Gedämpfte Freude

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"Dass wir den Zug verpassen, wenn wir uns jetzt nicht beeilen.", rief Ginny und rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn ins Bad, um ihre Sachen zu holen.

"Bei Merlin! Du hast recht!", stimmte diese ihr zu und rannte auch wie eine Verückte durch das Zimmer.

Beide schmissen schnellstmöglich ihre restlichen Sachen einfach unordentlich in ihre Koffer, um diese dann mit Mühe zu zubekommen. Dann rannten sie, soweit das überhaupt möglich war, mit ihrem Gepäck die Treppen der Mädchenschlafräume hinunter.

Ginny verspürte Erleichterung, als sie auf Parvarti stießen, die scheinbar ebenfalls noch nicht beim Zug war. Doch so lange konnten sie sich nicht ausruhen, denn auch diese war vermeintlich auf dem Sprung und eilte schnellstmöglich aus dem Gemeinschaftsraum.

Als auch Fay und Ginny den Ausgang erreichten, schob Fay mühevoll mit einer Hand die Tür auf, Ginny hingegen stand noch nach innen gerichtet und betrachtete ein letztes Mal den Gemeinschaftsraum, indem sie so oft mit ihren Freunden Zeit verbracht hatte und der quasi wie ein zweites Wohnzimmer in ihrem zweiten Zuhause war.

Aus irgendeinem Grund, welcher Ginny bislang noch unbekannt war oder den sie sogar eventuell zu verdrängen versuchte, fühlte sich das hier wie ein Abschied an. Wenn sie das nächste Mal hier sein würde, wäre alles anders. Ganz im Inneren wusste sie auch, weshalb.

Der Krieg stand unmittelbar bevor.

"Kommst du? Wir verpassen den Zug!!", drängte Fay und riss Ginny somit aus ihren trüben Gedanken. "Jaja ich komme.", murmelte Ginny geistesabwesend und schenkte dem Ganzen noch einen letzten Blick, bevor sie sich abwendete und aus der Tür verschwand.

Wie durch ein Wunder bekamen sie sogar noch den Zug und wurden mit einem breiten lächeln von Hagrid verabschiedet.

Die Minuten vergingen wie im Fluge. Ginny und Fay saßen zusammen mit Luna Lovegood zusammen in einem Abteil, die heute auch ungewöhnlich still war. Fay, die die ganze Zeit versuchte vergebens ein Gespräch am laufen zuhalten, tat Ginny schon langsam leid. Sie wusste ja, dass sie keine besonders gute Gesellschaft war, aber sie konnte jetzt auch nicht einfach so reden, als ob alles in Ordnung sei. Dafür war ihre Stimmung einfach nicht gut genug.

Als die Blondhaarige kurz zur Toilette musste, ergriff Fay die Chance um Ginny noch einmal auf Draco anzusprechen.

"Hast du eigentlich vor deiner Familie zu erzählen, dass du dich in Draco-Eisprinz-Malfoy verknallt hast oder wie darf ich das verstehen mit seiner Flucht? Was ist, wenn sie ihm nicht vertrauen und nicht bei sich aufnehmen wollen? Muss er sich dann erst ritterlich beweisen oder wie wird das ablaufen?", überlegte Fay laut, doch ihr scherzen war nicht zu überhören.

"Bei Merlin Fay.. das weiß ich doch selbst noch nicht, aber irgendwann werde ich es ihnen sagen müssen."

So einfach wie ihre Antwort zwar gewesen war, war es definitiv nicht. Ginny malte sich die ganze Zeit aus, wie ihre Familie wohl auf diese neue 'Nachricht' reagieren würde, doch was sollte sie schon machen? Außer Abwarten war in nächster Zeit nichts dagegen zu tun und sie war auch nicht der Typ dafür, sich die ganze Zeit von negativen Gedanken runterziehen zulassen.

Nach einiger Zeit des Schweigens, was sich wie gute 10 Stunden angefühlt hatte, ertönte ein lautes Geräusch des Zuges, was allerdings niemand erschreckte oder des weiteren schlecht beeinflusste. Im Gegenteil- alle wussten sie waren da.
Am Bahnhof Kings Cross.

Manche waren erfreut ihre Familien wiederzusehen, andere traurig, dass sie Hogwarts für ein paar Wochen nicht sehen würden. Diese hatten dann wohl mit schwierigen Familien zu kämpfen, was Ginny zum Glück nicht von sich behaupten musste.

Doch auch ihre Freude war getrübt, was auch daran lag, dass sie keine Ahnung hatte, was sie in den nächsten Wochen mit sich selbst anfangen würde. Normalerweise verbrachte sie die Ferien oft mit Harry, Ron und Hermine, doch das würde dieses Mal sicherlich ausfallen. Auch ihre Brüder, Fred und George, hatten wohl kaum Zeit für sie, da sie ihren Laden in Schach halten mussten. Von ihren ältesten drei Brüdern ganz zu schweigen, die wahrscheinlich eh nicht da waren.

Gerade lief eine 5. Klässlerin an ihrem Abteil entlang und rief "Wir sind da!", was Ginnys Gedanken wie mit einem warmen Frühlingswind wegfegte und sie wieder im hier und jetzt war.

"Ich werde dich vermisse.", meinte Fay plötzlich und umschlang ihre Freundin. Überrascht, aber trotzdem irgendwie unbeschwert erwiderte sie diese mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

"Ich dich auch! Schreib mir", entgegnete Ginny ihr. Sie hoffte instänndig, dass ihrer Freundin nichts passieren würde. In vergangener Zeit hatte sie oft gehört, dass junge Zauberer und Hexen in die Fänge der Todesser und insbesondere von Voldemort gekommen waren und diese zum Nutzen waren, Informationen über Hogwarts oder besonders über Harry zuerlangen oder im schlimmsten Fall ihnen als Geiseln zum Nutzen fallen würden, damit diese bestimmte Dinge verlangen könnten.

Da war es nicht gerade zu ihrem Vorteil, dass Fay in Harrys Stufe war und Ginny die Schwester seines Besten Freundes.

Sie verabschiedeten sich auch von Luna, die auf einmal doch glücklicher zu sein schien, als sie auf der ganzen Zugfahrt preisgegeben hatte. Aber es war nunmal Luna. Stets gut gelaunt, zwar immer etwas merkwürdig, aber definitiv eine gute Freundin.

Als Ginny mit ihrem Gepäck auf das Gleis 9 3/4 ausstieg, sog sie sofort die kühle Luft ein, um sich gleich darauf nach ihrer Mutter umzusehen, welche sie abholte. Nach einiger Zeit stachen ihr die rot-blonden Haare ihrer Mutter ins Auge und Ginny machte sich auf den Weg, jedoch mit einem Hintergedanken.

Fay hatte recht, sie musste ihrer Familie erzählen, was es mit Draco Malfoy auf sich hatte, ob sie wollte oder nicht.

40 Stunden mit Draco Malfoy (#Drinny)Where stories live. Discover now