*18* / Das Ende?

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*Sicht Alex*

Da wir angekündigt sind erwartet Paula uns schon vorne an der Anmeldung und ich mache ihr eine schnelle Übergabe, während wir in den Schockraum gehen. Hier wären wir auf jedes Szenario was uns rein theoretisch erwarten könnte vorbereitet. <Also das ist halt Emilia Ahrends, 21 Jahre alt. Sie ist vorher keine Ahnung wie viele Kilometer gejoggt und dann vor der Polizei weggelaufen. Auf der Südbrücke hatte sie einen durch Panik und Allergie ausgelösten asthmatischen Anfall und war bei unserem Eintreffen stark zyanotisch. Sauerstoff initial 63. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch ansprechbar war.. Dazu eine Sinustachykardie und den erhöhten Blutdruck. Wir ließen sie Salbu inhalieren und gaben zusätzlich Tavor, Salbu, Atrovent und Prednisolon iv... Sättigung seit 20 Minuten ca auf 81, Puls grade 78 und Blutdruck müssten wir messen. Vermutlich durch das Tavor, ist sie jetzt somnolent, wenn nicht sogar soporös.> erzähle ich meiner Kollegin und dann sind wir am Schockraum. Ich erkenne durch das kleine Fenster in der Tür den Pneumologen des Hauses ebenso wie Oliver. Echt jetzt? <Oli ist grade ein ganz schwieriges Thema Paula. Ich weiss er ist super aber vermutlich Mitschuld an der Situation... Keine Ahnung ob es so gut ist wenn er dabei ist.> erkläre ich ihr und sie schaut mich verwirrt an. <Habe da gestern so was mitbekommen, was Oli und Emilia betrifft.. Lange Geschichte und ich weiss auch nur die Hälfte.> füge ich hinzu und Paula unterbricht mich <Alex ich verstehe deine Sorge aber dafür ist keine Zeit. Und Oliver hat nunmal Rufbereitschaft für den Schockraum.> Ich gebe nach und betätige den Türöffner. Wichtiger ist es wirklich grade ihr Leben zu retten. Sie ist zwar stabil aber halt auch noch lange nicht außer Lebensgefahr.
Wir schieben sie neben den Stryker und ich schaue Oli an. Er hat Em natürlich sofort erkannt und ich frage ihn <Schaffst du das Oli?> <Ja... Muss aber kurz dazu sagen, dass Emilia gestern erst halb zusammengebrochen ist. Zwar nur wegen einer Hypoglykämie und sie hat danach wieder gearbeitet aber jeder Zusammenbruch schwächt den Körper ja ne Zeit..> sagt er entschlossen und Paula wiederholt meine Übergabe kurz und knapp während wir sie umlagern. Ich stecke die Kabel von unserem Monitor in den Monitor vom Schockraum und wechsel dann den Oxy. Paula schließt den Schlauch der Atemmaske ans Krankenhaussystem an und wir starren nochmal auf die Parameter. <Bleibst du noch einen Moment hier?> fragt mich Marion und ich nicke. Sie nimmt unsere Sachen und verschwindet dann zur Reinigung.
<Einmal das Laryngoskop bitte!> fordert der Pneumologe an und bekommt es vom Pfleger angereicht. Ich nehme Em währenddessen Blut ab und Paula lässt es direkt für eine Notfall BGA ins Labor bringen. <Auf eine Intubation würde ich erstmal verzichten. Die Atemmuskulatur ist zwar sehr geschwächt aber ich habe die Befürchtung, dass eine maschinelle Beatmung es nur verschlimmern würde.. Herr Kollege, wie weit können wir sie sedieren, sodass sie aber noch alleine atmet. Würde eine CPAP Beatmung in Betracht ziehen bis die Atemwege wieder abgeschwollen sind und die Lunge sich beruhigt hat. Quasi nach dem Prinzip vom Weaning.> fragt er dann Oli und dieser fragt mich <Was hast du ihr gegeben Alex?> <Nur 0,2 Tavor. Und halt was man so für den Anfall brauchte.> antworte ich und zeige auf den Bericht. <Dann würde ich mit Ketanest und Propofol weitermachen. Alles Andere könnte sie in eine Atemdepression bringen... Also bitte 0,5 Ketofol 1:1 als Bolus.. Und dann über den Perfusor erstmal 5 ml zur Aufrechterhaltung pro Stunde für 12 Stunden.> meint Oli und eine Schwester bereitet die Spritzen vor. Paula hat das Set für einen ZVK rausgeholt denn bei der Menge brauchen wir einen größeren Zugang. Ich helfe ihr beim Sterilisieren und abdecken aber ziehe mich dann zurück. Ich kann die Dinger zwar legen aber ich hasse diese Aufgabe.
