Kapitel 33

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Der Abend war endlich vorbei. Mateo und ich verabschiedeten uns von meiner Familie. Zum Schluss war meine Mutter viel freundlicher und redete nicht nur über Mateo und seine Privatangelegenheiten.

"Bis zum nächsten Mal.", sagte meine Mutter und winkte uns zu, während wir zum Auto gingen. "Ja, wir sehen uns bald wieder.", versprach ich ihr und stieg in den Audi. Sobald die Haustür zu war, stieß ich laut die Luft aus meinem Mund. Meine Güte, was war das für ein Abend.

"Ich muss mich für das Verhalten meiner Mutter entschuldigen.", ich schaute zu Mateo, der sich gerade in das Auto gesetzt hat. "Nein, das musst du nicht. Es war völlig gerechtfertigt.", widersprach er und legte seine Hand auf meine. Bei seiner Berührung fielen mir wieder seine Worte über die Beziehung ein. Fühlte er so wie ich? Liebte er mich? Bei dem Gedanken musste ich fast über meine Naivität lachen. Mateo González kann nicht lieben. Mateo González kann nicht lieben. Ich sagte es wie ein Mantra in meinen Gedanken.

"Es war trotzdem unangemessen.", stellte ich klar. "Die Neugier bin ich schon von dir gewohnt. Deshalb war es halb so schlimm.", meinte er. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich schlug ihm spielerisch auf die Schulter. "Du bist aber auch geheimnisvoll, Mr. González.", fügte ich hinzu und formte meine Augen zu schmalen Schlitzen. Mateo stieß einen stumpfen Lacher aus und fuhr dann los.

"Du schläfst heute bei mir.", legte er fest, während sein Blick auf die Straße gerichtet war. Ich wollte nichts dagegen sagen und antwortete deshalb mit einem "Okay." Er war herrisch, so wie ich ihn kannte und so wie ich ihn liebte.

Mateo öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber dann erschallte sein Handyklingelton im Auto. Er verdrehte genervt die Augen und drückte dann auf einen Knopf auf dem Lenkrad. "Ich bin nicht allein.", waren seine Worte, was mir mal wieder das Gefühl gab ausgeschlossen zu sein. Die Glücksgefühle von vor wenigen Minuten waren schon wieder fort.

Die Frau am anderen Ende der Leitung war der Stimme nach zu urteilen, Gabriela. Sie sprach spanisch, weshalb ich nichts verstehen konnte.
"¡Chau!", mit diesen Worten beendete Mateo nach wenigen Minuten das Gespräch. Seine Stimmung hat sich wie auf einen Schlag komplett geändert.

"Planänderung. Ich fahre dich zu deiner Wohnung.", informierte er mich mit neutraler Stimme. "Was ist passiert?", wollte ich wissen. Ich machte mir Sorgen. "Nichts. Heute ist einfach kein guter Zeitpunkt.", versuchte er mich abzuwimmeln. "Sicher?", so leicht ließ ich mich aber nicht zur Ruhe stellen. "Ja, Emilia. Ich bin mir sicher.", sagte er harsch und umgriff das Lenkrad fester. Ich schwieg daraufhin und richtete meinen Blick aus dem Fenster.

Vor meiner Wohnung kam Mateo zum stehen und riegelte die Autotüren ab, bevor ich aus dem Auto stürmen konnte. "Lauf nicht weg. Ich bringe doch noch rein.", befahl er und öffnete die Verriegelung. Stumm stieg ich aus dem Wagen und bemerkte wie sich Mateo umsah, als wolle er sichergehen, dass uns keiner sieht. Na toll, jetzt war es ihm auch noch peinlich mit mir gesehen zu werden.

Ich öffnete meine Wohnungstür und trat in die Dunkelheit. Mit meinen Fingern tastete ich an der Wand nach dem Lichtschalter und legte ihn um. Mateo kam ebenfalls herein und schloss die Tür. Dann stellte er sich vor mich und presste seine Lippen auf meine. Völlig überrumpelt ließ ich meine Tasche fallen. Er drückte mich gegen die Wand und küsste mich weiter. Dann löste er sich genauso überraschend wieder von mir, wie er mich geküsst hat.

"Schließ die Tür ab, wenn ich gegangen bin.", befahl er und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Dann legte er mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und verschwand aus meiner Wohnung. Was zur Hölle war das denn?

