Kapitel 18

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Mein erster Impuls war panisch wegzurennen. Das hätte ich vermutlich auch getan, wenn Finnick nicht sofort meinen Arm gepackt hätte, als hätte er meine Gedanken gelesen.

"Ganz ruhig. Wir müssen langsam und ohne hastige Bewegungen in flacheres Gewässer. Dort kann er uns nicht mehr erreichen.", sagte er ganz ruhig. Wieso zum Henker war er nur so ruhig? Nicht weit von uns schwamm ein Hai der uns mit einem Bissen töten konnte und er verhielt sich als wäre es ein Tunfisch. Ich dagegen hätte kreischen können!

"Er wird uns bestimmt folgen.", jammerte ich mit viel zu hoher Stimme, während ich mich von Finnick mit sich ziehen ließ.

"Wird er nicht können, dafür ist er zu groß. Hast du ihn dir nicht genau angesehen?"

"Himmel nein!", rief ich und fiel ihm damit ins Wort.

"Das ist eine Haimutation, wir müssen also nur in flaches Gewässer, dort strandet er."

Haimutation. Die Dinger, die sich eigentlich hinter einem Fangzaun im Wasser befinden sollten. Die Dinger die jeden töteten, der über die erlaubte Grenze schwamm, ruderte oder fuhr. Eine wahre Killermaschine, geschaffen vom Kapitol.

Sofort huschte mein Blick zur Haiflosse die immer noch viel zu nah war und beängstigend wirkte. Panisch zog ich an ihm, doch als er sich nicht rührte riss ich mich von Finnick los, ehe ich nun doch zu rennen begann. So gut wie man im Wasser eben rennen konnte.

"Elina!", schrie Finnick sofort, doch ich konnte nicht stehen bleiben. Ich wollte nicht zerfleischt werden, wollte nicht auf diese Weise sterben. So einfach wollte ich es Snow nicht machen, dadurch hatte er selbst ja gar keine Arbeit mehr!

"Finnick lauf!", rief ich zurück, da ich auch nicht wollte, dass er so starb und zu meiner Erleichterung war er kurz darauf auch schon neben mir. Er beherrschte das im Wasser rennen eindeutig besser als ich. Vielleicht weil er längere Beine hatte?

"Ruhig bleiben habe ich gesagt und was machst du?", brummte er mich an und packte wieder meine Hand. "Jetzt folgt er uns."

Mein Herz setzte einen Schlag aus, doch ich wagte es nicht, über meine Schultern zu blicken. Stattdessen traten Tränen in meine Augen und ich betete still, dass wir genug Vorsprung hatten.

Die Zeit schien still zu stehen, während wir versuchten den Strand zu erreichen. Irgendwie hatte ich jedoch das Gefühl, dass er einfach nicht näher kam und als ich dann auch noch strauchelte und auf meinen Knien landete war ich mir sicher, nun zu sterben. Solange, bis ich begriff, dass ich mich gerade auf allen Vieren befand und nicht ertrank. Flaches Gewässer.

„In Sicherheit.", bestätigte mir auch Finnick außer Atem und ein Blick zu ihm zeigte mir, dass auch sein Gesichtsausdruck unglaublich erleichtert war. Erleichtert war ich auch, gleichzeitig verspürte ich jedoch eine unglaubliche Übelkeit.

„Ich glaube ich muss mich übergeben.", brachte ich hervor und tauchte mein Gesicht kurz unter Wasser um es ein wenig abzukühlen.

„Dann aber am Strand, denn wir verlassen jetzt das Wasser.", meinte er und zog mich nach oben, als auch die anderen zu uns gerannt kamen. Damir zog mich sofort in seine Arme, wo ich nun zu weinen begann. Ich hatte Angst vor diesen Viechern und einem davon so nahe zu sein war wohl zu viel für meine Nerven.

„Der ist riesig! Was ist das? Ein weißer Hai?", fragte Sarah.

„Der wäre sofort von den Mutationen zerfleischt worden, er wäre nie herein gekommen.", warf Darian an.

„Es war eine Mutation.", klärte Finnick sie auf und nun sah ich ihn wieder an.

„Was? Du musst dich geirrt haben, die kommen nicht auf diese Seite des Zaunes. Können sie nicht, sie sind so programmiert und können nicht über die Absperrung schwimmen.", redete ihm Sarah dagegen, doch ihre Stimme klang nicht einmal annähernd so überzeugend wie sonst.

„Es war einer.", beharrte Finnick, als sein Blick plötzlich hinter uns wanderte und er sich automatisch ein wenig verspannte.

„Natürlich. Ich hätte wissen müssen dass ihr es schafft euch gleich in den Schlammassel zu stürzen.", ertönte eine mir nun bekannte Stimme. Sam.

„Was meinst du damit?", sagte Finnick während wir uns alle in die Richtung des Ankömmlings drehten.

„Neue Reaktion auf die Unruhen. Man nimmt euch, und auch mir, die Freude am Meer. Badeverbot als Strafe und Lebensgefahr beim Fischen.", erklärte er und deutete auf drei Stellen im Meer. Wir folgten ihm mit unseren Blicken und mussten feststellen, dass nun drei Haiflossen zu sehen waren.

„Das darf nicht wahr sein.", flüsterte ich und sah dann zu Sam, der meinen Blick erwiderte.

„Ist es aber. Wurde gerade auf dem Marktplatz verkündet. Könnt ihr mir sagen, wie ihr das macht? Die haben sie gerade reingelassen und ihr bietet euch gleich als Willkommenssnack an oder wie?"

„Sie haben es mit Sicherheit nicht absichtlich getan.", knurrte Damir feindselig. Ich bezweifelte, dass sich die beiden jemals mögen würden.

„Was machst du überhaupt hier?", wollte nun Finnick misstrauisch wissen.

„Euch suchen natürlich!", erwiderte Sam. „Ihr wart nicht auf dem Marktplatz, ich hatte die Befürchtung, dass ihr hier seid."

„In Badehosen?", konterte Damir mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Heute ist mein freier Tag. Ich wollte eigentlich auch schwimmen gehen. Etwas dagegen?", wollte der Friedenswächter nun wissen und Damir wollte erneut etwas erwidern, doch ich brachte die Beiden zum Schweigen.

„Danke Sam. Aber wir haben uns selbst gerettet. Und falls es euch nichts ausmacht, ich würde jetzt gerne nach Hause gehen."

„Natürlich, ruh dich aus. Wir sehen uns.", antwortete Sam als erster und sah mich dann noch ein letztes Mal eindringlich an, ehe er sich einfach umdrehte und wieder verschwand.

„Komischer Kerl.", murmelte Sarah, nachdem er außer Hörweite war.

„Ich mag ihn nicht. Wir können ihm nicht vertrauen.", meinte Damir.

„Können wir teilweise vielleicht schon. Er hatte Recht. Es herrschen Aufstände in den anderen Distrikten. Im Kapitol ist man deshalb sehr beunruhigt.", erzählte uns Finnick mit gesenkter Stimme.

Sofort verfielen die anderen deshalb in ein aufgeregtes Gespräch und ich wollte mich eigentlich auch daran beteiligen, doch ich konnte nicht anders als noch einen kurzen Augenblick über Sam nachzudenken. Er war hier, weil er sich um uns sorgte. Er hatte wieder ein Risiko auf sich genommen und das nur wegen uns. Damir musste sich täuschen. Ich glaubte, wir konnten ihm vertrauen.

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Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt