Kapitel 25

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Jacks Sicht

Ich biege um die Ecke und höre schon einen Flur vorher die Stimmen von Finn, Theo und Ryan. Diese Clowns.

Meine Sporttasche landet auf der Bank und ich öffne mein Schließfach. Heute steht nur Training an. Normalerweise würde ich danach noch länger bleiben und noch eine Stunde im Kraftraum verbringen, aber ich will so schnell wie möglich wieder zu Ella zurück.
Sie hat heute wieder bei mir geschlafen und es war eine Qual gehen zu müssen. Sie hat es verschlafen. Ein Zettel liegt neben ihr auf dem Bett. Ich hoffe sie ist noch da, wenn ich wieder nach Hause komme.

Gestern sah sie so niedergeschlagen aus, als sie vor meiner Tür stand. Ihr schien es dann aber langsam besser zu gehen. Dann ist sie eingeschlafen. Finn und die anderen fanden das saukomisch.
Als ich sie nach oben getragen habe, ist sie kurz aufgewacht.

Dadurch das sie arbeiten geht, sehen wir uns unter der Woche kaum. Unsere Arbeitszeiten überschneiden sich einfach nicht. So sehe ich sie fast ausschließlich nur an den Wochenenden. Umso schlechter ist meine Stimmung, weil Rey – dieser Arsch – jetzt auch Samstags trainieren will.

Ich versuche Rey in einem anderen Licht zu sehen als das was er hier ist, aber das ist schwer. Aber er ist und bleibt Ellas Dad. Also muss ich versuchen mich mit ihm zu verstehen und gut zu stellen. Auch wenn ich lieber wütend auf ihn wäre, weil er alles was früher funktioniert hat, umstellen will und uns total aus unseren Routinen reißen will.

Von hinten wird mir auf die Schulter geschlagen. Ich drehe mich um und sehe in Finns Gesicht. „Alles klar? Du wirkst deprimiert.“

„Wärst du auch, wenn du deine Frau im Bett lassen musst und du selber in aller Herrgottsfrühe trainieren musst.“ Theo wirkt genauso angepisst wie ich mich fühle.

Ryan lacht und sagt zu mir: „Ich wär an deiner Stelle auch angepisst wenn ich so eine Freundin im Bett zurück lassen muss.“

Keine Ahnung ob es der Schlafmangel ist, doch für diese Bemerkung würde ich ihm am liebsten anschreien, dass ihn das so was von überhaupt nichts angeht.

Finn klatscht mir schon wieder auf die Schulter und gibt mir so zu verstehen, dass ich wieder runter kommen soll.

Ich ziehe mich so schnell es geht um und verschwinde aus der Umkleide. Finn joggt mir hinterher.

Still gehen wir auf den Platz. Ich bin ihm dankbar dafür. Auch wenn es so scheint als würde Finn alles zu leicht nehmen und seine Klappe nicht halten können, weiß er immer wann es reicht und wann man Stille braucht. Außerhalb des Platzes spielt er nicht den Klassenclown, aber auf ihm eben schon. Vielleicht ist das seine Strategie mit dem Druck umzugehen. Ich habe ihn nie gefragt.
Ich bin mit meinem schon genervt, aber Finn ist der Quaterback. Absolut alle Augen sind konstant auf ihn gerichtet. Ich beneide ihn dafür definitiv nicht.

Wir betreten den Rasen. Finn sieht kurz über die Schulter. „Was ist los? Da ist doch noch mehr als nur dieses Training das dir auf den Sack geht.“

Ich unterdrücke ein stöhnen. „Ella will  mich ihrer Familie vorstellen.“

„Ah“

Finn versteht es offensichtlich nicht.

„Ich dachte du liebst sie und sie dich auch. Willst du jetzt doch noch einen Rückzieher machen?“

„Nein! Nein das ist es nicht...“ Ich überprüfe ob nicht doch irgendjemand und ganz besonders nicht Rey hinter uns steht, aber nein. Alles safe. „Sie ist Reys Tochter.“

Man könnte meinen ich hätte Finn gerade gesagt, dass Aliens auf der Erde gelandet sind. Er reißt seine Augen auf und sie werden immer noch größer. Er sieht ernsthaft verstört aus.

