8 - "Wieder nur ich. Wieder nur das Schlammblut."

2.1K 144 20
                                    

HERMINE GRANGER

Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich Parkinsons neue Frisur betrachtete. Die kleine Ersklässlerin aus dem Schlangenhaus lächelte stolz und ihr Bruder kicherte ebenfalls. Alle fanden es total witzig. Außer Pansy natürlich. Ich grinste schelmisch als sie aufstand und mit verzogenem Gesich aus dem Saal rannte. Geschieht ihr ausnahmsweise mal recht. Sie hat es nicht anders verdient. Auch Ron und Harry mussten sich so sehr dermaßen zusammenreißen. Es war einfach zu komisch und wahrscheinlich das wirklich erste spannende was in Hogwarts derzeit passierte. Bis auf die sonderbaren Geschenke, natürlich, aber das wusste ja niemand. Nur ich und der geheimnisvolle Unbekannte.

Eigentlich war ich heute etwas enttäuscht, weil ich dachte, dass er unter uns ist und sich zumindest etwas zu erkennen gab. Aber was hatte ich mir dabei gedacht, der geheimnisvolle Unbekannte spielte natürlich weiterhin auf Zeit, um sein Gesicht vor mir zu wahren, sonst hätte er es mir natürlich gleich unter seinem echten Namen geben können. Und als ob es nicht schon alles war, bekam ich heute auch noch Abzug von Snape. Das war natürlich mehr als mega deprimierend für mich. Und am witzigsten fand es natürlich Malfoy. Ich wagte einen Blick zu dem Slytherin. Er starrte mich an. Moment mal. Malfoy? Starrt? Mich? An? Nicht dass ich was dagegen habe. Doch natürlich hab ich was dagegen!!! Das ist MALFOY!!! Aber er schaute gar nicht fies wie immer, sondern eher so als würde er nachdenken. Allein dieser Gedanke verwunderte mich schon. Malfoy und nachdenken? Ich blinzelte und starrte ihn nochmal an. JA ICH STARRTE. Erst jetzt schien er es zu bemerken. Seine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Grinsen. Schnell sah ich weg. WAS WAR DAS??? Oh bei Merlins Bart,  er hatte  bestimmt wieder etwas vor. Ich sah in die Ferne, wohlwissend, dass Malfoys Blick immernoch auf mir ruhte. Bis Ginny mich von der Seite anquatschte und mir von ihrer Unterrichtsstunde mit Professor Flitwick berichtete. Plötzlich, ich hörte Ginny schon lang nicht mehr zu und sie hatte schon lang aufgehört zu reden, fing die Narbe an meinem linken Unterarm an zu brennen. Erst ganz leicht doch dann fuhr blitzartig immer wieder ein Schmerz durch mich hindurch. Und der Schmerz wurde immer schlimmer. Es brannte in meinem Inneren wie Feuer. Instinktiv zog ich den Ärmel hoch, so schnell wie möglich und doch so unaufällig, dass es keiner bemerken würde. Die eigentlich verheilte Wunde, schien sich wie von selbst erneut aufzutun und ich sah wie mein Blut an die Oberfläche drang.

Keuchend sah ich auf. Mein Blick schoss sofort zu Draco, der aber ganz locker mit Blaise redete und mich nicht weiter zu beachten schien. MUDBLOOD. Die Narbe zog sich auf meinem linken Unterarm entlang. Ich schiebe den Ärmel wíeder hinunter und flüstere Ron zu, dass ich kurz rausgehen würde. Zu den Mädchentoiletten. Ginny blickte mich besorgt an, doch ich winkte ab und rang mir ein Lächeln ab. Auf dem Weg zur großen Hallentür musste ich mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien und stattdessen relativ gleichgültig zu gucken, wie man eben ausschaut, wenn man kurz austreten musste. Doch es war mir kaum möglich. Als ich draußen angekommen war und die Tür leise hinter mir verschloss, nahm ich die Beine in die Hand und rannte durch den breiten Flur in einer der Gänge, der zu einer der vielen Mädchentoiletten führte. Doch ich erreichte keiner dieser Räume, ehe ich um die dritte Ecke biegen konnte, spürte ich meine Beine nicht mehr und es fühlte sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Ich sank zusammen wie ein schwerer Mehlsack und ging zu Boden.


