*16* / Und jetzt?

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<Ich bin weg Schatz. Schreib mir bitte einmal wenn du wirklich wach bist!> sagt Flo und gibt mir zum Abschied einen Kuss. Er muss heute im Gegensatz zu mir nochmal zur Tagschicht und ich drehe mich nochmal um. <Mhhmm.> murmel ich ins Kissen und bin dann auch schon wieder eingeschlafen. Habe gestern Abend ein Schlafmittel genommen, dass ich noch aus Emmerich hatte und geschlafen wie ein Stein.
Flos Gäste waren bis 10 Uhr ca da, weil die Meisten ebenfalls heute arbeiten müssen und um halb 11 lag ich endlich im Bett. Julian hat Flo zum Glück nichts erzählt und wir konnten einfach schlafen gehen ohne, dass er nochmal drüber reden wollte.
Gegen halb 12 stehe ich dann doch endlich mal auf weil Milan um 12 vorbeikommen wollte. Er hat die Woche Nachtschicht und bringt frische Brötchen fürs Frühstück mit. Schnell springe ich unter die Dusche und wasche mir die Haare während ich Musik höre.
Kurz vor knapp bin ich fertig mit Duschen und ziehe mich an. Heute ist der kurze Jumpsuit dran denn der ist wirklich komfortabel. Ich öffne das Fenster im Bad und gehe dann in die Küche um schonmal die Kaffeemaschine anzuwerfen. Kaum habe ich sie mit Wasser befüllt klingelt es und ich drücke die Tür unten auf.
Milan rennt die Treppen jedesmal hoch und ich erwarte ihn grinsend am Türrahmen lehnend. Seine Schuhe lässt er direkt draußen und umarmt mich dann. <Hey Girl... Wie gehts dir?> fragt Milan sofort und ich meine <Für den Moment ganz gut.> Wir gehen auf den Balkon und ich lege schnell die Polster auf die Couch aus Paletten. Dann gehe ich in die Küche und hole Alles was wir für ein gemütliches Frühstück brauchen.
Als wir uns draußen eingerichtet haben machen wir es uns bequem und ich nehme mir das Käse Schinken Croissant welches Milan extra geholt hat. Immer wenn ich Stress habe suchte ich sämtliche Nahrungsmittel die mit Käse überbacken sind. Oder Ofenkäse... Ofenkäse geht immer. <So hau raus. Was ist passiert?> fragt Milan nach einiger Zeit der Stille und ich schlucke mein letztes Stück Croissant runter. <Du kennst bestimmt Oliver Dreier oder? Der Anästhesist und Notarzt von der KAS... Naja mit ihm hatte ich gestern Dienst. Habe mich ja immer schon gefragt wieso ich ihm so vertraue. Und dann war gestern mein Papa da.. Er sah Oli und ist fast ausgerastet. Irgendwann kam er so an, dass Oli mein Vater sei und nicht er.... Ich fühle mich einfach so belogen und verletzt..> erzähle ich und weine schon wieder. <Wie du weisst hatte mein Freund ja gestern Geburtstag also habe ich das Gespräch verlegt. Musste ja schließlich sowieso noch weiterarbeiten.. Meine Gedanken kreisen nur aber nur noch darum.. Ich habe Angst vor den Gesprächen..> füge ich hinzu und Milan nimmt mich in den Arm. <Psscht Darling.. Lass es raus!> sagt er und lässt mich einfach weinen. Ich weiss schon, warum er in Psychologie immer so gut war. <Vergiss nie dass wir für dich da sind... Und du kannst mich immer anrufen wenn du meint dass du es brauchst!> sagt Milan irgendwann und ich nicke.
Die Tränen versiegen langsam wieder und im Radio läuft If you don't know me by now an. Milan steht sofort auf und hält mir seine Hand hin. <Darf ich Sie um diesen einen Tanz bitten Frau Ahrends?> fragt er und ich lege meine Hand in Seine. <Habe ich eine Wahl?> frage ich schwach grinsend und er schüttelt den Kopf. Wir haben 2 Jahre zusammen Tanzunterricht genommen (je ein Jahr in Standard und Latein Tänzen) und zu diesem Lied haben wir unseren ersten kompletten Tanz gehabt. Es ist echt praktisch einen schwulen besten Freund zu haben, denn weder sein Freund, noch mein Freund können eifersüchtig werden. Mit einer halbwegs eleganten Drehung holt er mich auf die freie Fläche des Balkons und legt seine andere Hand an meine Taille. Ich nehme die Haltung für den Walzer ein und wir fangen an zu tanzen. Wie von alleine erinnert sich mein Kopf an die Schritte und es ist wie Fliegen.
Als das Lied vorbei ist gehe ich in die letzte Drehung und dann in den Knicks. Milan verbeugt sich und Leon, welcher keine Ahnung wie lange in der Tür steht und zuschaut klatscht. <Wie zwei Tanzgötter.> meint er und ich grinse ihn an. Dann gehe ich zu ihm und umarme ihn. <Es wird sich nichts ändern oder?> frage ich ihn und er meint <Nein. Zumindest nicht zwischen uns. Und mit Jonas auch nicht... Versprochen!> Milans Handy klingelt und er geht dran während Leon und ich eben abräumen. <Okey Girl. Ich muss leider los. Mein Boy braucht mich... Wenn was ist rufst du an ja?> fragt er und ich umarme ihn. <Danke, dass du da warst.> sage ich dann nochmal bevor er geht.
<Ich vermute, du hast eben erst gequatscht aber möchtest du mir nochmal erzählen was eigentlich genau passiert ist? Papa macht mich wahnsinnig aber kommt auch nicht wirklich aus den Puschen.> meint Leon während er sich mit einer Fassbrause auf den Hocker setzt. Ich erzähle ihm die ganze Geschichte von vorne und seine Gesichtsausdrücke zeigen alles von verwirrt über erstaunt bis hin zu sauer.
<Wow. Das ist krass. Also Jo hat heute frei.. Würde sagen Facetime Krisensitzung unter Geschwister!> sagt er als ich fertig bin und holt sein Tablet aus seinem Zimmer. Wir gehen auf den Balkon weil die Sonne scheint und frische Luft eh gut tut. Er stellt sein Tablet auf den Tisch und ich setze mich neben ihn auf die Couch.. Als hätte Jo auf den Anruf gewartet geht er sofort dran.

