Kapitel 12

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In der Wohnung von Mateo fühlte ich mich so klein und eingeschüchtert. Ich wohnte in einer Zweizimmerwohnung und er in diesem luxuriösen Penthaus. Gerade als wir uns am Esstisch gegenüber saßen und ich Mateo anmerkte, dass er nicht wusste wie er anfangen soll zu sprechen, beobachtete ich ihn ganz genau. Er faszinierte mich auf eine Art und Weise wie kein anderer. Seine Gesichtszüge waren weich, aber dennoch markant.

"Mateo González ist der Name eines Geschäftsmannes, der eine Firma in London führt. Aber im Urlaub als ich dich gesehen habe, wollte ich nicht diese Person sein. Ich wollte einfach frei von den Gedanken an meine Arbeit sein. Dein Anblick hat mir von der ersten Sekunde an den Atem verschlagen, Emilia.", durchbrach seine tiefe Stimme die Stille und zog mich zurück in die Realität.
Ich war völlig überrascht von seinen Worten, dass ich meinen Mund öffnete, um etwas zu antworten. Aber ich schloss ihn wieder, weil ich nicht wusste was ich sagen soll.

"Du sahst so nachdenklich und bedrückt aus. Ich wollte, dass du lachst und Spaß hast.", erzählte Mateo weiter und starrte mich mit seinen grünen Augen an, "Möchtest du mir erzählen über was du nachgedacht hast?"
Er versuchte tatsächlich den Spieß umzudrehen und mich auszuquetschen, obwohl er derjenige war, der noch viel zu erzählen hat.

"Wusstest du, dass ich in deiner Firma arbeiten werde?", wollte ich wissen und ging nicht auf seine Frage ein. Mateo runzelte daraufhin seine Stirn. "Natürlich nicht. Um die Neueinstellungen kümmert sich die Personalabteilung. Ich habe nur den Vertrag unterschrieben.", behauptete er und biss sich auf die Zähne.

"Dann hast du meinen Namen bestimmt gesehen?", hakte ich weiter nach. "Weißt du wie viel Papierkram ich an einem Tag unterschreibe? Da merke ich mir nicht die Namen der Leute. Ich war doch genauso schockiert wie du, als ich dich wieder gesehen habe.", erklärte er überzeugungsvoll und ich glaubte ihm überraschenderweise.

"Ich schätze mal die Villa in Kuba gehört auch dir.", vermutete ich und trank einen Schluck Wein, den Mateo uns beiden eingeschenkt hat. "Ja.", er presste seine Lippen zusammen. "Und wie heißt Ryan in Wirklichkeit?", fragte ich und stieß einen ironischen Lacher aus. "Er heißt Ryan, so wie er sich vorgestellt hat.", das erklärte zumindest wieso er damals so verwirrt war. Er wusste nichts von Nathan und war unsicher, als Mateo sagte es sei die Villa von Ryan.

Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck senkte ich meinen Blick. Mir wurde bewusst, dass Mateo mir etwas vorgespielt hat. Was ist, wenn er mir jetzt immer noch etwas vorspielt? Ich konnte es nicht wissen, weil er noch so gut wie fremd für mich war. Dennoch wollte ich nicht wieder verletzt werden.

"Emilia ... hör zu. Hätte ich gewusst, dass du in meiner Firma arbeiten wirst, dann wäre alles anderes verlaufen.", gab Mateo zu, woraufhin ich ihm neugierig in die Augen schaute.
"Wie wäre es denn verlaufen?", ich machte mich auf die Antwort gefasst und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her.

"Als zukünftiger Chef von dir, hätte ich nicht mit dir geschlafen.", antwortete er ernsthaft und verzog dabei keine Miene. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Doch der Schmerz verwandelte sich innerhalb von wenigen Sekunden zu purer Wut.

"Ich denke wir sind fertig.", warf ich ihm mit erhobener Stimme entgegen und drehte mich auf meinen Absätzen um. "So habe ich es doch nicht gemeint. Bleib stehen!", Mateo kam mir hinterher, doch ich reagierte nicht auf ihn und lief auf den Fahrstuhl zu.