Ohne zu wissen warum, folgte ich seinen Worten und schloss die Tür ab. Was war bloß los mit Mateo und was hat Gabriela am Telefon gesagt? Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen. Er wird schon seine Gründe gehabt haben.

🔹🔹🔹

Da Mateo auf meine Anrufe von gestern nicht reagiert hat, hoffte ich ihn im Büro zu treffen. Er hat sich merkwürdig verhalten und ich wollte wissen wieso.

Ich stieg aus meinem roten Mini und strich meine Bluse glatt. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als ich das letzte Mal hier war. Obwohl es erst letzten Freitag war. Am Wochenende ist so viel passiert, dass es sich wie ein Monat angefühlt hat.

"Guten Morgen.", sagte ich zu Camilla und warf ihr ein Lächeln zu. "Den wünsche ich dir auch.", erwiderte sie mein Lächeln. "Wie war dein Wochenende?", fragte ich sie und wollte einfach nur reden, um mich von meinen Gedanken abzulenken. "Langweilig. Ich war die ganze Zeit Zuhause und hab mir Serien angeschaut.", gab sie zu und kicherte über sich selbst. "Und wie war dein Wochenende?"

"Entspannend.", log ich und hoffte sie würde es mir abkaufen. "Mein Wochenende wäre auch entspannend, wenn ich es mit so einem hübschen Kerl verbringen würde.", grinste Camilla und wackelte mit ihren Augenbrauen. Ich schüttelte belustigt meinen Kopf.

"Wir sehen uns in der Mittagspause.", verabschiedete ich mich für den Moment von ihr und machte mich auf den Weg in mein Büro. Judith war nicht hier. Nach einem Anruf bei Camilla wusste ich, dass sie heute krank ist. Dann musste ich den Tag wohl alleine bewältigen. Immerhin hatte ich somit mehr Arbeit und konnte weniger an Mateo denken.

Das klappte nicht besonders gut, weil ich immer noch auf eine Antwort von ihm wartete. Er hat mir nicht mal eine Nachricht geschrieben. So langsam wurde ich wütend und entschloss mich dazu, ihn in seinem Büro zu besuchen. Vielleicht war er auch einfach nur sehr beschäftigt mit der Arbeit. Ich würde es gleich herausfinden.

"Guten Morgen, ist Mr. González zu sprechen?", fragte ich bei der Frau hinter dem Tresen in der Chefetage nach und setzte ein freundliches Lächeln auf. Sie wandte ihren Blick von Computerbildschirm ab und sah mich an. "Nein, Mr. González ist nicht hier.", informierte sie mich mit abwertendem Unterton und schaute wieder auf den Bildschirm. "Wissen Sie, wann er kommt?", hakte ich nach. "Heute vermutlich gar nicht mehr. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich habe noch eine Menge zutun.", redete die unfreundliche Brünette.

"Danke für die Auskunft. Schönen Tag noch.", ich machte einen freundlichen Abgang und stieg in den Aufzug. Warum war Mateo nicht hier? Geht er mir aus dem Weg? War der Abend bei meinen Eltern doch schlimmer als ich zuerst gedacht habe?

Zurück in meinem Büro setzte ich mich seufzend auf den Drehstuhl. Das hier war mein Arbeitsplatz und darum musste ich jetzt meine Arbeit erledigen. Ich wollte nicht, dass Mr. Ward wieder etwas zu meckern hat. Also rückte ich näher an den Tisch und begann damit, Emails zu beantworten. Freundlicherweise hat mir Judith geschrieben, was ich machen soll. Nach so kurzer Zeit in dieser riesigen Firma, hatte ich noch nicht viel Ahnung davon was ich zutun habe. Wäre meine Kollegin hier, wäre alles einfacher. Aber sie war nicht hier und damit musste ich fürs erste zurecht kommen. 

Die Arbeit lenkte mich vom letzten Abend ab und ich dachte kaum mehr daran. Mir wurde auch klar, dass ich übertrieben habe mit meinen Gedanken war passiert sein könnte. Mateo wird wahrscheinlich bei einem Meeting sein und das Handy ausgeschaltet haben. Wie auch immer ... ich konzentrierte mich voll und ganz auf meine Arbeit und ignorierte jede Ablenkung.

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Ich wollte mich für über 2000 Reads bedanken! Kaum zu glauben wie viele Leute die Geschichte von Mateo und Emilia lesen. Viel Spaß bei den nächsten Kapiteln!

One Night StandWhere stories live. Discover now