5 Minuten später liegt der ZVK und sie wird weiter ins Land der Träume abgeschossen. Der Pneumologe hat in der Zwischenzeit das CPAP vorbereitet und legt ihr die Maske vorsichtig aufs Gesicht. Arme Emmi. Vor drei Tagen war ihre Welt noch in Ordnung und nun kämpft sie hier um ihr Leben. <Die ITS weiss Bescheid! Abfahrt.> sagt Paula und dann bringen sie Emilia durch den hinteren Gang hoch zur Intensiv. Bevor sie in den Aufzug gehen sage ich <Ich spreche schonmal mit der Familie, wenn sie da sein sollten.>
Ich gehe aus dem Schockraum raus und muss mich kurz an der Wand anlehnen. <Ist die Familie von der Patientin aus dem Schockraum schon da?> frage ich die nächstbeste Schwester und diese nickt. <Gut ich übernehme das Gespräch!> sage ich und verlasse die Notaufnahme in Richtung Wartebereich. Mein Herz klopft vor Aufregung immernoch und ich bin froh danach direkt Feierabend zu haben.
Bereits als ich aus der Notaufnahme rauskomme, sehe ich Marion bei ihrem Bruder und Flo sitzen und ich gehe direkt hin. Flo sieht mich als Erster und springt sofort auf. <Wie gehts ihr? Und was ist überhaupt passiert?> fragt er mich sofort und ich drücke ihn sanft zurück auf den Stuhl. Dann setze ich mich daneben und erzähle ihnen <Sie ist momentan stabil aber noch sehr schwach. Emilia ist irgendwie an den Poller Wiesen vor der Polizei weggelaufen und auf die Südbrücke hoch. Dort bekam sie Panik und einen Asthmaanfall.. Dadurch, dass die Polizei an ihr dran war konnten sie uns sofort nachalarmieren. Es war einer der heftigeren Anfälle... Wir haben sie sediert und beatmen sie jetzt ne Weile mit dem CPAP, damit sie weiter stabilisiert werden kann. Natürlich wird sie jetzt erstmal intensivmedizinisch überwacht und betreut.> Leon sackt auf seinem Stuhl halb in sich zusammen und murmelt <Alles meine Schuld!> <Quatsch. Ich meine, du kennst Em besser als ich, aber ich kenne sie als eine nach außen starke aber innerlich ziemlich zerbrechliche Person. Es war nur eine Frage der Zeit... Und heute konnten wir noch rechtzeitig eingreifen... Es hätte genauso gut in den nächsten Tagen in Emmerich passieren können... Oder wenn sie alleine zu Hause ist.> sage ich möchtegern aufbauend und massiere mir die Schläfen. Ich hasse es so unglaublich Kollegen zu behandeln und dann mit ihren Familien, die ich vermutlich eh kenne zu sprechen.
Paula und Oli kommen einige Minuten später gemeinsam aus der Notaufnahme und gesellen sich zu uns. <Wie Alex vermutlich schon erzählt hat, mussten wir Emilia eben hoch auf die Intensivstation bringen um sie zu überwachen. Die Kollegen dort werden weiterhin Alles tun um sie weiter zu stabilisieren... Wir müssen jetzt einfach abwarten. Ärztlicherseits können wir frühstens nach dieser Nacht eine Prognose abgeben.. Ich möchte nicht dramatisieren aber diese Nacht ist wirklich entscheidend.> erzählt Paula und ich biete Flo und Leon an sie nach Hause zu fahren, weil heute eh keiner mehr zu Emmi darf.

So das letzte Kapitel für heute. Etwas kürzer geworden aber ab dem nächsten Kapitel wechsel ich die Sicht wieder.

Nochmal: die angegeben Dosen sind ausgedacht und ich habe keine Ahnung ob man es so verabreicht. Weiss halt nur dass Perfusoren iwi immer zwischen 3 und 5 ml pro Stunde laufen xD

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWhere stories live. Discover now