5 - Wenn es still wird

2.7K 153 32
                                    

HERMINE GRANGER

Die ersten Monate in Hogwarts vergingen schnell und ungewohnterweise auch ohne Zwischenfälle. Seit dem vorherigen Tag schien Hogwarts wie ausgestorben zu sein. Die Schüler waren über die Weihnachtsferien Zuhause bei ihren Familien und Freunden. Da ich meine Eltern mit dem Obliviate-Fluch belegt hatte, konnte ich nicht nach Hause, wollte allerdings auch nicht zu meinen Freunde und ich blieb schließlichmit wenigen anderen in Hogwarts. Lovegood, Longbottom und ein paar andere von Slytherin und Hufflepuff. Ich trug diesen Abend ein weinrotes, knielanges Kleid. Bedruckt mit kleinen Sternen. Denn schließlich war es trotzdem ein Festtag, auch wenn es sich ohne meine Eltern nicht so anfühlte.

Zusammen machten wir uns eine schöne Zeit und saßen im großen Saal an dem Ravenclawtisch. Der Tisch war an diesem besonderen Tag gedeckt mit feinstem Essen. Ein große Weihnachtsgans war auf einem silbernen Tablett serviert, umgeben von Salatblättern, gebrateten Kartoffeln und gebackenem Gemüse. Als Nachtisch wurden Plätzchen serviert und kleine Dessergläschen gefüllt mit zerbröselten Keksen, Sahne und roten Früchten.

Und trotz der gähnenden Leere auf den Plätzen, herrschte eine angenehme Stimmung, die mithilfe von Weihnachtslieder untermalt wurde.  Allerdings wurde diese gewaltsam unterbrochen, als plötzlich ein Sturm von Eulen einbrach. Geschenke von überall her. Die Weasleykinder und Harry hatten mir eine Polaroidkamera geschenkt. Auch von Molly Weasley hatte ich etwas bekommen. Es war eine schwarze Stofftasche, auf der ein großes H prangte in meinen Lieblingsfarben blau und grau. Hagrid schien auch an mich gedacht zu haben, denn von ihm erhielt ich ein "Erinnere mich", was mich sofort an die erste Klasse erinnert, als Malfoy Neville seins abgeknöpft hatte. Ich lächelte ein wenig, als ich an diese Zeit zurück dachte.

Auch Luna und Neville bekamen dieses Jahr viele Geschenke. Lunas Highlight war ein mit Gwiffelsteinen besetztes Armband von einem fremden Absender. Wohl aber Nevilles Geschenk war kaum zu toppen. Er bekam einen neuen Besen. Ventus celeritate 700. Auch am Lehrertisch wurde getuschelt als Neville den Besen auspackte. Etwas enttäuscht darüber, dass Professor Snape auch an diesem Fest nicht ein Tick fröhlicher drein blicken konnte, verabschiedete ich mich mit Neville von Luna und den anderen. Wir schlenderten zusammen die Treppe hoch und ich fragte Neville, von wem denn das Geschenk sei. Neville schüttelte nur den Kopf. "Wahrscheinlich von meiner Großmutter. Die Frage ist nur warum? Wahrscheinlich will sie, dass ich mir ein ordentliches Hobby suche. Aber Quidditch war noch nie mein Fall gewesen." Nase rümpfend betrachtete er seine Ausbeute.

Im Gemeinschaftsraum stand ein Tannenbaum und im Raum schwebten rote angezündete Kerzen. Es war allem in allem ein schöner Tag gewesen. Neville rätselte allerdings weiterhin, warum er von seiner Granny einen neuen Besen bekommen hatte.

Ich entschuldigte mich kurz bei ihm um kurz auf mein Zimmer zu gehen. Vorsichtig legte ich die Kamera auf meinem Nachtschränkchen ab. Die Tasche hing ich an den Bettpfosten. Das "Erinner mich" legte ich ebenfalls neben die Kamera auf die Komode, als ich plötzlich ein leises Klopfen hörte. "Herein.", rief ich und drehte mich um. Aber es kam niemand. Schon wieder war es da. Das Klopfen. Es war nun etwas energischer zu hören. "Neville komm rein." Ich ging zur Tür und riss sie auf. Doch niemand stand dort. Auch nicht Neville, den ich eigentlich erwartet hatte. Auf dem Absatz drehte ich mich um und musste unwillkürlich lächeln. Vor dem Fenster saß eine große graue Eule. Sie flatterte mit ihren Flügeln. Lächelnd öffnete ich das Fenster und ließ das Tier passieren. Es ließ ein kleines Päckchen fallen und nach einer kleinen Streicheleinheit meinerseits flog es aus dem Zimmer. Ich starrte ihr eine Weile nach. Dann fiel mein Blick auf das Päckchen, dass nun auf der Fensterbank lag. Das Geschenkpapier war langweilig schwarz. Dennoch war ich vorsichtig, als ich es öffnete.

Zum Vorschein kam eine kleine Holzschachtel. Und ein kleine Papierrolle fiel aus dem Geschenkpapier. Während ich las, wurde ich angenehm ruhig und ließ mich auf mein Bett sinken.

Der Winter ist da. Wenn es still wird. Wenn es kalt wird. Wenn der Schnee fällt. Wenn die Flammen im Kamin springen. Dann ist meine Zeit da. Wo ich ich sein kann. Und in dieser letzten Zeit hab ich mir Gedanken gemacht. Über mich. Über  Hogwarts. Und über Dich. Es hilft mir nicht wenn ich es unterdrücke. Die Gedanken kommen und gehen wie sie wollen. Es ist schwer zu sagen wer ich bin ohne dir nicht zu sagen wer ich bin. Ich will mich selbst noch im Geheimen halten. Jedoch bitte ich dich: Bitte trag mein Geschenk zum Zeichen dafür, dass du diesen Brief erhalten hast. Ich hoffe sie gefällt dir.

Perplex starrte ich dieses Stück Papier an, dass sich jetzt noch geheimnisvoller herausgestellt hatte, als die Frage, we Luna das teure Armband geschenkt hatte. Meine Neugierde hielt es allerdings nicht mehr aus und ich öffnete die kleine Schachtel. Es stockte mir der Atem.

Es lag eine silberne Kette darin. Der Anhänger war groß. Aber nicht zu groß. Es schien sich dabei um einen moosgrünen Edelstein zu handeln. Ich hob die Kette an und sie war seltsamerweise nicht allzu schwer wie erwartet.


"Always?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt