Chapter 32

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In the end, we all just want
someone that chooses us. 
Over everyone else. Under
any circumstances.
-anonymous

Christina

Nach dem zugegeben ziemlich peinlichen Vorfall mit meinem Kopf scheint Lucas Beschützerinstinkt zum Leben erwacht zu sein, denn er lässt mich keine Sekunde mehr aus den Augen. Egal ob bei den Proben für die Eröffnungsshow, beim Mittagessen oder in der Maske - wo ich bin, ist er auch. Als mir einmal kurz schwindlig wird, weil ich zu schnell aus meinem Stuhl aufgestanden bin, ist er sofort an meiner Seite und hält mich besorgt an der Hüfte fest. 
„Geht's dir gut? Hast du Kopfschmerzen?" Besorgt dreht er meinen Kopf zu sich und sucht in meinem Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen von Schmerzen. „Alles okay, wirklich. Mach dir keine Sorgen", beruhige ich ihn und lege sanft meine Hand auf seinen Arm. Er nickt langsam. „Ich denke trotzdem der Setarzt sollte nochmal draufschauen. Und du musst etwas trinken." „Luca..."
„Bitte. Ich könnte mir das nicht verzeihen, wenn du dich ernsthaft verletzt nur weil wir tanzen obwohl es dir nicht gut geht." Ergeben nicke ich. „Okay, dann hol ihn wenn du dich danach besser fühlst." 
„Danke. Bin gleich wieder da." Seine Hand streift noch einmal kurz mein Gesicht, dann ist er auch schon zur Tür raus und ich lasse mich seufzend zurück auf den Stuhl sinken. Neben mir ertönt ein leises Lachen. „Wow, ich hab wirklich noch nie jemanden gesehen, der dich so angehimmelt hat wie Luca." Mein Kopf fährt so ruckartig zu Kathrin herum, dass mir gleich wieder schwindelig wird. „Was meinst du?" 
„Jeder sieht doch, wie er dich ansieht nur du scheinst das offensichtlich nicht zu checken. Meinst du er würde mir so hinterherlaufen, wenn ich gestürzt wäre? Bestimmt nicht." 
„So ein Quatsch. Er ist einfach ein Gentleman und vielleicht macht er sich auch einfach Sorgen, dass ich nicht tanzen kann. Das macht man unter Freunden eben so." Kathrin sieht mich fassungslos an. „Are you serious?" Verwirrt zucke ich die Schultern. „Komm schon Chrissi, du kannst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass sich da nichts anbahnt. Falls da nicht schon längst was zwischen euch läuft." 
"Da ist nichts, wirklich. Wir verstehen uns einfach gut, das ist alles. Außerdem...du hast Luca doch gehört, für ihn bin ich nicht mehr als eine gute Freundin." Zweifelnd verzieht Kathrin das Gesicht. "Bist du dir wirklich sicher, dass das alles ist? Ist dir echt nie aufgefallen, wie Luca dich anschaut? Oder wie ihr irgendwie immer irgendwo Körperkontakt habt? Manchmal denke ich echt ihr zwei seit Magneten, so eng wie ihr immer beieinander seid."
"Na und? Die anderen Paare schlagen sich ja auch nicht die Köpfe ein und trotzdem sind sie nicht gleich ein Liebespaar. Außerdem geht das nicht, wir...", setze ich sofort an, werde aber von Kathrin unterbrochen, die mir sanft eine Hand auf den Arm legt. „Hey, ganz ruhig ich wollte dich damit nicht aufregen. Ich sag ja nur, dass du es verdient hättest. Nach dem Drama mit Evgeny hättest du mal wieder einen Partner verdient, der dich wie die Prinzessin behandelt, die du bist." „Ey, ich hatte nach Evgeny eine Beziehung!", werfe ich empört ein, was Kathrin ein Schnauben entlockt. „Oh come on, der Typ war ne absolute Nullnummer and you know it. Wie lange hat das gehalten? Zwei Wochen?" 
„Dreieinhalb", korrigiere ich sie halbherzig. Zähneknirschend muss ich feststellen, dass Kathrin Recht hat. Seit Evgeny vor zwei Jahren von heute auf morgen unsere Verlobung gelöst hat, sieht es bei mir in Sachen Liebe ziemlich bemitleidenswert aus. "Lass dir einen Rat geben okay? Wenn du Luca magst - and I know you do - dann musst du was unternehmen. Ich weiß du willst das nicht hören, aber in ein paar Wochen ist das hier alles vorbei. Luca fährt zurück in die Schweiz – zurück in die Stadt, in der seine Exfreundin sitzt – und du bleibst hier in Köln, hunderte Kilometer entfernt von ihm." Seufzend lasse ich die Schultern hängen. „Ich weiß." 
„Also, worauf wartest du dann noch?" 
„Keine Ahnung, ich...ich trau mich einfach nicht. Er hat sich gerade erst von Michéle getrennt und so lange kennen wir uns ja auch noch nicht. Und dann dieses verdammte Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel. Was wenn du dich irrst und ich doch nur eine gute Freundin für ihn bin? Dann können wir die letzten Shows gleich vergessen, ich könnte ihm nie wieder ins Gesicht schauen." 
"Hat er dir gegenüber denn nie eine Andeutung gemacht? Bei den Blicken, die er dir immer zuwirft, kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen." Wie automatisch wandern meine Gedanken zu der Situation von vor ein paar Tagen zurück und ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt. "Ich wusste es!", quietscht Kathrin aufgeregt, als sie meine Verlegenheit sieht. "Los Chrissi, raus mit der Sprache! Ich will Details." 
"Vielleicht, oder vielleicht auch nicht gab es da einen Moment, wo wir uns fast geküsst hätten..." 
"Oh mein Gott", haucht Kathrin und schlägt sich theatralisch die Hand vor den Mund. "Und weiter? Was ist dann passiert? Komm schon, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!" 
"Nichts und dann. Max hat uns unterbrochen und dann war der Moment auch schon wieder rum." 
"Und jetzt?" 
"Ja keine Ahnung!" Seit unserem fast Kuss haben wir kein Wort mehr darüber verloren und obwohl ich das Gefühl hatte, Luca hätte nach dem Training gerne noch Zeit mit mir verbracht, habe ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Am nächsten Tag wollte ich ihn darauf ansprechen, die Sache klären, aber wir sind einfach wieder in unseren normalen Trainingsablauf zurückgefallen, als wäre nichts passiert. Wir tanzen, wir flirten aber keiner von uns hat den Mumm das Thema anzusprechen. Es ist nicht komisch zwischen uns, keineswegs. Wenn, dann verstehen wir uns fast noch besser als vor der ganzen Sache. Aber das was da passiert ist...ich weiß selbst nicht was das war. Ich hab keinen blassen Schimmer was ich darüber denken, geschweige denn wie ich es in Worte fassen soll. "Aber jetzt mach dir keinen zu großen Kopf, Süße. Du musst gleich tanzen, da kannst du sowas nicht gebrauchen." Benommen nicke ich. Ich weiß, dass sie Recht hat. Es ist schließlich niemandem geholfen wenn wir heute rausfliegen, weil ich zu aufgeregt zum Tanzen bin. Also beiße ich mir auf die Zunge, schlucke meine Gefühle herunter und nehme mir fest vor, später mit Luca zu reden. 




Magnetic HeartsWhere stories live. Discover now