerknitterten Kleid und den verwuschelten Haaren sehe ich bestimmt furchtbar aus. Trotzdem muss ich bei seinen Worten lächeln, obwohl mir gerade eigentlich wirklich nicht danach ist. "Was ist passiert, Christina?", fragt Luca auf einmal sanft und drückt mich ein Stück von sich weg, um mir ins Gesicht schauen zu können. Schon wieder spüre ich, wie meine Augen anfangen zu brennen und ich drehe schnell den Kopf ein Stück weg. Ein besorgter Ausdruck tritt auf Lucas Gesicht und er fährt behutsam mit dem Daumen über meine Wange um meine Tränen zu trocknen.  "Hey, nicht weinen. Komm schon, Süße, red mit mir. Was ist los?" 
"Ich...es ist nur...", fange ich an, breche aber dann wieder ab. Meine Stimme ist kratzig und heiser vom Weinen und ich muss mich räuspern, bevor ich weitersprechen kann. "Wir haben uns so eine Mühe gegeben, mit dem Tanz. Wir waren perfekt. Du warst perfekt." Frustriert fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare. Auf einmal komme ich mir furchtbar kindisch vor. "Ach ich weiß es doch auch nicht. Als Profitänzerin kriege ich ständig Kritik zu hören, keine Ahnung wieso mich das jetzt auf einmal so mitnimmt." Luca streicht mit den Fingerknöcheln über meine Wange und blickt auf mich herunter. In seinen Augen liegt nichts als Verständnis, obwohl ich mein Verhalten selbst nicht richtig verstehe. "Du bist enttäuscht, das ist doch total normal. Ich finds auch nicht schön, dass wir nur 25 Punkte gekriegt haben. Aber hey, das war unser Magic Moment und das kann uns keiner nehmen, oder nicht? Und wir haben ja immer noch das Tanzduell, da können wir es dem doofen Llambi nochmal richtig zeigen." Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken über die Augen und nicke. Dann drehe ich mich zu ihm um und gebe ihm einen sanften Kuss. "Danke", flüstere ich mit einem leichten Lächeln. Als Antwort streicht er mir behutsam über die Wange. "Ich bin für dich da, Christina. Das weißt du, oder?" Ich nicke dankbar. "Gut." Er steht auf und streckt mir seine Hand entgegen. "Und jetzt komm, machen wir dich fürs Tanzduell fertig und dann zeigen wir Moritz und Renata mal so richtig wies geht."

Und das tun wir auch. Wir liefern uns ein knallhartes Duell, vor allem Renata und ich kämpfen um jeden Punkt. Letztendlich bekommen wir beide 30 Punkte und die schlechte Bewertung aus unserem ersten Tanz ist schon fast wieder vergessen. Als nachher die Entscheidung ansteht, ist die Aufregung aber mit einem Schlag wieder da. Lucas Hand findet meine und er verschränkt unsere Finger miteinander. Im Gegensatz zu meinen sind seine Hände warm und schicken sofort ein Gefühl der Sicherheit durch meinen Körper. Instinktiv lehne ich mich ein Stück näher an ihn. "Wir schaffen das schon", flüstert er mir aufmunternd zu, aber ich merke genau, dass er auch nervös ist. Angespannt blicken wir auf die Tanzfläche, wo Victoria und Daniel gleich verkünden, wer von den Paaren zittern muss. Es entscheidet sich zwischen Moritz und Renata und uns. "Und weiter sind...", fängt Victoria an und Luca drückt ermutigend meine Hand. "Moritz und Renata!" Mein Herz setzt einen Schlag aus, als das rote Licht uns einhüllt. Oh nein, bitte nicht. Luca lässt meine Hand los. Stattdessen zieht er mich mit einem Arm zu sich und ich drücke mich so dicht wie möglich an ihn, bis unsere Körper der Länge nach berühren. In dem Moment ist mir völlig egal ob die Fernsehkameras auf uns gerichtet sind oder nicht. Die nächsten Sekunden sind wohl die schlimmsten der bisherigen Lets Dance-Staffel. Am liebsten wäre ich auf die Tanzfläche gesprungen und hätte Victoria an den Schultern gepackt und einmal fest geschüttelt. Wieso müssen die immer meinen es wäre lustig extra noch eine halbe Minute zu warten, bis sie mal endlich die Entscheidung verkünden? Als ob wir nicht so schon nervös genug wären. Endlich wirft sie einen Blick auf die Moderationskarte in ihrer Hand. "Weiter tanzen dürfen...Luca und Christina!" Eine unglaubliche Erleichterung überkommt mich. Wir sind weiter! Überglücklich lasse ich mich von Luca in eine dicke Umarmung ziehen und schluchze leise auf. "Wir haben es geschafft, Christina", flüstert Luca strahlend neben meinem Kopf und drückt mir einen schnellen Kuss auf die Stelle unter meinem Ohr, bevor die Kameras wieder auf uns gerichtet sind. "Und jetzt holen wir uns den Pokal." 




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