Kapitel 29

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Es klingelt an der Tür. Ich stoppe den Film, den Allie und ich zur Ablenkung angemacht haben. Sie öffnet und steht dann wie angewurzelt da. Ich höre ein schwaches hallo von ihr und dann Finns Stimme. Ich klettere über die Couch zu Tür und begrüße ihn auch. Wie lieb das er einfach mal vorbei kommt.

Allie steht immer noch da und starrt ihn an und auch Finn muss sich Mühe geben mir auch Aufmerksamkeit zu schenken und nicht nur sie anzusehen. Wäre ich nicht gerade in Depri-Stimmung würde ich die beiden allein lassen, aber das ist meine Wohnung und ich weiß gar nicht wohin. Also verwerfe ich den Gedanken wieder. Aber ich nehme mir vor, dass wenn ich mein Beziehungsdrama gelöst habe, mich um ihres kümmern werde. Nicht verkuppeln, aber ich könnte ja ein wenig Schicksal spielen, sodass sie sich öfters treffen und die Möglichkeit haben sich kennen zu lernen. Allie hätte es so sehr verdient.

„Komm rein.“

Die Beiden kommen in Bewegung und ich hole Finn auch ein Glas. Ich bezweifle zwar das er an unserem Frauenabend teilhaben will, aber da muss er jetzt durch, wenn er schon hier ist. Mit dem Glas in der Hand setze ich mich auf den Sessel. Ich sehe Allie, die gerade aus meinem Bad kommt und jetzt bemerkt, dass sie sich wohl oder übel neben Finn auf die Couch setzen muss. Zuerst zögert sie noch, aber Finn schenkt ihr ein strahlendes Lächeln und sie gibt sich einen Ruck.

Es herrscht erst einmal ein komisches Schweigen in dem wir alle an unserem Wein nippen, aber es entspannt sich zunehmend.

„Was machst du hier?“, fragt Allie. Die Beiden sehen sich an und es dauert ein paar Sekunden bis Finn antworten kann.

„Ich war gerade bei Jack. Er ist ziemlich fertig, aber du auch, so wie es aussieht.“ Er sieht mich an. Damit bin dann wohl ich gemeint.

„Danke.“  Es geht doch nichts darüber, wenn ein Mann dir sagt, dass du gerade scheiße aussiehst.

„Ah! Nein, nein. So meinte ich das nicht!“

Ich erlöse ihn und unterdrücke mein Grinsen nicht mehr länger. Finn entspannt sich wieder und fängt auch an zu grinsen. Allie schnappt sich ein Kissen, umarmt es und nimmt den Blick nicht von ihm.
Aww...

„Also... Ich weiß das ist scheiße, weil ich dir eigentlich auch nichts erzählen darf, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich Jack kenne und ich bin mir sicher das er sich richtig entscheiden wird.“

„Ok?“

„Jaa... Das heißt das er hoffentlich bald hier aufkreuzen wird. “

„Wirklich?“ Ich höre mich viel zu hoffnungsvoll an. Ich will nicht noch einmal enttäuscht werden.

„Bin mir sicher.“ Finn scheint davon felsenfest überzeugt zu sein. Das beruhigt mich und ich erlaube mir zu hoffen.

Er steht auf. „Ich sollte nicht hier sein, wenn er kommt. Ich wollte dir das nur kurz sagen und dich beruhigen. Ihr solltet einen klaren Kopf haben bei dem Gespräch und Jack hat ihn sicherlich nicht. So also dann verabschiede ich mich mal wieder.“

„Finn? Kannst du mir es nicht doch sagen? Bitte?“
Ich kann sehen wie schwer ihm die Entscheidung fällt und er hin und her gerissen ist. Natürlich. Immerhin weiß er es auch nur durch das Vertrauen von Jack, dass er es mir nicht erzählt.

„Wenn Jack es dir nicht sagt, dann ruf mich an. Ok?“

Ich nicke. Damit kann ich leben. „Danke.“

Allie steht auch auf. „Ich sollte auch nicht mehr hier sein.“ Sie umarmt mich und eine Leere breitet sich in mir aus. Wenn sie auch noch geht, bin ich allein. Und was mache ich wenn Jack nicht kommt? Ich kann nicht stundenlang auf ihn warten. Das würde mich kaputt machen. Immer zwischen Hoffnung und Enttäuschung.
Das bleibt Allie natürlich nicht verborgen. Dafür kennen wir uns schon zu lang und zu gut.

„Kannst du ihm schreiben, ob er schon auf dem Weg ist?“, fragt Allie Finn. Der zieht sein Handy heraus und tippt.

„Jep. Ist schon auf dem Weg. Ich habe geschrieben, ob er noch in einen Club will, aber er meint er ist schon auf dem Weg zu dir.“

Ich atme auf. Das heißt er ist gleich da und ich muss nicht lange allein warten. Und unter die Erleichterung mischt sich auch Freude, dass er selbst darauf gekommen ist.

Ich beobachte wie Finn Allie auf dem Weg nach unten zum lachen bringt und ich hoffe, dass der Abend für die Beiden noch nicht vorbei ist. Kaum jemand schaffte es in letzter Zeit Allie zum lachen zu bringen. Finn weiß gar nicht was für eine Leistung er da hinlegt. Ich hoffe nur er bringt Allie auch dazu sich zu öffnen. In der Liebe und bei Männern ist sie anfangs sehr schüchtern und öffnet sich erst später, obwohl sie nicht introvertiert ist. Aber das hat sich in letzter Zeit auch geändert. Ich hoffe nur, dass wenn schon nicht ich es schaffe die alte Allie wieder hervor zu bringen, Finn es schafft. Er ist ein guter Kerl.

Sobald die Beiden weg sind, werde ich rastlos und tigere durch meine Wohnung. Immerhin habe ich die Info, dass Jack gleich da sein müsste. Das beruhigt mich ein wenig und macht mich gleichzeitig noch nervöser.

Ich gehe zum Fenster, um zu sehen wann er hier her fährt. Ein paar Typen schleichen sich um das Nachbarhaus und rauchen, aber sonst ist alles ruhig. Kein Wunder. Es ist ja schon spät und draußen dunkel.

Jacks Auto ist leicht zu erkennen. Das Rot des Lamborghini fällt eben auf. Das Licht der Straßenlaternen spiegelt sich im Lack. Er fährt um die Ecke und die rauchenden Typen werden aufmerksam.

Er steigt aus und sieht zu mir hoch. Ich unterdrücke den Drang mich hinter dem Vorhang zu verstecken.

Er lächelt schüchtern und wirft mir einen Luftkuss zu. Es ist die gleiche Geste wie die, die er nach dem Touchdown macht. Die er für mich macht. Aber es bedeutet noch mehr, denn an diesem Abend hat er mir zum ersten Mal gesagt, dass er mich liebt und seitdem bedeutet diese Geste mehr. Das Zeichen, dass er mich liebt und gerade jetzt ein Zeichen, dass er sich für uns entschieden hat und es ihm leid tut. Das er mich liebt.

Tränen treten mir in die Augen. Vielleicht weil jetzt die ganze Anspannung von mir fällt. Mein Herz pocht schneller und ich genieße dieses Glücksgefühl. Ich schicke ihm die Geste zurück. Als Zeichen, dass ich ihm vergebe und alles gut ist zwischen uns. Ich sehe wie Jacks Schultern nach unten sinken und ein Lächeln sein Gesicht erhellt. Auch er war genauso nervös und angespannt, wie ich in den letzten Minuten.

Wir sind so in unserer Welt, dass wir beide die Typen nicht bemerken bis sie ihn umrundet haben.

„Hey Romeo.“ Misstrauisch und mit verengten Augen sieht Jack die Gruppe an. Sie teilen sich. Einige kesseln Jack ein und die Anderen sein Auto.

Und dann kommt der erste Schlag.

Jack kippt vorne über, aber die Jungs fangen jetzt erst an.

FootballgirlWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu