Chapter 31

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Too shy to say but I hope you stay
-unknown

Christina

Ich fühle mich als hätte mich ein Laster überfahren. Zwei Mal. Mindestens. Stöhnend schäle ich mich aus meiner Bettdecke und stutze. Moment mal, bin ich gestern nicht auf der Couch eingeschlafen? Luca muss mich ins Bett getragen haben, anders kann ich mir nicht erklären wie ich voll angezogen in mein Schlafzimmer gekommen sein könnte. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen stehe ich ganz auf, schlüpfe unter ein paar leisen Flüchen in die lockerste Jogginghose die ich finden kann und trotte dann in Richtung Küche, um mir mit ein bisschen Kaffee wenigsten wieder ein wenig Leben einzuhauchen.  Immer noch im Halbschlaf tapse ich ins Wohnzimmer und hätte mich vor Schreck beinahe wieder auf die Nase gelegt. Da, auf meiner Couch, liegt Luca und schläft. Sein Oberkörper ist notdürftig mit seiner Lederjacke zugedeckt und er liegt etwas krumm, weil sein Körper im Liegen nicht ganz auf mein Sofa passt. Er sieht so zufrieden aus, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass seine verbogene Schlafposition besonders gemütlich ist. Auf Zehenspitzen schleiche ich in die Küche und mache mich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Wenn Luca schon so süß ist und die ganze Nacht auf meiner wirklich nicht sonderlich weichen Couch verbringt, ist ein kleines Frühstück das mindeste, was ich für ihn tun kann. 

Nachdem ich den Kühlschrank geplündert und ein einigermaßen anständiges Essen auf den Tisch gebracht habe, gehe ich zurück ins Wohnzimmer, um Luca zu wecken. Meine Hand schwebt schon über seiner Schulter, als ich kurz verharre. Sein Gesicht ist so entspannt wie schon lange nicht mehr und ich muss unwillkürlich lächeln. "Du starrst mich an", reißt mich auf einmal eine leise und sehr amüsierte Stimme aus meinen Tagträumen. Lucas Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, noch bevor er blinzelnd die Augen öffnet. "Gar nicht wahr", bringe ich halbherzig hervor aber ich weiß, dass er mir eh nicht glaubt. Lucas Jacke rutscht von seinen Schultern und landet neben ihm auf der Couch als er sich aufsetzt, aber seine Aufmerksamkeit liegt komplett auf mir. "Was machst du denn schon so früh auf? Du solltest dich eigentlich ausruhen." Seine Stimme ist vom Schlaf noch viel dunkler als sonst und ich brauche eine Weile, um eine Antwort zustande zu bringen. "Ich hab Frühstück gemacht, wenn du Hunger hast." Etwas hilflos zeige ich mit dem Daumen über meine Schulter in Richtung Küche. "Es ist nur Marmeladentoast und Müsli aber das ist das Einzige, das ich hinbekomme ohne die Küche abzufackeln", gestehe ich mit einem schiefen Grinsen, was Luca ein leises Lachen entlockt. 
"Ach, ich dachte du kochst gar nicht so schlecht?" Sofort steigt mir wieder die Röte ins Gesicht. Mannomann, ich führe mich auf wie ein pubertärer Teenager. Luca, dem meine Reaktion natürlich nicht entgangen ist, lacht leise. "Keine Sorge, Toast klingt super."

"Du hättest nicht hierbleiben müssen, das weißt du, oder?", bemerke ich später, als wir gegenüber am Tisch sitzen und nehme einen vorsichtigen Schluck Kaffee aus meiner Bambi-Tasse. "Ach was. Ich wollte dich nicht alleine lassen, so ein Sturz kann ganz schön böse Folgen haben." Er zwinkert mir zu. "Außerdem steht dein Wagen immer noch am Studio. Demnach blieb mir eigentlich nichts anderes übrig als hierzubleiben, wenn ich nicht bis zu meiner Wohnung laufen wollte."
"Ich bin froh, dass du geblieben bist", gestehe ich schüchtern und mein Herz macht einen Satz, als sich ein strahlendes Lächeln auf Lucas Gesicht ausbreitet. "Ich auch." Überwältigt von dem plötzlichen Glücksgefühl, das bei seinen Worten durch meinen Körper strömt, beiße ich mir auf die Unterlippe und verstecke mein Grinsen indem ich mir schnell ein Stück Toast in den Mund schiebe. "Wann wollen wir denn heute im Studio sein?", frage ich nach einer Weile und Luca runzelt die Stirn. "Bist du sicher, dass du schon wieder tanzen kannst? Vielleicht machen wir heute lieber eine Pause. Ich kann ausnahmsweise ja auch alleine trainieren." Sofort schüttle ich den Kopf. 
"Kommt gar nicht in Frage. Ich lass dich doch jetzt nicht hängen. Mein Sturkopf hält das schon aus." Als ich seinen skeptischen Blick bemerke, füge ich schnell hinzu: "Außerdem geht es mir schon viel besser als gestern. Mir tut zwar alles weh aber mir ist auf jeden Fall nicht mehr schwindelig und die Kopfschmerzen sind auch weg. Glaub mir, ich kann tanzen." Begeistert sieht Luca zwar nicht aus, aber er widerspricht mir wenigstens nicht. 
"Okay, wenn du meinst. Aber lass zumindest den Teamarzt draufschauen, nur zur Sicherheit." 
"Ay ay Captain", scherze ich und salutiere, was Luca zum Glück wieder zum Lachen bringt. "Du bist schon etwas Besonderes, Christina Luft, weißt du das?" Vor Verlegenheit kann ich nur breit Grinsen. Du auch Luca, du auch. Aber weil ich ein kleiner Feigling bin, behalte ich diesen Gedanken vorerst noch für mich.

Zu meinem großen Glück findet der Setarzt keinen Grund, wieso ich nicht trainieren kann. Scheinbar habe ich mir gestern nur ordentlich den Kopf gestoßen aber bis auf eine anständige Beule und einem angekratzten Ego scheine ich keine weiteren Verletzungen davongetragen zu haben. Als der Arzt mir die Erlaubnis gibt, das Training wie gewöhnlich durchzuziehen, hätte ich am liebsten drei Kreuzzeichen gemacht. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich am Freitag nicht auftreten könnte und Luca mit irgendeiner anderen Tänzerin tanzen müsste. Bei dem Gedanken macht sich ein unrealistisches Gefühl der Eifersucht in meiner Brust breit, was eigentlich völlig fehl am Platz ist. Schließlich bin ich nicht die einzige tolle Tänzerin hier und Luca ist es bestimmt auch völlig egal, wenn er in einer Show mit jemand anderem tanzen müsste. Trotzdem lässt mir der Gedanke daran, dass Luca jemand anderen so berühren könnte wie er das bei den Tänzen mit mir macht, einen Schauer über Rücken laufen. Schnell schiebe ich das Gefühl weit von mir. Zum Glück ist mein Dickschädel ja robust genug und hat den Sturz gut verkraftet, sodass ich mir darüber erstmal keine Gedanken machen brauche. 

Magnetic HeartsWhere stories live. Discover now