„Du f...“

„... liebst“, falle ich ihm ins Wort bevor er noch etwas dämliches sagt.

„... die Tochter des Chefs? Mann! ... Mann! Du bist verrückt!“

„Ich habe sie kennen gelernt bevor Rey kam.“ Finn nickt erleichtert, aber kann es immer noch nicht fassen.

„Wie kann jemand wie Rey so eine tolle Tochter wie Ella haben? Das geht doch genetisch schon gar nicht.“

„Haha“ Aber insgeheim habe ich das auch schon gedacht.

„Das solltest du den anderen aber nicht sagen. Diese Vollpfosten meinen dann wieder sie hätten einen Nachteil gegenüber dir.“

„Wenn hier jemand einen Nachteil hat, dann bin ich es.“

Finn nickt wieder. „Verdammt Mann! Sei nur vorsichtig! Die Tochter des Chefs ... Du solltest dafür sorgen, dass sie glücklich ist. Richtig, richtig glücklich. Sonst wirds unschön.“

„Ich liebe sie. Natürlich will ich sie glücklich machen.“

„Sei nur vorsichtig. Bitte!“

Ich nicke. „Kannst du es jetzt verstehen?“

„Aber klar mann. Wenn ich du wäre, hätte ich auch die Hosen voll vor diesem Kennenlernen. Ich schätze mal Rey weiß es noch nicht?“

Ich schüttle den Kopf. Jack lacht auf.

„Na dann viel Glück. Ich bete für dich, dass deine Eier danach noch dran sind.“

„Danke Mann“, sage ich sarkastisch.

Theo und Ash trotten hinter uns aufs Spielfeld. Als dann alle da sind, beginnt Rey mit einer seiner stundenlangen Reden. Egal in welches Gesicht man sieht, nirgends sieht man Begeisterung oder Motivation. Aber da ist Rey selber schuld. Wer setzt ein Training um sechs Uhr morgens an? Er will uns einfach nur quälen. Was für ein Scheiß!

Das alles wurde noch schlimmer. Dieses Training war einfach Scheiße! Zirkeltraining vom feinsten. Der Muskelkater ist jetzt schon da. Als endlich Schluss ist, humpeln alle so gut sie noch können in die Mitte.

Rey stellt sich breitbeinig vor uns. „Also meine Herren. Ich weiß das einer von ihnen mit meiner Tochter zusammen ist. Und ich hoffe für denjenigen, dass er sie besser aufrichtig liebt.“

Seine Worte lösen Gemurmel und viel Überraschung aus. Auch bei den anderen Trainern.

Einmal mehr beweist Finn, dass er nicht nur ein Freund ist, sondern mein bester. Er lässt sich nichts anmerken und tut genauso überrascht wie alle anderen.

„Diesen jungen Mann sehe ich dann wohl dieses Wochenende beim Familienessen. Alle anderen sehe ich die restlichen Tage bis zum Freitag noch.“ Und er sieht darüber definitiv nicht glücklich aus.

Das aufstehen ist eine Qual. Man bemerkt gar nicht wie viele Muskeln man braucht, um die einfachsten Sachen zu machen, wie aufstehen oder laufen, bis sie schmerzen.

Finn und ich lassen uns zurück fallen, aber ich höre dennoch das Gemurmel der anderen, wie sie sich über den Typen lustig machen und er ihnen leid tut. Na vielen Dank! Ryan geht sogar so weit zu behaupten, dass Rey diese Einheit nur rein gedrückt hat, um uns auszulaugen, sodass der Typ zu müde ist, um mit seiner Tochter zu vögeln.

Charmant sind sie ja...

„Das erklärt wenigstens warum Rey uns heute alle so grimmig angesehen hat. Er hat bestimmt schon nach dem Schuldigen gesucht.“

„Super“, antworte ich angepisst.

„Ich sags dir ja nur ungern, aber du hast verkackt. Er hasst den Typen jetzt schon. Egal wen Ella am Ende mit nach Hause bringt.“

FootballgirlWhere stories live. Discover now