J: Moin.
E: Hey Jo.
L: Ich bin endlich auch mal komplett im Bilde.... Wie viel weisst du Jo?
J: Da ich heute morgen schon wieder mit Papa telefoniert habe alles.
L: Nun gut... Was sagt Mama dazu?
J: Nicht sehr viel. Sie wollten nie, dass Lia das erfährt!
E: Ich kotz im Kreis eh. Drehen die jetzt alle durch?
L: Anscheinend. Aber ruhig Blut Schwester.
J: Ich hoffe Leon hat es dir schon gesagt. Zwischen uns wird sich nichts ändern! Wir bleiben deine großen nervigen Brüder.
E: Ja sagte er. Danke.
J: Wow jetzt ruft Mama an... Lia bist du schon bereit mit den Beiden zu sprechen? Wir sind da und wenn es dir zuviel wird kannst du jederzeit gehen.
E: Jain...

Dann fügt er den Anruf hinzu und unsere Eltern (naja zumindest der Vater meiner Brüder und unsere Mama) erscheinen ebenfalls auf dem Bildschirm

J: Bevor ihr etwas sagt: Leon und ich haben schon mit Lia gesprochen und ich kenne beide Seiten... Lia magst du anfangen?
E: Ich habe ehrlich gesagt nur eine einzige Frage... Wieso?
I: Dann sollt ihr alle die ganze Wahrheit kennen. In der Zeit um die Emilia gezeugt wurde hatten Markus und ich einige Probleme. Oliver war sein bester Freund und ich konnte immer mit ihm reden... Naja irgendwann sind wir unter Einfluss von Alkohol im Bett gelandet. Wir hatten es immer bereut und kurz danach hatten Papa und ich uns ja auch ausgesprochen und vertragen. Als ich bemerkte, dass ich schwanger bin, hatte ich immer die Hoffnung, dass Emmi von eurem Vater ist... Ich verheimlichte meinen Verdacht allen und irgendwie sah sie ja aus wie ihr.. Als sie dann mit 5 die Op brauchte fiel den Ärzten auf, dass sie mit ihrer Blutgruppe eigentlich nicht unsere Tochter sein kann. Papa und ich sind ja beide 0... Sie wollten das Jugendamt und die Polizei informieren.. Naja und dann musste ich die Wahrheit sagen...
M: Ich habe Emmi immer wie meine eigene Tochter geliebt und wir wollten es nicht kaputt machen. Also beschlossen wir, es einfach zu verschweigen. Aber als ich dann meinem ehemals besten Freund gesehen hatte, nachdem wir uns nach 3 Jahren vertragen hatten, brannten mir die Sicherungen durch. Ich wollte dich nicht schon wieder verlieren.
E: Ich hoffe ihr wisst dass sowas das Allerletzte ist.

