Kapitel 2

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Nachdem Finnick und ich Annie abgeholt hatten, die er so gerne dabei haben wollte, gingen wir rüber zu Damirs Haus, wo er und Sarah schon auf uns warteten. Das Essen stand bereits auf dem Tisch, weswegen uns meine beste Freundin antrieb, damit wir endlich Platz nahmen. Nur mit einem großen Seufzen und dem deutlichen Hinweis, dass ich nur eine Minute Zeit hatte, durfte ich schnell noch in andere Klamotten schlüpfen und meine Haare kämmen, ehe wir uns dann alle am Tisch einfanden und somit zumindest Sarah unglaublich glücklich machten.

Kaum hatten wir dann zu Essen begonnen fing Finnick sofort mit seinem üblichen Geplauder, was Annie neben ihn sich sichtlich entspannen ließ. Scheinbar reichte es ihr schon seine Stimme zu hören und sie fühlte sich sicherer. Ein wenig wehmütig sah ich da zu Damir. Früher war es bei uns ähnlich gewesen und ich fühlte mich mit ihm deutlich besser, vor allem da er mich immer zum Lachen brachte. Solche Momente gab es seit seiner Rückkehr nur noch selten. Stattdessen wurde er immer verschlossener und suchte sofort nach mir, wenn ich ohne etwas zu sagen nur in den anderen Raum ging. Man könnte also meinen, wir würden uns so nahe stehen wie noch nie zuvor, doch es fühlte sich nicht so an. Ich wollte ihm helfen, doch ich konnte es nicht, auch weil er mich nicht an sich ranließ. Er meinte immer, er würde nichts brauchen, solange ich bei ihm war. Ich jedoch wusste es besser. Damir fühlte sich schwach gegenüber von mir und wollte die restliche Stärke die ihm blieb nicht auch noch verlieren.

„Wie lief das Training? Oder soll ich lieber fragen, wie oft ist sie heute auf den Hintern geflogen?“, fragte Sarah und holte mich dadurch aus meinen Gedanken zurück.

„Nur fünf Mal, sie steigert sich.“, antwortete Finnick grinsend und kurz funkelte ich ihn an.

„Erstens, sie sitzt hier und hat einen Namen. Zweitens, es waren nur vier Mal du alter Lügner.“, verbesserte ich ihn.

„Naja, ab morgen ist alles vorbei, dann muss er sich einen neuen Sklaven suchen.“, sagte plötzlich Annie und kurz waren alle Blicke auf sie gerichtet. Etwas wie ein Scherz kam eigentlich nie über ihre Lippen.

„Ich danke Gott für dieses Mädchen welches erkennt, unter welch schrecklichen Bedingungen ich leben muss.“, sagte ich, faltete meine Hände und richtete meinen Blick an die Decke, woraufhin sie lächeln musste und Damir sogar zu lachen begann. Sofort durchströmte mich eine Wärme und ich konnte nicht anders als glücklich zu ihm zu blicken.

Wir saßen noch eine Weile zusammen und unterhielten uns, ehe sich Annie und Finnick verabschiedeten, da es ihr langsam zu viel wurde. Auch Sarah ging los, da sie sich bei ihren Eltern blicken lassen musste, die im Gegensatz zu meinen, ihre Tochter wirklich sehen wollten. Am Ende war ich deshalb mit Damir allein.

Wir räumten zusammen die Küche auf, während wir einfach miteinander plauderten, ehe wir hoch in unser Schlafzimmer gingen. Es war unser Schlafzimmer, da wir es uns seit seiner Rückkehr teilten, auch wenn wir es die meiste Zeit wirklich nur zum Schlafen nutzten. Zu oft hatte er Albträume oder brauchte mich einfach nur zum Halten, damit es ihm besser ging. Natürlich gab es Momente, in denen ich mir wünschte, dass es anders lief, doch sein Wohlbefinden ging vor. Wenn es mich morgen nicht erwischte hatten wir ja noch alle Zeit der Welt.

