Kapitel 11

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Zuhause holte ich erstmal mein Handy heraus und tippte auf Violets Nummer, um sie anzurufen. Wie gewohnt ging sie ziemlich schnell an ihr Handy.

"Emilia! Und wie war dein erster Tag?", quatschte sie sofort drauf los. Ich konnte ihre Energie bis hier her spüren. "Da gibt es einiges zu erzählen. Setz dich am besten irgendwo hin.", riet ich ihr und schaute kurz auf die Uhr, damit ich weiß wie lange ich noch Zeit habe bis neunzehn Uhr. Gerade war es kurz nach achtzehn Uhr, das bedeutete ich konnte nicht sehr lang telefonieren.

"Ich sitze.", informierte mich meine beste Freundin. "Okay pass auf. Ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll.", überlegte ich und runzelte meine Stirn. "Jetzt erzähl schon. Was kann denn so schlimmes an deinem ersten Tag passieren.", kicherte Violet ins Telefon.

"Der Typ aus Kuba ist der CEO von British Investments.", ratterte ich ganz schnell und wartete dann auf eine Reaktion von meiner besten Freundin. Aber es war nichts zu hören, nur Stille. Kaum zu fassen, Violet O'Brien war sprachlos!

"Du verarscht mich doch!", kam sie wieder zu Wort. "Nein. Ich war mindestens genauso schockiert wie du als er da einfach in das Meeting rein kam. Aber das wars noch nicht.", erzählte ich weiter, "Er hat mich zum Essen eingeladen um neunzehn Uhr."

"Wie bitte?! Das ist ja fantastisch! Der steht total auf dich, Emilia.", kreischte Violet ins Telefon und ich dachte, ich bekomme gleich einen Gehörsturz. "Wann trefft ihr euch?", hing sie ihrem Gekreische an.

"Heute um sieben holt er mich ab.", beantwortete ich ihre Frage. "Und dann telefonierst du noch mit mir? Mach dich lieber schick für den Mann. Zieh dir Reizunterwäsche an.", so wie ich sie kannte war das kein Witz.

"Ich ziehe mir sicherlich keine Reizunterwäsche an.", widersprach ich lachend, "Wir werden uns nur treffen, um zu reden. Er will mir erklären, warum er sich als Nathan Reynolds ausgegeben hat obwohl er Mateo González heißt."

"Da hast du aber ein kleines Detail ausgelassen, mein Liebes. Da bin ich ja gespannt, was er dazu sagt. Halte mich auf dem laufenden und jetzt mach dich sexy für ihn. Bye.", Violet legte auf und hinterließ ein Lächeln auf meinen Lippen.

Ich legte mein Handy zur Seite und machte mich auf den Weg zu meinem Kleiderschrank. Die wichtigste Frage zuerst: Was ziehe ich an?
Ein Kleid wäre zu viel des Guten und würde zu aufdringlich wirken. Deshalb entschied ich mich für eine elegante Bluse und eine passende Hose dazu. Meine Haare ließ ich offen.

Kaum war ich fertig, klingelte es auch schon an meiner Tür. Sofort stieg die Aufregung in mir und ich lief hektisch zur Wohnungstür. Davor atmete ich noch einmal tief durch, richtete meine Klamotten und öffnete dann die Tür.

"Guten Abend, Emilia.", sprach Mateo, der zum Anbeißen gut aussah. Er trug eine graue Hose und ein schwarzes Hemd. "Hallo.", begrüßte ich ihn und hoffe innerlich, dass er nicht in meine Wohnung komment. Erstens war sie nicht aufgeräumt und zweitens war sie sehr klein.

"Lass uns gehen. Mein Auto steht vor der Tür.", wie gewohnt wusste er ganz genau was er will. Ich stimmte ihm zu, trat in den Hausgang und sperrte meine Wohnungstür zu. Man weiß ja nie, welche Idioten herumlaufen.

Mateo legte seine Hand auf meinen Rücken und führte mich nach draußen. Dort musste ich mich wirklich zurückhalten, damit mir die Kinnlade nicht runterfiel. Ein schwarzer Audi A8 stand auf der Straße. Der Luxuswagen war schon immer ein Traum von mir.

Nachdem ich kurz in meiner Traumwelt war, öffnete er die Beifahrertür und deutete mir einzusteigen. Ich setzte mich auf das Leder und war sofort beeindruckt über die Innenausstattung des Autos. Mateo lief um die Motorhaube und stieg auf der Fahrerseite ein. Dann startete er den Motor und fuhr los.

Während der Fahrt war es ziemlich ruhig. Ich machte mir Gedanken darüber, was ich ihn alles fragen möchte und wie es mit uns weiter geht. Er ist mein Chef und ob unsere Vergangenheit das Verhältnis zwischen unserer geschäftlichen Ebene verschlechtert oder verbessert, musste ich noch herausfinden.

Nach einer nicht allzu langen Fahrt, blieben wir vor einer Garagentür eines Hochhauses stehen. Ich dachte wir fahren in ein Restaurant? Mateo drückte einen Knopf und schon öffnete sich die Garage. Er fuhr hinein, vorbei an zahlreichen Luxusautos von denen ich nicht ein mal zu träumen wagte.

