Kapitel 33

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Ich hatte keine Ahnung was Finnick zu Damir gesagt hatte, doch am nächsten Tag kam er zu mir und entschuldigte sich für sein Verhalten. Es wäre einfach alles ein wenig viel für ihn, er wollte mich nicht verletzten. Und auch wenn ich wusste, dass ihn Finnick mit Sicherheit dazu zwang konnte ich trotzdem erkennen, dass er es wirklich so meinte.

Es tat mir gut, das zu hören, auch wenn mir ganz andere Dinge noch lieber gewesen wären. Doch es war ein Fortschritt und ich musste mit allem zufrieden sein, was sich bei ihm tat. Jeder Fortschritt war ein Erfolg über den ich mich freuen musste.

Wir gingen noch eine Weile Spazieren und dieses Mal fragte er von sich aus nach Dingen, die ich erklären musste. Er erinnerte sich immer noch nicht, nicht einmal ein kleines bisschen, doch dass ich Zeit mit ihm verbringen konnte und es ihm nicht unangenehm war reichte mir fürs Erste. Ich musste nur geduldig sein, dann würde alles wieder gut werden.

Später ging er zurück nach Hause, während ich mich endlich auf den Weg in den Kindergarten machte, was ich bisher immer nach hinten geschoben hatte.

Ich wollte nie ins Büro so wie meine Eltern es für mich vorgesehen hatten , weshalb ich ihretwegen auch mit einer solchen Leere begonnen hatte. Ich wollte eigentlich immer etwas mit Kindern machen, da ich sie, im Gegensatz zu Sarah, die Kinder als lästig und manchmal auch eklig empfand, mochte. Eigentlich wollte ich ja deshalb Lehrerin werden, doch Lehrer wurden hauptsächlich vom Kapitol ausgebildet, damit sie ja auch das richtige leerten, und mussten deshalb in bestimmten Fächern sehr gute Noten haben. Zwar war ich nie schlecht in der Schule gewesen, doch so bekannt wie ich dem Kapitol war und so ungern es mich mochte, ich hätte nie eine solche Ausbildung machen dürfen. Vor allem da ich in ihren Augen sicherlich die falscheste Person war, die Kindern etwas beibrachte, vor allem wenn das Kapitol dabei positiv dastehen sollte.

So versuchte ich es jetzt eben bei kleineren Kindern und in einem Kindergarten. Nur die reicheren Familien konnten sich so einen Platz leisten, weshalb es nicht sehr viele solche Einrichtungen gab, doch ich hoffte trotzdem, dass ich eine Chance hatte.

Im ersten hatte ich jedoch keine, doch der zweite Kindergarten meinte, er könne es sich vorstellen. Jetzt musste ich nur noch ein paar Fragebogen ausfüllen, danach konnte ich mit meinem Praktikum beginnen. Dort würde sich dann zeigen, ob ich bleiben durfte.

Der Tag heute verlief also eigentlich richtig gut bisher, und als ich auch noch Sam traf musste ich lächeln, auch wenn ich nur stumm an ihm vorbei gehen konnte. So dachte ich zumindest, doch er stellte sich vor mich und sagte ganz einfach „Hi".

„Was machst du denn?", zischte ich ihn leise an und blickte mich sofort um. „Du kannst doch nicht einfach so mit mir reden!"

„Jetzt schon.", erwiderte er ebenfalls kaum hörbar und grinste mich an.

„Ich versteh kein Wort.", sagte ich verwirrt.

„Letztens, als wir uns in der Halle unterhalten haben, hat einer meiner Kollegen, dieser Mistkerl, uns beobachtet. Er hat es weitererzählt, da er den Eindruck hatte, dass ich ganz sympathisch auf dich zu wirken scheine. Jetzt soll ich mich mit der anfreunden, um dich besser im Auge behalten zu können. Perfekt oder?", erklärte er mir und mein verwirrtes Gesicht wurde langsam zu einem erfreuten. Das war eine weitere super Nachricht an diesem Tag.

„Was sollen wir also machen, damit du langsam mein Vertrauen gewinnst und ich dir all meine Geheimnisse anvertraue?", erwiderte ich leise, was ihn breit grinsen ließ.

„Jetzt muss ich noch eine Stunde lang arbeiten. Aber dann lade ich dich auf einen Kaffee ein. Und dann könnten wir an den Strand gehen. Auch wenn wir uns theoretisch jetzt irgendwie zusammen sehen lassen könnten, dort bin ich mit dir doch noch am liebsten.", antwortete er und ich wurde bei den letzten Worten ein wenig rot. So etwas hatte schon lange keiner mehr zu mir gesagt.

„Klingt gut.", sagte ich nach kurzem Zögern. „Ich werde jetzt noch ein wenig einkaufen, ein bisschen auf dem Markt herumtrödeln und dann ganz zufällig am Bäcker vorbei gehen."

„Sehr gut.", meinte er grinsend, danach nickte er mir zu und ging weiter.

Wieder sah ich ihm hinterher, bis er um die nächste Ecke verschwunden war, ehe ich meinen Weg weiter ging.

Ich tat was ich ihm gesagt hatte, ging einkaufen und trödelte herum, ehe ich mich in der Nähe des Bäckers aufhielt. Irgendwie war die ganze Situation komisch. Ich wartete darauf, dass Sam wieder kam, damit wir uns treffen konnten. Ich würde mich also gleich in aller Öffentlichkeit mit einem Friedenswächter zeigen. Einer der Menschen, die von den Rebellen im Distrikt am meisten gehasst wurden. Vor allem da sie scheinbar in der Überzahl waren und man praktisch an jeder Ecke einen traf. Aus diesem Grund war es im Distrikt mittlerweile unglaublich ruhig, Aufstände hatten keine wirkliche Chance aufzukommen.

Während ich so darüber nachdachte überkamen mich Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, wenn wir uns jetzt hier trafen und nicht mehr heimlich. Doch dann erinnerte ich mich daran wie es mich nervte, ihn nicht dann sehen zu können wenn ich das wollte. Oder wenn ich nicht mit ihm reden konnte, wenn ich es doch so brauchte.

Als ich ihn dann also kommen sah setzte ich mich deshalb in Bewegung, um auch ganz zufällig am Bäcker vorbei zu kommen und ihn zu treffen. Dort lud er mich dann, jetzt in ziviler Kleidung, zu einem Kaffee ein. Und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich dabei wieder richtig Spaß. 


Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now