9 - "Das Mal ist von einem Fluch betroffen"

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Auf den kalten weißen Fliesen in der Lobby meines eigenen Hauses, lag Granger. Ausgestreckt wie ein Seestern. Den Todessern ausgeliefert. Über ihr, meine Tante, Bellatrix Lestrange. Ein markerschütternder Schrei erfüllt den Raum. Grangers Mund ist weit aufgerissen und Tränen laufen ihre Wangen hinunter. Ihr Körper bebt vor Schmerz und Blut spritzt auf die Fliesen. Es ist einer der unangenehmsten Momente, die ich je miterlebt hatte. Und als wäre das nicht genug starrt sie mich auch noch an. Und ich sie. In ihrem Blick liegt in diesem Moment so viel Angst, aber erschreckenderweise gleichzeitig auch so viel Hass. Als würde sie in mir den Schuldigen suchen. Dann presst sie ihre Augen wieder vor Schmerz zusammen. Ich höre Bellatrix hämisches Lachen. „Kleines dreckiges Schlammblut." Sie lässt von ihr ab und ich kann erkennen, dass Hermines linker Unterarm verletzt ist. Aufgeschnitten. Ich schlendere um sie herum uns sehe 'Mudblood' dort stehen.

„Malfoy!", plötzlich riss mich Snape aus meinen Gedanken. Verwirrt starrte ich ihn an. Der Professor zeigte auf das Mal. Ich sah es mir noch genauer an und versuchte die erneut aufkommende tiefsitzende Erinnerung zu verdrängen. Es schien noch nicht verheilt zu sein. Obwohl es knappe 9 Monate her sein müsste, dass es passiert ist. Um das eingeritzte hat sich ein roter Rand angesetzt. Der komplette Arm war angeschwollen. Und es schien, als hätte es vor kurzem noch massiv geblutet. Fragend blickte ich zu Snape, der allerdings schon verschwunden war, allerdings auch gleich wieder zurückkam. Unterm Arm ein paar Fläschchen mit unterschiedenen Flüssigkeiten oder eingelegten Tierorganen. Naserümpfend schob ich den Couchtisch näher an ihn heran, damit er all das Zeug abstellen konnte. Snape nickte dankend und wies mich darauf hin aus seinem Labor noch weitere Tinkturen und Phiolen zu besorgen. Ich kam wieder und sah wie Snape bereits an der Sofakante saß und Grangers Körper eingehend betrachtete. Er hatte auf ihre Stirn einen Waschlappen gelegt. "Malfoy. Eigentlich will ich nicht, dass du hier bleibst, aber da du schon alles gesehen hast und ich sowieso Hilfe gebrauchen könnte, bräuchte ich deine Hilfe." Nickend stellte ich mich vor ihn. "Was soll ich tun?", fragte ich gehorsam.

Ich weiß nich warum, aber Snape war nach dem Krieg meine einzige Vertrauensperson geworden in Hogwarts. Nicht nur weil er meiner Mutter beigestanden hatte, nachdem mein Vater für eine lange Zeit nach Askaban eingesperrt wurde, auch weil er der einzige war, der mir von den Lehrern noch Beachtung schenkte. Ich verstand, warum sie mich hassten, denn schließlich war ich ja derjenige, der Schulleiter Dumbledore hätte umbringen sollen.