Er stellte sich in eine Parklücke und machte den Motor aus. Dann schaute er kurz zu mir rüber und musterte mich, während ich beinahe unter dem Blick seiner grünen Augen dahinschmolz. Anschließend stieg er aus dem Wagen. Ich dachte er würde nur noch schnell etwas erledigen wollen und dann fahren wir weiter, deshalb blieb ich sitzen. Dabei beobachtete ich Mateo wie er wieder um das Auto lief und schmunzelte.

Er öffnete die Beifahrertür und streckte mir seine Hand entgegen, die ich verwirrt ergriff und mir aus dem Auto helfen ließ. "Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass wir heute bei mir zuhause essen. Ich dachte nur, dass es niemanden etwas angeht, was wir zu besprechen haben.", meinte er und sperrte sein Auto zu.

"Nein, nein. Es ist gut, dass wir allein sind. Ähm ... also, dass wir ungestört reden können.", stotterte ich unsicher vor mir her. Warum war ich auf einmal so eingeschüchtert? Ach vielleicht lag es daran, dass er mein Chef war und noch dazu stinkreich.

Der gut aussehende Mann hob amüsiert seinen Mundwinkel und zeigte mir dann den Weg zum Fahrstuhl. Oh nein. Bei der Aufregung, die ich wegen Mateo schon hatte, wurde ich noch nervöser wegen dem Aufzug. Eigentlich dachte ich, meine Angst wäre bekämpft. Aber mein Körper entschied sich dann doch anders.

Ich schluckte und versuchte mich so ruhig zu verhalten wie nur möglich. Mateo holte eine Karte heraus und hielt sie an einen Scanner im Aufzug. Dann schlossen sich die Türen und wir fuhren nach oben. Dieses Gefühl im Bauch hasste ich genau so sehr wie die enge in den Fahrstühlen, obwohl dieser hier um einiges größer war als üblich. Wir fuhren so lange, bis wir ganz oben ankamen. Dort öffneten sich die Aufzugtüren wieder und eine erstaunliche Wohnung kam zum Vorschein.

Allein der Eingangsbereich beeindruckte mich. Ein Tisch mit einer Pflanze in einer scheinbar teuren Vase stand in der Mitte. Links an den Wänden hingen Gemälde, die wahrscheinlich teurer als meine ganze Wohnung waren. Mateo und ich gingen weiter geradeaus und betraten dann das offene Wohnzimmer. Eine Glasfront erstreckte sich entlang des Raumes und ermöglichte einen prachtvollen Ausblick auf London. Da bereits die Dunkelheit anbrach, funkelten die Lichter der Gebäude.

"Mateo, ich habe schon gewartet.", die Stimme einer Frau zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wirbelte nach links und entdeckte eine etwas ältere Frau, wahrscheinlich seine Mutter. "Hallo Gabriela, ich habe noch kurz-", Mateo konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, weil sie ihn unterbrach und auf mich zukam. Ihre Augen fixierten mich und sie schien sich über etwas zu freuen.

"So eine hübsche Frau. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du eine Frau hier her einladest? Dann hätte ich das Essen mit viel mehr Liebe zubereitet.", redete die nette Frau drauf los und schaute mich währenddessen die ganze Zeit an. Sie strich über meine Wange und lächelte.

"Hallo, ich bin Emilia.", stellte ich mich zurückhaltend vor und spürte die Röte in meinen Wangen aufsteigen, weil ich mich geschmeichelt fühlte von den Komplimenten der Frau.

"¡Qué bonito nombre! Trajiste a casa a una mujer encantadora, Mateo.", sagte Gabriela in einer anderen Sprache. Vermutlich Spanisch.  "Du kannst jetzt gehen, Gabriela.", Mateo griff ein und schickte die sympathische Frau weg. Dennoch klang er respektvoll.

"Ich störe euch jetzt nicht weiter. Hasta mañana", Gabriela winkte uns zu und verschwand aus dem Wohnzimmer. Ich schaute ihr noch hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden war und drehte mich dann wieder zu Mateo.

"Ist das deine Mutter?", wollte ich wissen. "Nein, das ist sie nicht.", antwortete er gelassen und ging nicht weiter darauf ein. Er brachte mich in das angrenzende Esszimmer, wo ein langer Tisch stand und einem Kronleuchter, der von der Decke hing. Zwei gegenüberliegende Plätze waren gedeckt mit Besteck, Servietten und Gläsern. Ich fühlte mich wie in einem Film.

"Setz dich.", forderte mich Mateo auf. Natürlich folgte ich seiner Anweisung und nahm auf einem der Stühle platz. "Ich hole das Essen.", fügte er seiner Aussage hinzu und ging in die Küche. Als er wiederkam hielt er zwei Teller in die Hand und stellte erst den einen vor mich und dann den anderen auf seinen Platz. Mateo setzte sich gegenüber von mir hin und die Neugier in mir stieg sekündlich. Ich wollte endlich wissen warum er sich als Nathan Reynolds ausgegeben hat.

One Night StandWhere stories live. Discover now