„Glaubst du, Sarah schaut noch bei Darian vorbei?“, fragte mich Damir, als wir oben angekommen waren und zog dabei seinen Pullover aus.

„Natürlich tut sie das. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich sofort noch zu ihren Eltern musste. Sie frühstücken am Erntetag immer zusammen. Darian ist sicherlich der wahre Grund.“, antwortete ich und ignorierte dabei rücksichtsvoll, wie er beim Wort Erntetag zusammen zuckte.

„Wann meinst du, dass sie es zugibt?“

„Vielleicht am Tag ihrer Hochzeit.“, überlegte ich laut und musste schmunzelnd, während er grinste.

„Es ist so schön dich so zu sehen.“, rutschte es mir heraus während ich ihn dabei betrachtete und sein Lächeln verschwand sofort wieder. Na toll Elina, du Idiotin!

„Elina, ist tut mir leid, dass ich so bin.“, sagte er plötzlich und sofort kam ich auf ihn zu.

„Hey schon gut, tut mir leid, dass ich das gesagt habe.“

„Nein, es ist meine Schuld. Ich verhalte mich wie der größte Idiot und behandle dich nicht so, wie du es verdienst. Stattdessen bade ich im Selbstmitleid und schaffe es nicht, die bösen Gedanken zu vertreiben. Jedes andere Mädchen wäre schon längst geflüchtet, vor allem mit einem Finnick Odair praktisch vor der Haustür.“

„Aber der Finnick Odair vor der praktischen Haustür liebt bereits jemanden anderen. Und ich tu das auch, denn ich liebe dich.“, entgegnete ich und zauberte ihm damit wieder das Grinsen in sein Gesicht, welches ich so mochte.

„Und ich dich.“, erwiderte er.

„Das ist der Grund, weshalb wir seit fast einem Jahr zusammen sind und uns nichts auseinander bringt, egal wie schwer die Situation auch sein mag. Wir sind füreinander da.“, sagte ich noch und stellte mich dann leicht auf Zehenspitzen, legte einen Arm um seinen Nacken und zog ihn dann zu einem Kuss heran. Damir drückte mich daraufhin fest an sich, während er den Kuss erwiderte. Doch leider unterbrach er ihn wieder viel zu früh, aber immerhin lächelte er danach immer noch, was mein schneller schlagendes Herz zumindest ein wenig versöhnte.

„Jetzt lass uns schlafen gehen.“, sagte ich dann und knuffte ihn in die Seite, ehe ich mich auch schon aus seiner Umarmung schlich und dann meinen Pullover auszog. Ich wollte mir gerade mein Nachthemd schnappen um es anziehen, als ich jedoch seine Lippen in meinem Nacken spürte, die diese Stelle zärtlich küssten, was mir eine Gänsehaut bescherte. Überrascht drehte ich mich langsam um, wodurch sich unsere Lippen nur Sekunden später wieder fanden.

Der Kuss war intensiver und drängender als zuvor und im nächsten Moment hatte ich mich auch schon an ihn gedrückt, während meine Hände an seinem T-Shirt zogen. Der Stoff störte und ich wollte seine Haut auf meiner spüren, weswegen ich es ihm ungeduldig einfach über den Kopf zog und achtlos zu Boden warf. Als wäre dieses kurze innehalten schon viel zu lange, zogen wir uns gleichzeitig wieder aneinander und vereinten unsere Lippen wieder miteinander, während Damir mich vorsichtig in Richtung Bett schob und mich dann auf die Matratze drückte.

Viel zu selten gab es diese Situationen, in denen wir an keine Spiele, Albträume oder irgendwelche Toten dachten, weswegen ich mir vorkam wie eine Verhungerte, die das Stück Brot nicht mehr hergeben wollte, dass sie nun bekam.

Okay, Finnick hatte Recht, meine Vergleiche waren unglaublich mies. Doch eigentlich gab es auch nichts passendes was beschreiben konnte, was ich in diesem Moment fühlte.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now