Kapitel 8

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Nach dem Gemetzel am Füllhorn waren bereits 11 der Tribute tot und auch in der darauf folgenden Nacht ließ nochmal ein Mädchen ihr Leben, was die Anzahl auf die Hälfte reduzierte. Man konnte also nicht sagen, dass die Spiele bisher langweilig waren, vor allem da sich Peeta den Karrieros angeschlossen hatte. Angeblich um ihnen zu helfen Katniss zu finden, die aufgrund ihrer hohen Punktzahl natürlich auf der Liste der Karrieretribute ganz oben stand. Was jedoch nur wir Zuschauer sehen konnten war, dass Peeta ganz andere Ziele verfolgte. Statt sie zu ihr zu führen lockte er sie jedes Mal von Katniss fort, wenn sie ihr auch nur zu nahe kamen. Was auch immer sie fühlte, er liebte sie wirklich und opferte sich, nur damit sie sicher war. Früher oder später aber würden sie es sicherlich merken und ihn dafür töten. Ich bewunderte seinen Mut.

„Möchtest du noch etwas Tee?“, fragte mich Annie und riss mich, wie so oft, aus meinen Gedanken. Langsam glaubte ich wirklich, mich zu einem richtigen Träumer zu entwickeln. Viel zu oft versank ich in Gedanken oder halben Tagträumen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das normal war. Allerdings, was konnte man schon als normal bezeichnen?

Schnell schüttelte ich den Kopf als ich merkte, dass ich schon wieder zu viel nachdachte, und wollte Annie gerade antworten, doch sie hatte mein Kopfschütteln als nein verstanden und die Kanne bereits wieder abgestellt.

„Es ist eh schon spät, du solltest nach Hause. Ich weiß, dass du zu ihm willst.“, begann sie nun und sofort sah ich zu ihr.

„Ich kann gerne noch bleiben, es macht mir nichts aus.“, antwortete ich. Es machte mir wirklich nichts aus, denn bei Damir lief sicherlich der Fernseher und so ein Hungerspiele freier Tag war wirklich angenehm musste ich sagen.

„Nein, wirklich. Ich werde jetzt eh in die Badewanne und dann schlafen gehen. Es war schön, dass du bei mir warst.“

„Sehr gerne. Ich komme morgen wieder vorbei?“, schlug ich dann vor und stand auf, da sie sich erhoben hatte, doch Annie schüttelte den Kopf.

„Morgen habe ich mir vorgenommen, das Haus zu putzen. Dadurch bin ich abgelenkt. Aber wir könnten am Abend an den Strand gehen? Ich war schon so lange nicht mehr dort.“, erklärte sie, als ihr Blick wieder abschweifte. Ob ich auch so aussah, wenn ich wieder grübelte?

„Gerne.“, sagte ich darauf und legte vorsichtig meinen Arm auf ihre Schulter, was sie wieder zu mir brachte.

„Schön.“, meinte sie mit leiser Stimme und brachte mich dann zur Tür, wo ich sie flüchtig und auch vorsichtig umarmte, ehe ich die wenigen Metern zu Damirs Haus rannte. Im Wohnzimmer brannte Licht, er sah sich also gerade die Spiele an. Allerdings beruhigte mich zu wissen, dass Sarah, zwar mit Darian, bei ihm geblieben war.

Ich zog den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss auf, woraufhin Damir sofort meinen Namen rief.

„Ja, ich bin es.“, antwortete ich und ging dann zu ihnen ins Wohnzimmer. „Was ist passiert?“

„Viel!“, begann natürlich Sarah sofort zu erklären, während Damir aufgestanden war und mich an sich drückte. „Sie haben mit Feuer Katniss zu den Karrieros getrieben. Jetzt sitzt sie auf einem Baum und gleichzeitig in der Falle, da die anderen unter ihr campieren.“

„Und Peeta?“, fragte ich, während ich mich mit Damir wieder setzte, wobei ich mich an ihn schmiegte.

