Chapter 18

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If you love two People at the
same time, choose the second.
Cause if you really loved the first one,
you wouldnt have fallen for the second.
- Johnny Depp

Christina

Es ist ein verregneter Sonntagmorgen, den man am liebsten eingekuschelt im Bett verbringen würde. Für mich ist das allerdings nicht drin. Nein, denn mein Bett und ich führen im Moment eine Fernbeziehung, wie immer während Lets Dance läuft. Stattdessen sitze ich schon um acht Uhr morgens im Tanzstudio und feile an den letzten Teilen der neuen Choreografie. Natürlich haben wir uns gestern total verquatscht und dementsprechend wenig an unseren Choreos gearbeitet, wie es eigentlich geplant war. Und als wäre das noch nicht genug, steckt India, die Choreografin, die uns eigentlich bei unserem Contemporary helfen soll, dank der Deutschen Bahn irgendwo zwischen Bern und München fest, was bedeutet dass wir vorerst alleine trainieren müssen. Dafür haben wir den ganzen Vormittag lang kamerafrei, denn die ersten Aufnahmen sollen erst nach dem Mittagessen stattfinden. Draußen ist Mistwetter und ich hatte schon meinen zweiten Kaffee und sogar ein kleines Frühstück - eigentlich perfekt, gäbe es da nicht ein kleines Problem. Denn ohne Tanzpartner wird das trainieren schwierig. Der ist nämlich weit und breit nicht zu sehen und das, obwohl wir schon vor einer halben Stunde verabredet gewesen wären. Normalerweise kommen Luca und ich immer gemeinsam ins Training, weil Luca hier in Köln logischerweise kein Auto hat und ich ihn deswegen ja immer zuhause abhole. Aber heute wollte er sich unbedingt hier treffen, weil er wohl noch etwas zu erledigen hatte. Tja, und jetzt sitze ich hier mit einer fast fertigen Choreo aber ohne Tanzpartner. Schöne Scheiße.

Generell läuft es seit Freitag irgendwie nicht sonderlich gut mit uns, oder mit Luca um genau zu sein. Er ist ein super Tänzer und lernt unglaublich schnell und auch zwischenmenschlich haben wir uns noch nie besser verstanden, aber in den letzten Tagen war er so dermaßen abgelenkt, dass ich dachte ich spreche mit meinem 5-jährigen. Ein Wunder, dass wir den letzten Tanz am Freitag so gut hinbekommen haben. Noch dazu scheint er ständig mit Massimo zu telefonieren - Männergespräche wie der sagt. Ich frage mich was mit ihm los ist. Klar, die momentane Corona-Situation belastet jeden, aber das?

Mehr Zeit mir Gedanken zu machen habe ich nicht, denn in dem Moment geht die Tür auf und ein ziemlich abgehetzter Luca stürmt herein.
"Was ist denn mit dir passiert?", frage ich und mustere ihn stirnrunzelnd.
Seine Haare sehen aus, als wäre er gerade aufgestanden und die dunklen Ringe unter seinen Augen zeigen, dass er letzte Nacht offensichtlich nicht besonders viel geschlafen hat. Kurz gesagt: Er sieht fürchterlich aus.
"Wenig Schlaf und Probleme zuhause", erklärt er einsilbig, während er sich auf eine Bank fallen lässt und seine Schuhe auszieht.
"Welche Schuhe brauche ich denn diesmal?", lenkt er ab und ich seufze leise. Okay, damit ist das Thema wohl für ihn erledigt.
"Gar keine."
Unwillkürlich breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. "Wir tanzen diese Woche einen Contemporary", verkünde ich und bin richtig erleichtert, als ich das Lächeln auf Lucas Gesicht sehe. So gefällt er mir schon wieder viel besser. Zufällig weiß ich, dass Contemporary sein Lieblingstanz ist, nicht zuletzt weil er in seinen Musikvideos schon einige Erfahrungen damit sammeln konnte. Und nein, ich habe nicht jedes Video von ihm angeschaut, das ich auf YouTube finden konnte. Okay, zugegeben, ich bin auf dem besten Weg dorthin. Wie auch immer. 
"Zu welchem Lied tanzen wir denn?"
"Someone you loved von Lewis Capaldi"
Der nachdenkliche Ausdruck kehrt auf sein Gesicht zurück.
"Das klingt nach einem sehr emotionalen Tanz..."
Ich nicke langsam.
"Ich hab die Choreo schon fertig, sieh sie dir an und wir können noch was dran verändern, wenn du einen besseren Vorschlag hast", schlage ich vor, bekomme aber nur ein schwaches Nicken als Antwort. Schön langsam mache ich mir wirklich Sorgen um ihn. Aber eigentlich geht es mich ja wirklich nichts an. Wir verstehen uns zwar gut, sehr gut sogar, aber ich will ihn nicht drängen, mit mir zu reden.
"Na gut, dann lass uns mal anfangen."

Magnetic HeartsWhere stories live. Discover now