Kapitel 32

21.4K 692 25
                                    

Alan hat uns gestern sehr geholfen. Er ist mit uns einige Möglichkeiten durch gegangen. Einige kommen nicht infrage. Zumindest noch nicht. Ich möchte Dad nicht durch eine Medienschlammschlacht ziehen und das kann auch jeder verstehen. Wir werden einen anderen Weg finden. Plan Nummer eins bin ich. Und deswegen werde ich auch so bald wie möglich mit Dad reden, doch jetzt bin ich erstmal bei Jack im Krankenhaus. Die Ärzte entlassen ihn heute, wenn er sich weiterhin schonen. Die Gehirnerschütterung war keine allzu starke und ist mittlerweile zu einer leichten abgeflacht. Das schlimmste war wohl als ich im Wartebereich gesessen habe. Danach ging es besser. Jack kommt mit den Symptomen klar auch wenn er manchmal abwesend wirkt und noch starke Kopfschmerzen hat. Die Prellungen wurden heute noch einmal untersucht. Es ist wirklich nichts gebrochen. Ein schmaler Haarriss in der sechsten Rippe, aber der wächst wohl von selbst zu. Alles andere sind zwar harte Prellungen, aber Jack meint er kommt damit zurecht. Er sei daran gewöhnt.

Er soll bloß nicht meinen, dass ich ihn zu Hause alles machen lasse. Er wird schön liegen bleiben und sich ausruhen. Das habe ich ihm allerdings noch nicht gesagt.

Der Plan sieht so aus, dass Ryan uns abholt. Ich bleibe ein paar Stunden bei Jack bis ich dann die ersten Sachen von mir schon zu ihm bringe. Zu uns. Immer wenn ich daran denke, kribbelt es und ich bin total aufgedreht. Ich werde vielleicht Pius und Allie beten mir in den nächsten Tagen bis der Umzug geschafft ist zu helfen. Jack ist ja erstmal von jeglicher Arbeit frei gesprochen. Das musste ich dem Arzt gestern schon versprechen. Eine Bedingung damit sie ihn heute schon gehen lassen. Außerdem muss ich meine Wohnung noch kündigen und es ist zur Zeit noch so viel los. Nicht zu vergessen das ausstehende Gespräch mit Dad. Wenn ich daran denke, bin ich zwar auch aufgeregt, aber es dreht sich mir dabei der Magen um.

Gerade gehe ich die Gänge des Krankenhauses entlang zu seinem Zimmer. Schon von weitem höre ich Gelächter und laute Stimmen. Als ich dann um die Ecke biege, sehe ich viele große, trainierte Rücken, die sich in Jacks Zimmer drängen. Es sind so viele, dass manche trotzdem noch halb im Flur stehen. Ryan steht ziemlich hinten und dreht sich zu mir um, sobald er mich bemerkt. „Da kommt sie ja."

Daraufhin drehen sich alle Männerköpfe zu mir und ich habe die komplette Aufmerksamkeit. Na super. Sie weichen alle so weit es geht aus und bilden mir einen Weg zu Jacks Bett. Ich verkneife mir ein Lachen. Das Zimmer ist komplett voll und die dominierenden Farben sind rot und gelb, die Farben der Tigers. Finn tritt zur Seite und ich sehe Jack. Er lächelt mich an und seine Augen strahlen. Allein deswegen breitet sich auch in meinem Gesicht ein Lächeln aus. Er sieht schon besser aus, sitzt aufrecht im Bett und zieht mich natürlich sofort zu sich aufs Bett. Wie immer. Er küsst mich und ich lache als die Jungs anfangen zu jubeln und die Arme hoch reißen.

Jack flüstert Vollidioten an meinem Ohr und ich kichere los. Er legt seine Arme locker um meine Hüfte und sieht dann wieder in die Runde. Niemand sagt etwas. Einige lachen.

„Hi. Ich bin Ella für die, die es noch nicht wissen.", sage ich und winke in die Runde.

Das Lachen nimmt zu.

„Glaub mir, wir wissen es alle."
„Aber wir finden seine Wahl gut."
„Ja wir begünstigen sie."
„Geben unser Einverständnis."
„Nur für den Fall ... ich werde nicht wieder auf der Hochzeit singen. Nochmal bringt mich niemand dazu! Theos Hochzeit bleibt die einzige! Egal wie viele Wetten ich noch verlieren werde. Ich wills nur gesagt haben." Ryan hebt abwehrend die Hände in die Luft und macht ein ernstes Gesicht. Die hinter ihm hauen ihm auf die Schulter und schütteln sie bis Ryan sie grinsend wieder fallen lässt.
„Hochzeit? Hab ich was nicht mitbekommen?"
„Nein. Sie sind erst bei Schritt drei: zusammen ziehen." Das kommt von Finn.
„Was war nochmal Schritt zwei?"
„Wie kannst du dir eigentlich die Spielzüge merken? Echt Mann. Ich kapier es nicht. Du vergisst alles!"
„Hey..."

