Kapitel 17

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Ich hatte Recht damit, dass mir Finnick ruhig zu hören würde. Allerdings hatte ich auch Recht was Sarah und Damir betraf, weswegen ich mir beinahe 20 Minuten ihre Argumente anhören konnte, warum wir Sam nicht trauen durften. Irgendwann hatte Finnick jedoch die Geduld verloren und sie angeschrien, bevor wir dann ohne einen Entschluss wieder zurück zu unseren Häusern gingen.

Am nächsten Tag hatten wir es erneut versucht und dieses Mal beschlossen wir, dass wir einfach mal abwarten würden. Wenn Sam die Wahrheit gesagt hatte, dann würde Finnick es herausfinden, sobald er im Kapitol war. Drei Wochen später war dies auch der Fall.

Es war schlimmer als sonst auf ihn zu warten und die Tatsache, dass er über zwei Wochen bereits dort war machte es nicht besser. Ich starb halb vor Sorge.

Im Distrikt war es wieder unruhiger geworden und Menschen gingen auf die Straßen, weshalb ich die meiste Zeit nur bei Annie oder Damir saß. Vermutlich hätte ich noch die Fabrik aufzählen können, doch dort herrschten ebenfalls Unruhen. Einige Mitarbeiter legte einfach ihre Arbeit nieder, weswegen meine Eltern im Verzug waren und noch mehr schufteten als sonst. Da konnten sie nicht noch eine Tochter brauchen, die man im Büro anlernen musste.

Ich seufzte und ließ meinen Kopf in mein Kissen fallen, als Annie ebenfalls plötzlich seufzte. Ein Geräusch, was bisher noch nie über ihre Lippen gekommen war. Überrascht sah ich deshalb auf und blickte in ihre Richtung.

„Mir ist langweilig.", gestand sie mir. „Ich will raus und an den Strand und nicht hier drinnen herum sitzen."

Sofort musste ich schmunzeln. Mir ging es da genauso.

„Ich weiß, ich sterbe beinahe vor Langweile. Aber wir können nicht raus. Damir würde mich umbringen und wenn ich dich mitnehme, würde mich Finnick dann nochmal umbringen. Es ist einfach zu gefährlich.", sagte ich und dachte gleichzeitig an Sams Worte. Er wollte mich nicht am Pranger wiedersehen, ich durfte also keinen Unsinn machen. In meiner momentanen Anspannung bedeutete das also, ich musste bleiben wo ich war.

Annie antwortete nicht darauf sondern starrte aus dem Fenster, wobei ihr Blick wieder leer geworden war. Ich dagegen legte meinen Kopf wieder zurück, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Ich schreckte sofort hoch und zuckte dann noch einmal zusammen, als Annie zu schreiben begann. Schnell legte ich einen Arm um ihre Schultern um sie zu beruhigen, wobei ich gleichzeitig überlegte wie ich uns verteidigen konnte.

„Hey, ganz ruhig, ich bin es nur. Tut mir leid, ich hätte leiser sein sollen.", murmelte der Eindringling und ich entspannte mich wieder.

„Finn.", murmelte Annie und auch ich sah grinsend in seine Richtung. Mein erster Gedanke war sofort aufzuspringen um ihn zu umarmen, doch ich wartete brav und ließ Annie den Vortritt. Sie gingen aufeinander zu und Finnick zog sie dann in seine Arme, ehe er ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie küsste. Höflicherweise sah ich zu Boden. Jedoch nicht lange, da ich plötzlich hochgerissen wurde und mich dann ebenfalls in seinen Armen befand.

„Ich habe Platz für beide meiner Mädchen. Immerhin bin ich groß und gut gebaut.", behauptete er übertrieben lässig, was mich sofort die Augen verdrehen ließ.

