Kapitel 14

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„Ist es euch auch so heiß wie mir? Ich finde, wir sollten mal ein wenig an die frische Luft gehen.", begann Finnick und riss mich somit aus meinen besorgten Gedanken. Verwirrt sah ich ihn an, doch sein wütender Blick war auf Sarah gerichtet und erst da wurde mir bewusst, dass sie gerade in einem Haus des Kapitols davon gesprochen hat, den Bürgermeister belauscht zu haben.

„Mir wird gerade heiß und schlecht. Ich bin auch für nach draußen gehen.", brachte ich hervor und rannte dann auch schon nach draußen. Die anderen folgten mir, allen voran Finnick, der einfach weiter lief, ohne ein Wort zu sagen. Wir waren seiner Meinung nach also noch nicht weit genug vom Haus entfernt. Ich beschloss auf sein Urteil zu vertrauen und folgte ihm, was auch die Anderen taten. So gingen wir noch einige Minuten bis bereits der Strand vor uns auftauchte, erst dann hielt er an.

„Was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht?", rief er sofort und funkelte Sarah an. „Das ist tödlich, für jeden von uns! Snow wird doch nicht zulassen, dass wir jedem erzählen, dass nicht nur in unserem Distrikt Menschen auf die Straße gehen. Das würde diejenigen, die jetzt schon rebellisch sind, nur noch weiter anstacheln!"

Finnick war wütend. Etwas, das ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Das machte mir noch viel mehr Angst als zuvor die Worte und die Haltung von Sarah.

„Ich... ich dachte nicht... Es tut mir leid Finnick.", meinte meine Freundin kleinlaut und sah zu Boden.

Finnick musterte sie kurz, danach seufzte er laut auf und furch sich mit den Händen durch die Haare.

„Du darfst so etwas nie wieder tun. Wir wissen nicht, ob wir abgehört werden. Unsere Häuser sind einfach nicht sicher.", sagte er noch einmal, doch dieses Mal mit sanfterer Stimme.

„Ich wurde vom obersten Friedenswächter geschnappt.", platzte ich plötzlich heraus. Ich hatte keine Ahnung wieso genau in diesem Moment, und wenn man die geschockten Gesichter meiner Freunde betrachtete, hätte ich es vermutlich auch nicht tun sollen. Doch jetzt waren die Worte bereits heraus und ich musste Rede und Antwort stellen.

„Was?", rief Damir als erstes.

„Wie? Was ist passiert?", fragte Finnick nur kurz darauf.

„Ich bin um das Haus geschlichen. Dabei hat er mich erwischt. Hab ihm gesagt, ich suche nur meine Katze.", begann ich, doch natürlich wurde ich bereits unterbrochen.

„Eine Katze?", fragte Sarah und begann zu grinsen. „Hey, wir sollten uns eine anschaffen, was meint ihr?"

„Würdest du mal deinen Mund halten? Und hör auf zu grinsen. Elina erzähl weiter.", brummte Damir und ich nickte.

„Sam hat mir geholfen. Noch ein Friedenswächter. Sagt mal kennt ihr Sam den Friedenswächter? Seinen Nachnamen habe ich leider vergessen."

„Was genau vergisst du eigentlich nicht?", konnte sich Sarah natürlich verkneifen und ich funkelte sie deshalb kurz an, beschloss dann jedoch sie zu ignorieren.

„Nein, hab noch nie von ihm gehört.", meinte Finnick stirnrunzelnd und auch Damir schüttelte den Kopf.

„Nun ja, also Sam hat mir geholfen. Hat deshalb sogar gelogen. Ich glaube er ist nicht wie die anderen Friedenswächter.", überlegte ich laut.

„Oh nein. Nein. Nein! Denk so etwas gar nicht erst. Niemand wird einfach so Friedenswächter. Niemand der ein Herz hat.", behauptete Damir, doch ich wollte das nicht glauben. Konnten so viele Menschen wirklich herzlos sein?

„Es werden nicht alle Friedenswächter, nur weil sie das wollen.", warf Finnick ein, ehe er weiter erklärte. „In Distrikt 2 werden oft junge, kräftige Männer ausgewählt. Oft dann wenn sie 18 sind und ihre letzte Ernte hinter sich haben. Meistens haben sie keine andere Wahl, nicht bei dem Geld das ihnen dafür geboten wird. Auch in Distrikt 2 gibt es arme Familien, auch wenn es deutlich weniger sind als beispielsweise in Distrikt 12. Man kann also nicht alle über einen Kamm scheren."

„Woher weißt du das so genau? Mit wie vielen Friedenswächtern hast du dich denn schon unterhalten?", wollte Damir immer noch ein wenig skeptisch wissen.

„Wie du weißt kenne ich ein paar Sieger aus Distrikt 2. Brutus wird sehr gesprächig wenn er ein wenig getrunken hat. Glaubt mir nie jemand, ist aber wirklich so. Und im ernst, ich weiß es. Ich weiß viele Dinge von denen ich lieber nie etwas gehört hätte."

Finnicks Blick wurde traurig und auch wenn ich immer noch nicht genau wusste was er eigentlich tun musste so war mir klar, dass er genau das meinte.

„Ich vertraue Finnicks Worten. Außerdem habe ich es selbst erlebt. Er hat mir geholfen. Und mir außerdem geraten, mich aus dieser Sache rauszuhalten. Meint ihr, er weiß mehr?", lenkte ich das Thema ein wenig in eine andere Richtung.

„Mit Sicherheit. Aber ich bezweifle, dass er es uns sagen würde.", seufzte Finnick.

„Mal abgesehen davon, dass wir einem Friedenswächter niemals vertrauen würden.", warf Damir ein und Sarah nickte. Natürlich mussten sich die beiden ausgerechnet jetzt einig sein. Doch auch Finnick stimmte ihnen zu.

„Solange ich nicht weiß wer dieser Sam Nachname-habe-ich-vergessen ist, halten wir uns von ihm fern. Elina, du auch.", wies er mich an.

„Ich muss nochmal nach seinem Nachnamen fragen, sonst kannst du keine Nachforschungen erstellen, oder nicht?", konterte ich und schmunzelte dabei.

„Na gut. Allerdings ganz sicher nicht mehr heute. Wir gehen jetzt alle nach Hause. Ihr setzt euch an den Tisch, esst ein wenig, redet über belanglose Dinge und geht dann schlafen. Kein Wort mehr über irgendwelche Bürgermeister, Aufstände, Friedenswächter oder etwas in der Richtung. Alles klar?"

„Sicher, dass er nicht ein Friedenswächter ist? Alter Kommandant.", flüsterte Sarah in mein Ohr und ich musste schmunzeln, auch wenn ich dann so tat als hätte ich es nicht gehört.

Doch ganz egal ob er klang wie ein Kommandant oder nicht, er hatte Recht. Wir mussten viel vorsichtiger sein. Bereits Worte konnten scheinbar etwas auslösen, das gefährlich für uns war. Etwas, das laut Sams Worten viel zu groß war. So groß wie eine Rebellion? Doch das war vermutlich viel zu weit hergeholt.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now