Durch die protestierenden Spieler versucht sich jemand durch zu quetschen. Ihm machen sie aber keinen Platz so wie mir. Jack küsst mich nochmal und als wir uns wieder lösen, weiß ich auch wieso. Dad steht vor uns. Grimmig ist gar kein Ausdruck für seinen Blick. Seine Stirn ist gefurcht und seine Augen sind kaum mehr als Schlitze. Hat er die letzten Worte mitbekommen? Sein Blick liegt kurz auf Jacks Hände um mich. Dann kommt noch ein Trainer und noch einer. Einer grinst Jack an und klatscht bei ihm ein. Die Begrüßung ist herzlich und Jack freut sich ihn zu sehen.

„Das ist Reece", flüstert er mir ins Ohr.

Reece, sein alter Trainer vor Dad, streckt mir die Hand entgegen. Mir schüttelt er sie normal.

„Hallo. Ich bin Ella."

„Freut mich dich kennen zu lernen." Er wendet sich an Jack. „Und sie ist es jetzt, die dir den Kopf verdreht hat?"

„Sie ziehen zusammen", kommt es irgendwo von hinten aus den Reihen der Spieler.
Ich sehe bewusst nicht zu Dad.

Reece Augen werden etwas größer vor Überraschung. „Wow. Na wenn das so ist, freut es mich noch mehr. Nur falls wieder gefragt wird, ich sage diesmal nein zu einer Gesangseinlage bei der Hochzeit!"

Ich muss lachen. „Habt ihr irgendwie alle gesungen auf dieser Hochzeit?"

„Reece und Ryan haben gewettet. Wer den Spielausgang richtig tippt, muss nicht singen. Es gab Unentschieden", erklärt mir Jack.

„Seht ihr? Schon wieder hat jemand etwas von einer Hochzeit der Beiden gesagt. Gebt's zu! Ihr verarscht mich schon wieder. Ihr alle zusammen! Sie heiraten doch und ich weiß von nichts."
„Vielleicht hast du es nur vergessen."
Die Jungs ziehen den Kerl weiterhin auf. Er tut mir ein wenig leid. Er wirkt jünger als alle anderen und sieht ein wenig verloren und verwirrt aus. Ich schüttle den Kopf und gebe ihm so zu verstehen, dass wir nicht heiraten und er gerade verarscht wird.

Bei dieser ganzen Sache sehe ich immer noch nicht zu Dad. Er weiß jetzt über unser Zusammen ziehen bescheid. Vielleicht versteht er so wie ernst es uns beiden mit dem jeweils anderen ist. Er muss es einfach kapieren.

Der Arzt von gestern betritt das Zimmer. Hinter ihm kommen noch zwei Krankenschwestern herein, aber die Beiden wirken etwas abgelenkt. Man kann es ihnen nicht verübeln.

Ryan klimpert mit seinen Schlüsseln. „Ich warte dann mal unten."

Einer nach dem anderen verabschiedet sich von Jack und verlässt dann das Zimmer.

„Bekommst du das mit dem Umzug denn allein hin?", fragt Finn mich.

„Ich werde Allie noch fragen, ob sie mir helfen kann."

„Ah."

Ich sehe das er sich zurück hält und überspielen will was er gerade fühlt. Und es klappt ziemlich gut, aber ich habe den Blick, den er Allie zu wirft gesehen. Er ist fast genauso intensiv wie die Blicke die mir Jack schenkt, wenn ich den Raum betrete, oder wenn ich ihn berühre.

„Und du bist sicher das du keine Hilfe brauchst?"

„Also wenn ich so darüber nachdenke. Joa zwei helfende Hände werden hilfreich. Du kannst gern kommen und uns helfen."

Auch er verabschiedet sich dann von Jack und verlässt das Zimmer hinter Dad. Ich sehe ihm nach und beschließe gleich morgen mit Dad zu reden. Es muss sein. Ich hasse diese Distanz, die gerade zwischen uns herrscht. Und sogar er muss doch jetzt verstehen das es uns ernst ist. Er hat gehört das ich bald bei Jack wohnen werde. Ich wollte seine Reaktion darauf nicht sehen. Hatte zu viel Angst davor ihn damit zu verletzen. Aber spätestens jetzt muss er doch verstehen, dass Jack der Richtige für mich ist. Er muss es einfach kapieren.

FootballgirlDove le storie prendono vita. Scoprilo ora