„Der ist auch dabei. Bisher hat er nichts unternommen.“, antwortete nun Darian.

„Weil er sonst bereits tot wär und ihr nicht mehr helfen kann.“, entgegnete Damir und das klang logisch. Er würde warten, bis sie runter kam und sie dann verteidigen. Katniss war gut, zusammen hatten sie eindeutig eine größere Chance als jeweils allein.

Ich blickte auf den Bildschirm wo gerade Katniss eingeblendet wurde, wie sie ihre Wunden verarztete. Danach wurde Peeta gezeigt wie er flüchtig zu ihr blickte, was Claudius natürlich gleich wieder in übertriebenes Geplauder über die junge Liebe verfallen ließ. Zum Glück musste ich es nicht lange mitanhören, da Damir den Fernseher einfach ausschaltete.

„Hey, was soll das?“, beschwerte sich Sarah natürlich sofort.

„Diese Nacht wird nichts mehr passieren, wir können also schlafen gehen.“, gab er zurück.

„Es ist neun Uhr, wieso sollte man schon schlafen gehen?“, fragte Sarah und Damir seufzte daraufhin.

„Du kannst ja noch wach bleiben und weiter gucken, wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum hüpft. Sollte etwas anderes passieren, weck uns.“, gab er nach und warf ihr die Fernbedienung zu, ehe er aufstand und mich einfach mit sich zog.

Wir gingen zwar nicht wirklich schlafen, sondern unterhielten uns noch etwa eine Stunde, doch dann wurden meine Augen viel zu schwer und ich schlief doch ein. Geweckt wurde ich auch nicht von Sarah sondern von Damir, mit dem ich dann zusammen ins Wohnzimmer ging, wo Sarah tief und fest schlief, wobei ihr Kopf Darians Schoß ruhte, der ebenfalls eingenickt war. Das Ganze wäre ein wirklich süßes Bild gewesen, wenn im Hintergrund nicht der Fernseher gelaufen wäre, wo man Katniss sehen konnte, die gerade ein Jägerwespennest bearbeitete. Schnell weckte ich deshalb die anderen beiden auf, bevor ich mich auf das Sofa setzte. Das war gar nicht gut, unter dem Baum lag doch Tara!

„Was ist?“, fragte Sarah verschlafen und dieses Mal war ich es, die ihr die Situation erklärte.

„Tara ist in Gefahr.“

„Was?“ Sofort war Sarah hellwach und auch Darian konzentrierte sich auf das Geschehene. Ich dagegen wünschte mir, ich würde noch schlafen, während ich dabei zusah, wie der Ast mit dem Nest immer weiter nach unten sank. Dachte sie denn gar nicht an Peeta? Der lag doch ebenfalls dort unten! Doch Katniss sägte weiter und es dauerte nicht mehr lange, da landete das Nest in der Mitte der Karrieros.

Schreie drangen nun zu uns, während die Tribute am Boden aufsprangen und versuchten sich zu retten. Clove war am schnellsten, doch ihr Distriktpartner folgte ihr sofort. Auch Marvel und Peeta kamen gut weg, doch bei Glimmer und Tara sah es anders aus. Tränen traten mir in die Augen, während Glimmer bereits zu Boden ging. Tara schaffte es noch ein paar Meter weiter, doch immer wieder stachen die Jägerwespen auf sie ein, wodurch sie immer schwächer wurde. Sie robbte sich am Boden weiter, wollte nicht aufgeben, doch das Gift war einfach stärker. Irgendwann ließen dann auch ihre Schreie, die sich wohl für immer in mein Gedächtnis gebrannt hatten, nach und sie brach zusammen.

Schluchzend und zitternd sah ich auf das Bild, welches sich mir bot. Und als ihre Kanone ertönte musste ich mich an Damir klammern. Das Mädchen, meine Freundin, welche sich für mich gemeldet hatte und der ich mein Leben verdankte, war tot. Ich durfte leben, nur dank ihr. Und jetzt würde ich mich nie dafür bedanken können.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now