„Das Kapitol tut dir nicht gut, du bist dann immer noch eingebildeter als sonst.", neckte ich ihn, küsste aber danach ganz schnell seine Schulter. Es war das Einzige was ich mit meiner Größe erreichte, trotzdem konnte ich nicht anders. Ich war so froh dass er heil wieder zu Hause war.

„Elina? Könntest du die Anderen zusammen trommeln? Ich hätte Lust auf ein bisschen Strand.", meinte er plötzlich und ich wusste was das bedeutete.

„In Ordnung. Sagen wir in zwei Stunden? Dann hast du noch Zeit dich in Ruhe zu duschen und dich ein wenig zu entspannen.", schlug ich ihm vor, doch er schüttelte den Kopf.

„In einer Stunde. Wir treffen uns dort, wo wir uns immer treffen."

„Okay.", antwortete ich schnell und rannte dann auch schon nach draußen.

Das Gute am Siegerviertel war, dass wir hier alle beisammen wohnten. So brauchte ich nicht einmal eine Minute um zu Damir zu rennen. Er spielte gerade mit Sarah und Darian Karten, etwas, das sie seit neusten immer dann taten, wenn ich nicht da war. Vermutlich lag das daran, dass ich das Spiel immer noch nicht verstanden hatte und sowieso immer verlor.

„Finnick ist wieder da.", sagte ich, nachdem alle Augen auf mich gerichtet waren. Allein das reichte aus um sie nach oben springen zu lassen.

„Wann?", fragte Damir und sah dann zur Uhr, die an der Wand hing.

„In einer Stunde. Ich will aber nicht länger warten, lasst uns bitte gleich gehen.", bat ich beinahe flehend und zur Freude meinerseits nickte er.

Doch ich konnte nicht gleich los, sondern rannte erst noch einmal nach oben um mir einen Bikini anzuziehen. Ich war seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr am Strand. Wenn ich schon mal wieder dorthin kam, dann wollte ich auch kurz ins Wasser rein.

Nachdem ich umgezogen war, machten wir uns auf den Weg zum Strand, wobei wir dabei länger brauchten als sonst. Wir mussten ein paar Teile des Distrikts meiden und deshalb den längeren Weg nehmen. Es war sicherer für uns, vor allem wenn Sam Recht haben sollte und wir wirklich auf der Verdächtigungsliste ganz oben standen. Es würde dann vermutlich reichen, wenn wir nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Als wir endlich ankamen wartete Finnick bereits auf uns, was mich sofort besorgt werden ließ. War etwas passiert? War vielleicht etwas mit Annie?

„Finnick!", rief Damir und als er sich umdrehte atmete ich erleichtert aus. Er schmunzelte.

„Ich wusste, dass ihr auch eher kommen würdet.", meinte er und kam auf uns zu. „Selbst wenn wir abgehört wurden, dann würden sie uns erst in einer Stunde hier suchen."

„Das ist genial und hätte von mir kommen können.", erwiderte ich grinsend.

„Hat jemand was dagegen wenn wir vorher kurz schwimmen gehen?", fragte Finnick und da ich das ebenfalls vorhatte, schlüpfte ich bereits aus meinen Klamotten und rannte los.

Wir stürzten uns in die Fluten, wobei er natürlich gleich unter Wasser verschwand und mir nicht einmal die Chance ließ ihn einzuholen. Trotzdem versuchte ich es, zumindest solange, bis ich plötzlich die Schreie der anderen hörte.

Sie wedelten wild mit den Armen und schienen irgendetwas mitteilen zu wollen, doch wir waren schon zu weit draußen, ich konnte sie nicht verstehen.

„Was haben sie?", fragte Finnick, der nun neben mir aufgetaucht war.

„Ich habe keine Ahnung.", gestand ich und beschloss es einfach herauszufinden, als Finnick hinter mir fluchte.

„Was ist...?", wollte ich wissen, doch als ich erkannte worum es ging brach ich ab. Etwa 50 Meter von uns entfernt ragte eine viel zu große Haiflosse aus dem Wasser.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now