"Du musst sie am Kopf festhalten. Sie wird jetzt ungeheure Schmerzen erleiden.", murmelte er, während er ein paar Flüssigkeiten in eine Phiole gab und diese anschließend schwenkte. Nickend ging ich zu Granger und fixiere ihren Kopf so, dass sie sich nicht verletzen konnte wenn sie gleich um sich schlagen würde. Snape tröpfelte etwas von der braunen Flüssigkeit auf die Wunde. Ich wartete auf Grangers Reaktion. Zuerst hörten wir ein Luftschnappen. Noch bevor sie ihren Schrei loslassen konnte, presste ich meine Hand auf ihre Lippen. Snape beobachtete hingegen was sich auf ihrem Unterarm zeigte. Der rote Rand ging etwas zurück und die Schwellung ebenfalls. Der Professor wiederholte das ganze nocheinmal und erneut presste ich meine Hand auf Grangers sonst so lautes Organ. Jetzt wurde das Mal allerdings größer und zog sich langsam in die Länge. Es sah grausam und widerlich aus. Snape führte eine weitere schwarze Flüssigkeit auf den Unterarm. Sofort verkrampfte sich Grangers Körper und sie hörte auf zu zappeln. Stattdessen riss sie ihre Augen weit auf. „Was ist mit ihr?", fragte ich Snape nervös. Er erwiderte ohne sich umzudrehen: „Das Mal ist von einem Fluch betroffen. Irgendetwas müssen diese Schmerzen ausgelöst haben". Auf sein Zeichen ließ ich von Grangers Kopf ab. Er hob ihren Kopf leicht an und hielt ihr ein Glas mit einer wohlriechenden weißen Flüssigkeit unter die Nase. Wie automatisch öffnete sie ihre Lippen, während Snape ihr irgendetwas zuflüsterte und sie das weiße Gemisch gewähren ließ. Daraufhin ließ mich Professor Snape mit der Ansage, dass ich bei ihr bleiben solle bis er wieder kommt, was allerdings von längerer Dauer sein könnte, zurück.

Ich hatte es mir erneut auf einem der Sessel bequem gemacht und beobachtete wie sich Grangers Haut wieder allmählich zurück in ihren normalen Farbton verfärbt. Auch der gequälte Ausdruck in ihrem Gesicht, schien zurück gegangen zu sein. Mein Blick wanderte wieder zum Feuer, das im Kamin brannte und während ich die knackende Glut betrachtete, versuchte ich klare Gedanken darüber zu fassen, was diesen Anfall wohl ausgelöst haben muss. Es muss kurz nach dem Zeitpunkt gewesen sein, als die Zwillingsschwester von Matthew die Haare von Pansy mit einem Fluch belegt hatte. Zu dem Zeitpunkt schien es ihr noch gut gegangen zu sein, denn ich konnte mich sehr gut an ihr Lächeln erinnern. Und daran wie sie Ron mit dem Ellenbogen in die Rippen stieß und hinter vorgehaltener Hand in schallendes Gelächter verfiel. Schwer enttäuscht von mir selbst, ertappte ich mich mit einem Lächeln auf den Lippen, als ich an diese Erinnerung dachte. Auch als sie mich oder besser gesagt ich sie beim Starren erwischt hatte, ging mir im Moment nicht aus dem Kopf. Dann hatte mich Zabini angesprochen und wir hatten kurz darüber geredet, wer von uns beiden jetzt wohl das mit Pansy klären gehen musste. Wo die Wahl natürlich einstimmig auf mich fiel. Und genau in diesem Moment, war Granger aus der Halle gestürmt.

Wieder und wieder lasse ich die Szene vor meinem inneren Auge abspielen, doch mir fiel einfach nichts Verdächtiges ein.

Das Einzige was mir permanent aufgefallen war, sie hatte dauerhaft mit dem Anhänger der Kette herumgespielt. Und das eigentlich permanent. Aber damit kann es doch nichts zu tun haben? Und wenn schon, was sollte mich das schon kümmern. Innerlich verpasste ich mir eine. Natürlich bringt dir das nichts, vor allem wenn sie herausfindet dass die Kette von dir ist und denkt du wolltest sie so umbringen, falls es doch die Kette sein sollte!

Plötzlich überkam ein seltsames unbehagliches Gefühl. Wenn ich es besser gewusst hätte, wüsste ich dass es mein Gewissen war, dass sich da gemeldet hatte.

"Always?"Where stories live. Discover now