"Emilia! Warte doch. Du hast mich nicht einmal ausreden lassen.", keine Sekunde später stand er vor mir und versperrte mir den Weg. Ich schnaufte tief durch und schaute zu ihm empor. "Was willst du mir denn noch sagen? Du hast es doch offensichtlich bereut mit mir geschlafen zu haben, Mateo oder Nathan. Wie auch immer du heißt.", das Blut in meinen Adern kochte, als ich an die Lügen dachte und an die falschen Hoffnungen. Was sollte ich auch erwarten von einem stinkreichen Geschäftsmann, der auch noch unverschämt gut aussieht? Er konnte jede Frau haben, die er möchte.

"Das habe ich doch gar nicht gesagt. Hör mir doch einfach kurz zu.", er legte seine Hand auf meinen Oberarm und sofort kribbelte die Stelle. Doch ich durfte nicht weich werden. Mateo war ein Arschloch, so wie alle anderen Männer.

"Warum sollte ich dir zuhören? Damit du noch mehr Lügen erzählen kannst?", ich schlug seine Hand von mir weg und ging einen Schritt zurück, um Abstand zwischen uns zu schaffen. Seine Anwesenheit ließ mich sonst einknicken.

"Mein Name war gelogen und das mit der Villa. Der Rest war echt, Emilia.", versicherte er mir mit weiterhin ruhiger Stimmlage. Es war erstaunlich wie entspannt er bleiben konnte.
"Ich hab die Lügen satt! Und ich möchte nicht schon wieder von einem Mann verletzt werden!", schrie ich und spürte den Knoten in meinem Hals. Vergeblich versuchte ich die Tränen zurückzuhalten, die dann an meinen Wangen hinunterflossen.

"Hey, alles ist gut. Ich werde dich nicht verletzten.", sofort kam Mateo auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. "Lass mich los! Ich möchte jetzt gehen.", ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war einfach zu stark.

"Nein, ich lasse dich nicht los, bis du dich beruhigt hast.", widersprach er und presste mich an seinen warmen Körper. Ich wurde umhüllt von dem Geruch eines Parfums und schloss meine Augen, während mein Kopf auf seiner Brust ruhte. In seinen Armen fühlte ich mich geborgen und es beruhigte mich. Die Erinnerungen an Jake verblassten und meine letzten Tränen wurden von einem Schluchzer begleitet.

"Ich wusste nicht wer du bist und das ist auch gut so, sonst hätte ich die Zeit in Kuba nicht mit dir verbracht. Und ich versichere dir, dass ich es nicht bereue mit dir geschlafen zu haben.", Mateo küsste meinen Scheitel und strich mit seiner Hand über meinen Rücken. Dann löste er seine Arme von mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er wischte meinen Tränen weg, was eine unfassbar süße Geste war.

"Es tut mir leid, dass ich mich falsch ausgedrückt habe. Bleib hier bei mir.", seine Stimme war beruhigend und seine grünen Augen sahen mich erwartungsvoll an.
"I-Ich muss wirklich los.", stammelte ich, "Mein erster Arbeitstag war nicht besonders toll und ich möchte morgen fit sein und Mr. Ward zeigen, dass ich verlässlich bin."

"Ein Anruf und Mr. Ward ist arbeitslos.", meinte Mateo trocken und zuckte mit den Schultern. Ich runzelte schockiert über seine Aussage meine Stirn. "Nur blöd ist, dass er schon seit der Gründung der Firma für die Buchhaltung zuständig ist und das wäre ein riesiger Verlust ihn zu feuern.", er presste seine Lippen aufeinander, was mich erst verwirrte. Aber dann merkte ich, dass er sich ein Lachen verkniff. Daraufhin grinste ich und schlug ihm leicht auf die Schulter.

"Deine Witze ändern nichts an der Tatsache, dass er denkt ich sei nutzlos und nicht in der Lage ein paar Notizen zu machen.", bei dem Gedanken daran, warum ich nichts auf den Zettel geschrieben habe, musste ich schmunzeln. Der Anblick von Mateo ließ immer wieder meinen Atem stocken.

"Emilia ich bin der CEO und du wirst schon nicht den Job verlieren, weil Mr. Ward nicht von dir überzeugt ist. Ich bin von dir überzeugt, reicht das nicht?", fragte er mit einem Grinsen im Gesicht.

"Angeber.", konterte ich ebenfalls grinsend.
"Ist das ein Ja?", wollte Mateo sichergehen.
"Ja, ich bleibe. Aber wenn ich morgen nicht fit bin und wieder unkonzentriert arbeite, geht das auf deine Karte.", ich hob meine Augenbrauen und legte meinen Zeigefinger auf seine Brust. "Damit kann ich leben.", lachte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

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