DRACO MALFOY

Aus meinen Augenwinkeln heraus, konnte ich eine Bewegung scharf zu meiner linken wahrnehmen. Es war Granger. Mir fiel sofort auf, dass irgendetwas nicht mit ihr zu stimmen schien, dass machte ich daran fest, wie unkontrolliert ihre Bewegungen waren und sie stark sie ihren linken Arm an ihre Seite pressen, als würde sie ihre linke Seite vor irgendwas schützen müssen. Sie flüsterte etwas Wiesel zu und schritt dann eilig aus dem Raum. Etwas schien hier ganz und gar nicht zu stimmen. Ich meinte, sie ließ ihre Schultasche hier und wirkte allgemein sehr aufgebracht und panisch, als sie die Tür leise hinter sich schloss. Aus purer Neugierde folgte ich ihr kurz darauf. Als Ausrede, brachte ich einfach ich würde mich nach Pansy umsehen, womit ich mir allerdings ein paar fragende Blicke einbrachte. Doch niemand schien weiter nachfragen zu wollen. Eilig trat ich also ebenfalls aus der großen Halle heraus und überlegte wo sie hingerannt sein könnte. Zuerst dache ich an den Gryffindorturm, doch dann wurde mir klar, dass Granger dann ihre Sachen mitgenomen hätte. Also dachte ich weiter nach. Da die Bibliothek nicht offen war, kam auch  dieser Ort nicht in Frage. Und ich glaubte auch zu wissen, dass Granger nicht einfach in das Vetrauensschülerbad gegangen war. Die Mädchentoilette schien der nächst beste Ort zu sein, an dem ich suchen könnte. Langsam und leise lief ich durch die Gänge und bog um die erste Ecke. Hier schien keine Menschenseele zu sein. Kurz bevor ich ein zweites Mal um die Ecke bog, sah ich etwas merkwürdiges. Ein Schatten, der sich allerdings nicht bewegte. Ich lief weiter und stolperte fast über die Person, die direkt hinter der nächsten Abzweigung auf dem Boden lag. Die lockigen Haare des Mädchens waren wie Ein Fächer auf dem Boden verteilt. Grangers Körper zittere und ich sah ihr ins Gesicht. Ihre Augen zusammengekniffen murmelte sie irgendetwas. Sie schien nicht verletzt zu sein. Doch Granger würde doch nie ohne erheblichen Gründen zusammenbrechen, oder? Ich kniete mich neben sie und konnte mir noch einen niederträchtigen Kommentar verkneifen. Überwindung! Sehr viel Überwindung kostete es mich sie zu berühren. Sie ist ein Schlammblut. Sie demütigt die Reinblüter. Dennoch berührte ich sie an der Schulter. Das Schlammblut verkrampfte sich unter meiner Berührung und riss die Augen auf. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Das Braun stach hervor. Doch der stolze Glanz war nicht mehr da. Sie murmelte ununterbrochen etwas. Ich verstand es nicht. Dann brach sie in Tränen aus. Panisch blickte ich mich um, ob mich jemand sehen konnte, denn meine gesunder Menschenverstand meldete sich und riet mir irgendetwas zu tun bevor es nachher zu spät sei. Weggehen oder zum Krankenflügel gehen. Beides wäre eine Option. Doch ich konnte irgendwie nicht. Ich hätte einfach aufstehen können und verschwinden können oder sie zur Krankenschwester bringen. Granger schaute mich nicht an, ihr Blick war starr auf die Decke gerichtet. Allerdings hatte sie aber aufgehört zu murmeln. Stattdessen hustete sie. Dann öffnete sie den Mund und krächzte leise: "Wieder nur ich. Wieder nur das Schlammblut."

"Always?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt