Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amor

*19* / Baby, I'm right here

*Sonntag gegen 15 Uhr, Sicht Emilia*

Das Erste, was ich realisiere als ich wieder halbwegs klar im Kopf bin, ist Flo's Stimme. Schnell merke ich, dass er singt und wie mein Körper sich mehr und mehr entspannt. Trotzdem fühlt sich mein Kopf nach Kater an.

But you'll never be alone
I'll be with you from dusk till dawn
I'll be with you from dusk till dawn
Baby, I'm right here
I'll hold you when things go wrong
I'll be with you from dusk till dawn
I'll be with you from dusk till dawn
Baby, I'm right here
I'll be with you from dusk till dawn
Baby, I'm right here

Beim letzten Satz schaffe ich es endlich, meine Augen zu öffnen und sehe ihn an. Flo hört sofort auf und sagt freudig <Emmi, mein Schatz. Willkommen zurück.> Ich würde gerne grinsen, aber leider trage ich schon wieder (oder immer noch?) diese nervige Atemmaske. Mein Freund steht auf, zieht die Maske ein Stück runter und küsst mich dann, bevor er zur Pflege geht und Bescheid sagt. Achje wie ich die ITS hasse, wenn ich nicht arbeiten kann. Paula hat Dienst auf der Intensiv und betritt mit Pfleger Marc den Raum. <Guten Morgen Dornröschen... Na ausgeschlafen?> fragt sie grinsend und ich verdrehe die Augen. Paula schaut auf den Monitor und sagt dann <Augen bitte einmal starr gradeaus.> Ich tue was sie sagt, während sie die Reaktion meiner Pupillen checkt. Grelles Licht blendet mich und ich widerstehe dem Versuch meine Augen zu schließen. <Das sieht schonmal sehr gut aus!.. Ich höre mir noch die Lunge an und muss dann trotzdem nochmal den Pneumologen verständigen.. Da es auf einem Konsil läuft, kann das bis morgen dauern...> fügt sie hinzu und ich nicke einfach nur. Was ein Trubel. Doch bevor sie das tut, befreit sie mich aber erst von der Atemmaske und lacht. <Habe ich irgendwie vergessen.. Wie gehts dir denn?> fragt sie danach und ich antworte ihr <Ganz gut...Aber womit habt ihr mich abgeschossen?> Paula macht die Nasenbrille fertig und hängt diese um meinen Kopf. <Ketofol. Du hast geschlafen wie ein Baby.> antwortet Flo grinsend und ich boxe ihm leicht gegen den Arm. <Gilt das schon als häusliche Gewalt oder ist das noch Nebenwirkung vom Keto?> fragt Paula Marc grinsend und Flo schaut sie vorwurfsvoll an. <Ja war n krasser Trip... Schatz, du weisst ich liebe dich aber wieso hast du mich so zugelabert? Hattest wohl die Hoffnung, ich bekomme nichts mit.. Naja okey. Es war ein süßes Liebesgeständnis.> teile ich Flo mit und er wird mega rot. <Schuldig im Sinne der Anklage.> meint er peinlich berührt und ich schnappe mir seine Hand. "Er ist mein zu Hause!" denke ich während ich Flo ansehe und merke, wie ich selber rot werde. Flo spricht grade aber mit Paula und bemerkt es zum Glück nicht.
Sie werden unterbrochen, weil die Tür aufgeht und ich schaue an Florian vorbei. Oli kommt rein und fragt <Darf ich?> Paula fragt mich mit ihrem Blick und ich nicke. Dann macht Flo Platz und Oli kommt ran. <Hey Emmi.. Ich möche auch gar nicht lange stören und bin auch grade nur als Arzt hier!... Wie gehts dir?> fragt er mich und ich antworte wahrheitsgemäß <Mein Kopf ist noch etwas durcheinander.> <Das kommt noch vom Medikament.. Der Kollege hat es diese Nacht abgesetzt aber es dauert.. Fühlt sich an wie zu viel Alkohol oder?> antwortet er fragend und ich nicke grinsend.
Oli führt sämtliche Reflextests durch und sagt danach zufrieden <Sehr schön. Alles wie es sein sollte... Von meiner Seite aus noch 1 Liter Jono auf je 30 Minuten und dann sollte es gehen.. Naja und ich gehe dann mal wieder. Ciao Emmi.> <Warte kurz... Kommst du, sobald du Feierabend hast nochmal?> frage ich ihn, bevor er aus dem Raum raus ist und er dreht sich nochmal um. <Na klar.. Also wenn deine Ärztin es gestattet.> sagt er zwinkernd und ich sehe Paula an, welche sagt <Natürlich. Außer sie regt sich auf. Dann fliegst du raus... Wie jeder.> <Dann bis später.> verabschiedet sich Oli und verlässt das Zimmer. Flo sieht mich von der Seite an und fragt <Was hast du vor?> <Reden. Ich möchte endlich Alles klären und klare Verhältnisse haben... Für irgendwas muss die komplette Eskalation meines Körpers doch gut sein oder?> meine ich als Antwort und er erwidert nur <Du hast ja Recht.> <Okey ich muss leider weiter.. Wenn was ist klingelst du einfach... Schön, dass es dir besser geht!> meint Paula und lässt mich dann mit Flo alleine. Ich rutsche im Bett weiter nach rechts und er versteht es sofort. Vorsichtig legt er sich daneben und ich kuschel mich an ihn ran. Der Kasack, den er trägt, ist zwar nicht so komfortabel wie seine Alltagskleidung an meinem Gesicht, aber seine Körperwärme zu spüren reicht mir irgendwie erstrangig. Gedankenverloren spielt er mit meinen Haaren und wir schweigen einfach nur.
Nach einiger Zeit (Zeitgefühl, was ist das?) kommt Marc rein und hängt eine neue Jono an meinen ZVK. <Guten Durst!> sagt er lachend und ich bedanke mich. <Möchtest du gleich probieren etwas zu essen? Ich würde dir etwas aus der Cafeteria holen.> fragt er dann und ich überlege. <Was gibt es denn> frage ich bevor ich mich festlege und er antwortet <Heute gab es Kartoffelbrei mit Spinat.. Das dürftest du auch essen. Darfst vermutlich ab morgen auch wieder festere Speisen zu dir nehmen aber heute bleiben wir bei sowas.> <Oh ja gerne!> meine ich und Marc sagt <Hole ich dir gleich. Ein Eis dazu?> Ich grinse und meine <Marc!... Ich verstehe diese Frage nicht und weigere mich auch kategorisch darauf zu antworten.. Dazu bin ich zutiefst enttäuscht, dass du überhaupt fragst.> <Ist ja schon gut!> entschuldigt er sich lachend und geht dann raus. Marc ist der Vater von Mimi und ich mag ihn. Dann fällt mir etwas ein und ich schaue Flo an. <Sag mal Schatz... Hast du eigentlich heute gegessen?> frage ich ihn und er meint <Äähmmm.. ney> <Dann jetzt aber zack zack.> scheuche ich ihn hoch und er kapituliert <Ist ja gut.. Babe ich rufe heute Abend nochmal an und würde dann jetzt einmal zu deiner Familie fahren... Ach ja bevor ich es vergesse: du bist Tante.> Ich bekomme Herzchenaugen und frage <Wirklich?> <Ja. Mareike hat Freitag Abend ein gesundes Mädchen bekommen. Mutter und Kind sind wohlauf.> erzählt er und fügt dann hinzu <Foto liegt daheim aber ich bringe es dir Morgen mit... Love you.> Er gibt mir einen letzten Kuss und verabschiedet sich dann. Was ein Wochenende eh.