Kapitel 39

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Ein Kribbeln durchlief meinen Körper, als wir vor der Eingangstür standen. Ich war nervös und Mateo merkte das natürlich. Er drückte meine Hand und blickte zu mir herab. "Ich liebe dich.", diese drei kleinen Worte aus seinem Mund waren die einzigen Worte, die ich hören musste, um mich zu beruhigen.

Er öffnete die Haustür und ließ meine Hand nicht los. Wir standen in dem großen Eingangsbereich der Villa. Die Decke war hoch und ein moderner Kronenleuchter hing herab. Der Boden war aus Marmor und die Treppen links und rechts vom Raum, die nach oben führten, hatten ein Geländer aus Metall. Sie waren in der selben dunklen Farbe wie die Fensterrahmen gehalten.

Mateo führte mich geradeaus durch den Raum. Am Ende war eine kleine Stufe, die den Eingangsbereich von dem Wohnzimmer trennte, in dem wir jetzt standen. Auf der langen Couch, im rechten Teil des Zimmer, saß eine Frau, die ein Buch in der Hand hielt. Sie trug eine Lesebrille und war so konzentriert, dass sie uns im ersten Moment nicht bemerkte.

Ich blickte zu Mateo empor, weil er meine Hand drückte und ich wissen wollte weshalb. Sein Gesichtsausdruck war neutral. Keinerlei Emotionen waren zu sehen. Aber ich wusste, dass er ebenfalls nervös war und er brauchte meine Unterstützung. Seine Augen waren auf die Frau mittleren Alters gerichtet. Er fixierte sie und es schien so als würde er überlegen, was er sagen sollte.

Ich fragte mich wer sie war, aber als sie ihren Blick hob und ich die strahlend grünen Augen sah, wusste ich sofort wer die Frau war. Mateos Mutter. Sie war wie in einer Schockstarre, legte das Buch zur Seite und zog ihre Lesebrille aus. Ganz langsam erhob sie sich von der Couch und kam auf uns zu. Mich beachtete sie keine Sekunde. Ihre Augen lagen nur auf Mateo.

Sie blieb kurz vor ihm stehen und kämpfte gegen ihre Tränen an. Sie wollte es sich nicht anmerken lassen, aber ich erkannte die glänzenden Augen und den Schmerz, den sie spürte.

"Mateo.", ihre Stimme war kaum zu hören. Sie hob ihre Hand und legte sie auf seine Wange. In den Augen von Mateo war immer noch keinerlei Emotion zu sehen. Wie konnte er so ruhig bleiben, während seine Mutter vor ihm weint?

Sie nahm Mateo endlich in den Arm und schluchzte. Ich stand daneben und löste meine Hand von Mateos, damit er die Umarmung erwidern konnte. Doch er schaute mich nur mit einem Stirnrunzeln an. Ich hob meine Augenbrauen und deutete ihm, dass er seine Arme um seine Mutter legen sollte. Aber er tat es nicht.

Ich dachte an Gabrielas Worte und fragte mich, ob sie mich angelogen hat. Sie meinte, dass Mateo nie geliebt worden ist und das Gefühl der Liebe nicht kennt. Aber das was ich gerade sah, war pure Mutterliebe.

"Acht Jahre.", murmelte Mateos Mutter und löste sich von ihm. "Acht Jahre ist es her, als ich dich das letzte mal gesehen habe. Du bist erwachsen geworden. Warum hast du mich nicht besucht?", fragte sie und wischte sich die Tränen weg. Nach diesen Worten machte Mateo einen Schritt zurück und griff wieder nach meiner Hand, so als würde er aus mir Kraft ziehen.

Die Augen seiner Mutter folgten Mateos Bewegung und erblickte unsere ineinander verschränkten Finger. Erst jetzt bemerkte sie mich und schaute mich verwundert an. "Hallo. Ich bin Emilia.", stellte ich mich vor und streckte ihr meine Hand entgegen. Es war eine unangenehme Situation für mich, deshalb hoffte ich damit die Stimmung ins positive zu ziehen.

Doch sie schaute mich nur verwirrt an und schüttelte meine Hand. "Valeria.", stellte sie sich vor, was mich ziemlich überraschte. Ich hätte gedacht, dass sie entweder gar nichts sagt oder sich mit Mrs. González vorstellen wird. "Ich bin ...", ich wollte ihr sagen warum ich hier in ihrer Villa stehe und Mateos Hand halte. Aber Mateo übernahm das für mich und sagte zum ersten Mal etwas, seitdem wir hier sind.

"Sie ist meine Freundin.", erklärte er knapp und zog die Aufmerksamkeit seiner Mutter wieder auf sich. Valeria schaute verwirrt zwischen ihm und mir hin und her. Gabriela hat mich doch nicht angelogen. Die Reaktion von Mateos Mutter war eindeutig. Sie war sehr überrascht über seine Worte.

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