Kapitel 18 | Jimin

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The whole universe is different from yesterday just from your happiness

Jimins Sicht:

Obwohl ich mich immer wieder dabei erwischte, wie ich eine Antwort, eine lange Entschuldigung an Taeyong verfasste und sie dann wieder löschte, konnte ich ihn die meiste Zeit aus meinem Kopf verdrängen. Ich mied Instagram und Vlive. Ging allem aus dem Weg, was mich an ihn erinnern konnte. Verlor auch vor Taehyung kein Wort über ihn. Nur manchmal im Schlaf, ließ er mich nicht in Ruhe. Oft träumte ich davon, wie Yongie mich verzweifelt anrief und mir Vorwürfe machte. Mir sagte, wie sehr er mich verachtete. Manchmal waren es aber auch Träume von meinen Bandkollegen, welche mich aus der Wohnung warfen, mir ihre Empörung deutlich zeigten, nur da sie rausgefunden hatten, dass ich Taeyong mehr als einen Freund mochte, die mich panisch aus dem Schlaf schrecken ließen. Auch der Stress war mittlerweile belastend und nicht mehr die Flucht vor meinen Gedanken, wie noch Wochen zuvor. Allem in allem war die Lage nicht besonders angenehm. Mittlerweile schaffte selbst Taehyung nicht mehr, mich abzulenken und immer öfters zog ich mich in mein Zimmer zurück um erneut anliegende Aufgaben zu erledigen. Auch J- Hopes und meine Gespräche blieben oberflächlich, was auch bei mir und den anderen Jungs im Dorm nicht anders aussah. Und offensichtlich entging ihnen mein Stimmungswechsel nicht. Doch ich wich den meisten Fragen, die sich um mein Wohlergehend drehten, schnell aus. Das einzige was ich wollte war, dass es alles so wie früher wurde. Dass ich Taeyong wirklich einfach vergessen würde.
Vielleicht hätte das auch irgendwie funktioniert, hätte es nicht, einen frühen Abend an der Tür geklingelt. Hätte Jugkook vielleicht nicht geöffnet. Wäre Taeyong vielleicht nicht in mein Zimmer gestürmt.


Ich starrte ihn einen Augenblick einfach an und konnte selbst nicht glauben, was ich da gerade gesagt hatte. Meine Hände begannen zu zittern, mein Herz raste und ich dachte, ich müsste mich jeden Moment übergeben. So war das nicht geplant. Ganz und gar nicht.
Mein Gegenüber starrte mich noch immer an. Seine Wangen waren vor Wut rot gefärbt, wobei ich glaubte, dass sie in den letzten Sekunden noch eine dunklere Farbe angenommen hatten. Auch meine Wangen mussten glühen. Erst, als Yongie den Mund wieder schloss, merkte ich, wie nah ich ihm war. Augenblicklich wich ich einen Schritt zurück.
„Es tut mir leid", flüsterte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
Meine Augen begannen zu brennen.
Ich würde sicher nicht einfach zu weinen beginnen.
Auch nicht, wenn das schlechte Gewissen und die Scham mein Hirn vernebelten.
Ich hörte, wie Taeyong etwas sagen wollte, doch schüttelte schnell den Kopf und sah auf den Boden.
„Verdammt, das sollte nicht so laufen. Es tut mir leid. Ich... habe das alles nicht so geplant", meinte ich und rieb mir über den Nacken, um Tränen zurückzuhalten.
„Hast du wirklich gesagt, dass du mich liebst, Jimin?"
Yongies Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Ich schwieg und biss mir auf die Lippe.
„Wieso hast du mich dann von dir gestoßen?"
Jegliche Wut in seiner Stimme war verschwunden, stattdessen klang er nun vorsichtig, beinahe zaghaft.
„Ich... ich hatte Angst, dass es uns nur in Schwierigkeiten bringen würde. Als du die eine Nacht bei mir warst, schienen die anderen nicht begeistert zu sein. Und dann... hatte ich Angst, dass sie es nicht verstehen... nicht akzeptieren würden. Ich wollte keinen Streit. Ich wollte dich in keine missliche Lage bringen. Das hättest du nicht verdient. Als ich bemerkt habe, dass ich dich mehr als... meine Freunde mochte, habe ich Angst bekommen. Ich dachte, es wäre nicht die richtige Zeit dafür. Und ich wollte nichts tun, was ich bereuen wurde. Und ich dachte, es wäre die perfekte Idee, wenn ich mich von dir entfernen würde. Du würdest dein Leben wie gehabt weiterführen und ich... ich würde meine Gefühle einfach vergessen. Irgendwann. Und dann würden wir nie in eine Lage wie jetzt kommen. Oh, verdammt. Es tut mir leid. Ich habe alles verbockt. Ich...", ich merkte, wie eine Träne über meine Wange lief und wischte mit dem Ärmel, meiner Oberteils, über diese.
Ich hatte vollkommen versagt.
Jetzt und davor.
„Hast du nicht", hörte ich meinen Gegenüber nun.
Seine Stimme klang überraschend fest, doch ich wagte es noch nicht aufzusehen.
„Ich... ich weiß, dass du mir nicht wehtun wolltest. Es war vielleicht nicht der perfekte Weg, aber du wolltest mir nur Probleme ersparen. Das verstehe ich schon", stellte er fest, wobei es eher so klang, als wollte er sich das selber einreden.
Ich drückte mir den Arm gegen meine brennenden Augen, als sich immer mehr Tränen einen Weg über meine Wangen bahnten.
Nur gedämpft hörte ich, wie Tae näher kam, da noch immer meinen Herzschlag in den Ohren hämmern hörte.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich wollte sie bereits zurückziehen, als ich die Wärme seiner Handfläche spürte. Ich hatte seine Nähe vermisst. So sehr vermisst.
Ich wollte meinen Arm nicht von meinem Gesicht weg nehmen, doch Taeyong zog ihn bereits sanft zurück.
Ich hasste es, wenn andere mich weinen sahen.
Doch Yongie sah mich gar nicht richtig an, sondern zog mich einfach in eine vorsichtige Umarmung.
Es dauerte einen Moment, bevor ich mich in seinen Armen entspannte, dann setzte das warme Kribbeln ein, das ich so lange nicht mehr gespürt hatte.
Wie von selbst schlangen sich meine Arme um ihn und zogen ihn näher.
Auch er umarmte mich fester, was mich langsam aber sicher beruhigte.
Meine Ängste waren für einen kurzen Moment verschwunden.
„Ich habe dich so vermisst", hörte ich den Älteren murmeln.
„Ich habe dich auch so sehr vermisst", flüsterte ich und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge.
Die Situation, die erst wenige Sekunden her war, schien wie vor Jahren.
„Es tut mir leid", hauchte ich erneut
„Schon gut."
Dann schwiegen wir wieder.
Wir standen einen ganzen Moment schweigend da, bevor wir uns wieder voneinander lösten.
Dann kam die Panik zurück.
Er hatte nichts erwidert.
„Oh Gott, du... ich... ich wollte dich in keine peinliche Lage bringen. Ich habe gar nicht daran gedacht, wie du dich... es tut mir leid. Vielleicht sollten wir das alles einfach vergessen. Ich ... tun wir so, als hätte ich nie etwas gesagt. Ich hätte einfach den Mund halten sollen. Das wollte ich...", ich konnte meinen Satz nicht beenden, da hatte Taeyong bereits seine, unglaublich weichen, Lippen auf meine gelegt.

You got Me || JimTaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt