49. Vogelfrei

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Mit einem Satz war Janson hinter einem seiner Männer verschwunden, den die Kugel in die Brust traf. Er fiel keuchend zu Boden und blieb dort liegen. Ein Elektroschocker flog direkt an meinem Ohr vorbei. Ich duckte mich weg und wich einem weiteren aus, der mich fast an der Schulter traf.
Während ich mich geduckt zum Fenster bewegte, das nur wenige Meter von mir entfernt war, schoss ich auf meine Angreifer, wobei ich einem in die Schulter und einem anderen ins Bein traf. Schreiend vor Schmerzen fielen sie zu Boden und übrig blieben noch Janson und zwei seiner Männer.
„Macht sie dingfest! Los, macht schon!", schrie er sie an.
Nur knapp verfehlte mich ein weiterer Elektroschocker und ich schoss wieder auf Janson, traf aber nur die Wand. Mir war klar, dass ich nur noch eine Kugel übrig hatte und nicht an meine Munition herankam, die in meinem Rucksack war. Ich musste hier weg. Und zwar sofort.
Ein letztes Mal drückte ich ab und die Kugel traf den Mann, der gerade auf mich hatte schießen wollen, während der andere nachlud, in die Brust. Janson griff sich seine Waffe und versuchte ungeschickt, mich anzuvisieren, aber sein Arm behinderte ihn.
Das war meine Chance. Ich drehte mich für eine Sekunde weg, um über die Fensterbank zu klettern. Jetzt hatte Janson es geschafft, die Waffe zu bedienen und ein Schocker zischte nur wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbei.
Meine Beine baumelten jetzt aus dem Fenster und ich konnte Thomas und Jorge meinen Namen schreien hören.
„Du musst springen, Hermana!"
„Komm schon, Anna! Wir fangen dich auf!"
Mir war bewusst, dass es bis zum Boden gut drei Meter waren und ich Gefahr lief, mir etwas zu brechen, aber ich hatte keine Wahl. Entweder ich sprang oder Janson würde mich mit seinem nächsten Schuss treffen.
„Spring!", brüllte Thomas.
Hinter mir hörte ich, wie Janson ein weiteres Mal den Abzug betätigte. Ich kniff die Augen zusammen und stieß mich von der Fensterbank ab, darauf gefasst, gleich einen schrecklichen Schmerz in meinen Beinen zu spüren.
Ich spürte die kühle Luft in den wenigen Sekunden, die ich fiel. Dann kam ich auf, allerdings nicht sofort auf dem Boden. Jemand fing mich mit seinen Armen auf, die durch die Wucht, die ich hatte, nachgaben und mich direkt auf ihn drauf katapultierten.
Verwundert öffnete ich die Augen und sah in Thomas'. Er hatte mich tatsächlich aufgefangen.
„Autsch...", stieß er hervor, als ich auf die Füße sprang. Er rieb sich den Hinterkopf und den Rücken, aber scheinbar ging es ihm gut.
„Danke, Tommy...", keuchte ich.
Da schlug neben uns eine Kugel ein.
„Jetzt schießen sie mit scharfer Munition. Wir müssen hier sofort weg!", sagte Jorge und wir ließen uns das nicht zweimal sagen.
Als ich ein letztes Mal hochsah, erkannte ich Jansons wilden Blick. Offensichtlich war es ihm jetzt egal, ob er uns umbrachte oder nicht. Ein weiteres Mal zielte er auf uns.
Dann rannten wir los. Ich steckte meine Pistole im Laufen in meinen Hosenbund und erkannte jetzt, dass die Männer, die oben bei uns gewesen waren, nicht die Einzigen waren, die Janson mitgebracht hatte. Wir bogen um eine Ecke und machten uns auf den Rückweg zu den Anderen. Eine ganze Gruppe von SWAT-Mitgliedern stürzte auf uns zu und ich konnte Janson schreien hören, sie sollten uns umlegen.
Kugeln flogen uns um die Ohren und wir konnten nichts tun, als schneller zu laufen. Aus welchem Grund auch immer, ob wir besonders viel Glück hatten oder es doch eine Macht gab, die uns beschützte, wurden wir nicht getroffen. Immer wieder bogen wir im Zick-Zack um eine Ecke, um die Männer hinter uns irgendwie abzuschütteln.
Wir hatten schon den äußeren Rand der Stadt erreicht, als mir klar wurde, dass wir sie direkt zu den Anderen führten.
„Jorge! Wir führen sie geradewegs zu den Anderen! Was sollen wir tun?", rief ich außer Atem.
„Lauft weiter! Wir brauchen Deckung, damit wir uns gegen sie wehren können!"
Also rannten wir weiter. Als wir die letzten Häuser hinter uns ließen, begannen wir zu schreien.
„Newt, Pan, Brenda! In Deckung! In Deckung!"
Im Mondlicht konnte ich nicht viel erkennen, aber ich glaubte drei Gestalten vom Boden aufspringen und hinter das Auto stürzen zu sehen. Dann ertönte ein Schuss aus ihrer Richtung und hinter uns jaulte jemand vor Schmerzen auf.
Brenda hatte das Feuer eröffnet.
Ich sah über die Schulter zurück und erkannte, dass wir jetzt noch fünf Verfolger hatten. Der sechste Mann war zu Boden gegangen und liegen geblieben. Wir hatten es geschafft, einen guten Vorsprung zu entwickeln.
Wir erreichten das Auto und schlitterten dahinter. Brenda schoss ein weiteres Mal und traf noch einen Mann. Newt und Fry Pan sahen uns mit großen Augen an.
„Was ist passiert?", fragte mein Freund. „Geht es dir gut?"
Er wollte meine Hände packen, aber ich zog sie zurück, nahm meinen Rucksack ab und wühlte nach der Munition. Endlich fand ich sie und schob die Kugeln mit zitternden Händen in den Lauf.
Jorge lud gerade ebenfalls sein Gewehr nach und Thomas lugte über die Motorhaube und schoss auf unsere Verfolger.
Ich begann ebenfalls wieder, zu schießen und schaffte es, einen dritten Mann zu treffen. Auch Thomas' nächster Schuss war ein Treffer und jetzt waren es nur noch zwei. Brenda traf einen der beiden in die Brust.
Jetzt war nur noch einer übrig.
„Scheiße, ich hab nichts mehr!", stieß Brenda hervor. Jorge war immer noch dabei, nachzuladen und auch Thomas' Waffe schien jetzt leer zu sein, denn er kramte aufgeregt in seinem Rucksack.
„Leute, der Kerl ist gleich hier! Und er hat eine Waffe!", rief Fry Pan aufgeregt und lugte durch ein kaputtes Fenster.
Er hatte Recht. Der Mann war nur noch wenige Meter von uns entfernt und schoss unaufhörlich auf Bertha's Motorhaube.

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now