Kapitel 32

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Ungläubig starrte ich ihn an. Diese Worte. Aus seinem Mund.

„Wer hat dir diese Dinge gesagt? Wer hat mit dir gesprochen?", fragte ich während Tränen in meine Augen traten.

„Vielleicht ist das meine eigene Meinung?", erwiderte er, doch er hatte viel zu lange gezögert.

„Wer?", fragte ich deshalb erneut.

„Wieso interessiert dich das?", stellte er eine Gegenfrage und langsam wurde ich wütend. Bis mir der Mann mit den Friedenswächtern wieder einfiel.

„Ein Mann. Ein Mann war bei dir. Aus dem Kapitol, richtig? Er hat mit dir geredet.", rief ich und funkelte ihn an. Er sollte sich ja nicht trauen meine Frage erneut zu umgehen.

„Ja. Er ist extra aus dem Kapitol angereist um zu sehen, wie meine Genesung verläuft. Er war sehr nett und...", erzählte er endlich, doch da unterbrach ich ihn auch schon wieder.

„Du bist so ein riesen Idiot. Er interessiert sich doch nicht für deinen Gesundheitszustand! Er wollte nur sichergehen, dass du auch ja keine Fortschritte machst! Gleichzeitig ergab sich dadurch die Gelegenheit, deine Matschbirne zu seinen Gunsten zu füllen!"

Ich war wütend. Enttäuscht und verletzt. Und mit Sicherheit hatte ich gerade keine Lust mehr, Rücksicht auf ihn zu nehmen.

„Versetz dich doch mal in meine Lage! Du wachst ohne Gedächtnis auf und eine völlig fremde Person kommt zu dir und beginnt dir dein Leben zu erzählen. Würdest du sofort alles glauben?", konterte er und ich musste wirklich darüber nachdenken.

Vermutlich war ich wirklich viel zu egoistisch gewesen! Ich dachte immer nur daran, was ich unbedingt wollte und vergaß dabei ganz, wie sehr ich ihn unter Druck setzte. Und es war doch wohl logisch, dass er mir nicht blind vertrauen konnte, oder? Immerhin kannte er mich nicht mehr.

„Ich lasse dich jetzt allein.", sagte ich und drehte mich dann um. Kurz hatte ich die Hoffnung, dass er mich aufhalten würde, doch Hoffnung war wie ich mittlerweile wusste, etwas für Idioten. Er kam mir nicht nach sondern schloss nur die Tür.

Tränen rannten mir über die Wangen und irgendwann blieb ich einfach auf der Straße stehen und umschlag meinen Körper, ehe ich laut zu Schluchzen begann.

Arme legten sich irgendwann um mich und ich wurde an eine Brust gezogen, an die ich mich sofort verzweifelt klammerte.

„Was ist passiert?", fragte Finnick und hielt mich fest in seinen Armen.

„Damir glaubt mir nicht mehr.", brachte ich irgendwann hervor, ehe die Worte nur so sprudelten. „Ein Mann war hier, einer aus dem Kapitol. Er hat mit ihm gesprochen. Sam meinte, das Kapitol ist erfreut über Damirs Zustand. Da man ihn formen kann. Deshalb sind sie gekommen und deshalb wollen sie ihn als Mentor für das Jubeljubiläum. Sie werden ihn beeinflussen und wir haben dann gar keine Chance mehr, dass er sich endlich erinnert. Er meint plötzlich, ich wolle ihn nur zu meinen Gunsten formen, weil ich eine Rebellin bin! Aber das stimmt doch gar nicht Finnick! Ich will nur, dass er sich an die Wahrheit, an sein Leben erinnert."

Finnick schien eine Weile zu brauchen, bis er die Worte vollkommen verstanden hatte. Doch auch dann sagte er nichts sondern ließ mich plötzlich einfach los und ging.

„Finnick, wohin läufst du?", fragte ich und konnte nicht fassen, dass er mich soeben ohne Reaktion und ohne ein Wort der Erklärung stehen gelassen hatte.

„Zu Damir.", antwortete er mir.

„Was? Wieso, was willst du dort?", wollte ich wissen und lief ihm hinterher. Hatte er mir nicht zugehört? Er war sich nicht mehr sicher, ob er uns glauben konnte, was also wollte Finnick jetzt erreichen?

„Ich verprügle ihn jetzt.", antwortete dieser und meine Augenbrauen wanderten nach oben, da ich an eine solche Möglichkeit gar nicht gedacht hatte. Finnick war doch kein Schläger!

„Verprügeln? Finnick, halt.", sagte ich und hing mich an seinen Arm, damit ich mein Gewicht benutzen konnte um ihn zum Stehen bleiben zu zwingen. Ich durfte ihn jetzt nicht einfach so losstürmen lassen, das konnte nicht gut gehen.

„Vielleicht hilft ein Schlag auf den Kopf ja dabei, dass er sein Gedächtnis wieder bekommt. Das ist ja nicht auszuhalten! Wie kann er so ein Idiot sein? Wieso hat er nicht wenigstens ein paar Züge seines alten Ichs?", brummte er und begann dann mich einfach mitzuschleifen.

„Finnick, bitte, bleib jetzt kurz stehen.", drängte ich und stemmte mich in die andere Richtung, ehe ich wieder zu weinen begann und aufgab.

„Elina.", murmelte er und nahm mich dann in seine Arme, woraufhin ich mich sofort erneut an ihn klammerte.

„Lass ihn. Am Ende traut er uns noch weniger.", schluchzte ich verzweifelt.

Wenn wir unsere Schritte jetzt nicht genau durchdachten, konnte alles nach hinten losgehen. Es war schon schwer genug für mich damit leben zu müssen, dass er sich nicht mehr an unsere Liebe erinnerte. Wenn er mich aber am Ende dann sogar hassen würde, das wäre einfach zu viel.

„Ich kann ihn nicht lassen. Du bist doch für mich wie eine kleine Schwester, da ist es meine Aufgabe, dich auch so zu beschützen. Es steht ihm nicht zu, dich zu verletzten. Egal ob er sein Gedächtnis vergessen hat oder nicht. Aber in Ordnung, ich hau ihn nicht, wenn du das nicht willst. Aber lass mich bitte mit ihm reden. Ich schrei auch nur halb so laut wie zunächst beabsichtigt. Und ich verspreche dir, dass ich meine Worte überlegt wähle. Ich spare also auch mit den Beschimpfungen."

Finnick schaffte es, dass ich lächeln musste, ehe ich nickte. Danach küsste er meine Stirn bevor er mich losließ und zu Damirs Haustür rannte, wo er wild dagegen hämmerte. Ich dagegen drehte mich um und ging zu Finnicks Siegerhaus, wo ich auf ihn warten würde. Ich wollte nicht, dass Damir mich sah. Einen abschätzigen Blick von ihm würde ich nicht ertragen können.

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Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWhere stories live. Discover now