Ich rutsche vom Hocker und verschwinde in meinem Zimmer. Schnell hebe ich meine Sportsachen vom Boden auf und ziehe mich um. Ich bin überfordert mit meinen Emotionen und werde erstmal laufen gehen. Mein Handy lasse ich bewusst im Zimmer liegen und als ich leise durch den Flur schleiche, höre ich wie Leon immernoch mit den Anderen redet. Seine Stimmlage ist eine andere geworden. Sie streiten sich grade. So leise wie möglich schließe ich die Haustür und laufe dann die Treppen runter. Es ist sehr warm draußen und ich gehe im normalen Tempo an den Rhein. Da die meisten Menschen arbeiten sind, ist es zum Glück recht leer und ich kann loslaufen. Immer, wenn meine Gedanken wiederkommen, lege ich Sprints ein und irgendwie hilft es.
Ca 6 Kilometer später bin ich bei den Poller Wiesen und lasse mich ins Gras fallen. Ich glaube, so schnell bin ich lange nicht mehr auf dieser Strecke gewesen. Leider ist die Wiese frisch gemähnt und sowohl meine Nase, wie auch mein Rachen jucken. Als ich mich etwas umsehe, sehe ich auf den ersten Blick, dass zwei Polizisten zu Fuß Streife laufen und auf den Zweiten, dass einer der Polizisten Julian ist. Vermutlich wissen sie nichts von der ganzen Geschichte aber sicher ist sicher. Also stehe ich auf und gehe langsam in Richtung Südbrücke. <Hey Emilia! Bleib mal bitte stehen! Wir müssen mit dir reden!> ruft Julian mir dann aber zu und ich bekomme Angst. <Fuck.> fluche ich und laufe schneller. Ich sehe nach hinten und erkenne, dass sie ebenfalls schneller gehen. Julian ruft mir erneut etwas zu, aber mein Fluchtinstinkt treibt mich immer weiter an. So schnell ich kann, laufe ich die Treppen hoch und auf die Brücke. Zu spät erkenne ich, dass von hinten ein Güterzug anrast. Natürlich laufe ich auf dem Gehweg, aber diese Brücke wackelt dann mega und das ist mir noch nie geheuer gewesen. Mein Herz klopft immer schneller und ich steigere mich ohne es zu wollen immer weiter in meine Panik. In der Hoffnung schneller zu sein, renne ich los und bin trotzdem zu langsam. Als der Zug neben mir her fährt, erschrecke ich mich und stolpere. Da ich mich nicht fangen kann, falle ich hin und schiebe zum zweiten Mal in 4 Wochen eine Panikattacke. Doch dieses Mal reagiert mein Körper vollendst über und meine Luftwege verkrampfen. Ich habe das Gefühl zu ersticken und japse nach Luft. Jeder Atemzug ist ein Kampf und mir geht der Gedanke durch den Kopf, ob sich dieser Kampf denn lohnt.

Juhuuu. Erstmal ein kleines Danke an die Menschis die regelmäßig die Kapitel lesen. Es ist noch lange nicht perfekt und ich bin viel am korrigieren und anpassen aber ich hoffe dass es euch soweit trotzdem gefällt. Leider müssen wir alle durch diesen Stress bei Emilia einmal durch. Die schönen Tage kommen noch :)

Dazu wünsche ich euch frohe Ostern 🐣

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt