40. Gefangen

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Ich öffnete die Augen erst wieder, als man mich anwies, mich hinzuknien. Starr blickte ich geradeaus, als ich jemanden links neben mir spürte und dann auch rechts von mir.
„Alles okay? Geht es dir gut?", fragte Newt auf meiner linken Seite leise.
„Ruhe!", wies einer dieser Kerle uns an.
Ich nickte stumm und sah ihn an, noch immer mit Tränen in den Augen. Der Mann lief weiter und Newt begann sofort wieder, zu reden.
„Hör zu, alles wird gut, okay? Sie werden dir nichts tun, ich verspreche es."
Ich kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
„Red nicht so einen Klonk. Natürlich werden sie uns was tun."
„Dir nicht, nein. Mary hat gesagt, du bist etwas Besonderes. Sie werden dir bestimmt nichts tun."
„Hör auf, Newt! Und wenn? Euch werden sie aber was tun und das halte ich nicht aus, hörst du?"
„Ruhe jetzt, oder ich verpasse euch noch so einen Schocker!", schnauzte der maskierte Mann uns an. Voller Hass sah ich zu ihm auf. Er ging vor mir in die Hocke.
„Du bist das. Sehe ich dich auch mal nicht nur auf dem Bildschirm. Du hast Kultstatus bei uns, Kleine."
Unsanft packte er mir unters Kinn und drehte mein Gesicht, als wolle er mich genauer betrachten.
„Hey, lass sie in Ruhe, klar?"
Newts Stimme klang so wütend wie ich sie noch nie gehört hatte.
Lachend ließ der Typ mich los und ging wieder zwischen den Gefangenen auf und ab. Als er aus meinem Sichtfeld trat, machte er den Blick auf den mittlerweile gelandeten Helikopter frei. Und da sah ich ihn – Janson.
Der Hass stieg in mir auf und am liebsten wäre ich aufgesprungen und auf ihn zugerannt, nur um ihm ein Mal mitten ins Gesicht zu schlagen. Aber ich wusste, dass sie mich noch bevor ich bei ihm wäre bewusstlos schocken würden, also blieb ich ruhig knien.
Jemand schleppte Sonya an uns vorbei und ließ sie am Ende unserer Reihe, neben Aris Platz nehmen. Ich verschaffte mir jetzt einen Überblick. Rechts von mir begann die Reihe mit Minho, auf meiner anderen Seite kniete Newt, neben ihm Harriet, daneben Fry Pan, dann Aris und Sonya. Alle waren da, nur Thomas, Brenda und Jorge nicht. Ich betete, dass sie es geschafft hatten, zu fliehen.
Da fiel mir ein, wer noch fehlte. Ich konnte Teresa nirgends erkennen. Wo war sie, die Verräterin?
Einer der Typen kam jetzt mit einem Gerät, mit dem er begann, Sonyas Nacken zu scannen, so wie Brenda es bei Thomas gemacht hatte.
„B4", sagte er zu einem unmaskierten Mann, der sich dies sofort notierte. Ich erkannte ihn wieder, er war es gewesen, mit dem Janson die Halle mit den leblosen Körpern betreten hatte, um mit Ava Paige zu reden.
Auch bei unserem Ende der Reihe begann jetzt jemand, Minho zu scannen.
„A7."
Als nächstes packte er mich. „A6."
Newt. „A5."
Er ging die Reihe weiter durch, aber ich hörte nicht mehr zu, denn Janson zog meine Aufmerksamkeit auf sich, als er vor mir stehen blieb. Finster blickte ich zu ihm auf und ich war sicher, dass mehr Hass in meinem Blick lag als jemals zuvor.
„Wie schön, dass wir uns wieder sehen, Anna. Was wäre es doch für eine Verschwendung gewesen, wenn du zwischenzeitlich gestorben wärst, hm?"
Ich verspürte das starke Bedürfnis, ihm vor die Füße zu spucken.
Stattdessen sagte ich etwas, was ich ihm wirklich beinahe entgegen spuckte.
„Ficken Sie sich, Janson."
Er grinste mich mit seinem ekelhaften, schiefen Grinsen an und sah sich dann suchend um.
„Wo ist Thomas?"
„Ich bin hier!"
Entsetzt fuhren wir herum. Da stand er, völlig frei. Er hätte verschwinden können, warum war er zurück gekommen?
„Was macht er denn?", stieß ich perplex hervor.
„Los geht's, beweg dich!", brüllte jemand und ich hörte Schritte näher kommen.
Dann tauchte Thomas in unserem Blickfeld auf, mit erhobenen Händen. Einer der Männer stieß ihn vor Janson und wieder erkannte ich dieses ekelhafte Grinsen auf dessen Gesicht.
„Thomas!", sagte er freundlich, nur um ihm im nächsten Moment mit voller Kraft in den Magen zu boxen.
„Oh Gott!", stieß ich hervor und sah Minho entsetzt an, der mich verständnislos anblickte.
Auch er verstand nicht, warum Thomas nicht einfach abgehauen war.
„Bringt ihn zu den Anderen", wies Janson seine Männer an, die den gekrümmten Thomas packten und neben Minho stießen.
„Okay, wir sind soweit."
Mit diesen Worten ging er zu einer anderen Gruppe rüber.
„Wieso bist du nicht abgehauen?", fragte Minho Thomas.
„Ich hab' die Schnauze voll vom Weglaufen."
Er sah uns ernst an.
Plötzlich kam ein neues Geräusch auf, das ich ebenfalls als Flugobjekt identifizierte. Verwirrt sahen wir nach oben, als hinter den Bergen ein Berg auftauchte.
Als es landete, hielt ich mir schützend einen Arm vor die Augen, weil es Sand aufwirbelte, der uns in die Gesichter flog.
Damit werden sie uns wegbringen. Jetzt ist es zu spät.
Die Ladefläche ging auf und heraus traten vier weitere SWAT-Mitglieder und noch jemand.
Ava Paige.
Bei ihrem Anblick zog sich mein Magen zusammen und ich fragte mich, wie jemand, der so viel Schlimmes tat, so eine freundliche Ausstrahlung haben konnte. Wie sie sich bewegte, wie sie zu uns herüber sah, als sie auf uns zukam – es passte einfach nicht zu dem, was sie mit uns vorhatte.
„Das ist sie also", sagte Newt, als die Frau in weiß nun fast bei uns war.
Jetzt fiel mir auf, dass sie doch nicht so freundlich wirkte, wie ich auf den ersten Blick gedacht hatte. Ihr Gesichtsausdruck war weniger glücklich und offen, wie in meiner Erinnerung an sie und sie bewegte sich irgendwie steifer als ich zuerst gedacht hatte.
Bei ihr war das Mädchen, das uns vor so wenigen Tagen erst geholfen hatte, zu fliehen. Sie hatte einen langen, schwarzen Mantel an und als unsere Blicke sich trafen, sah sie mich entschuldigend und gleichzeitig durchdringend an, als wolle sie mir irgendetwas sagen. Kaum merklich nickte ich ihr zu. Ich hatte nach wie vor das Gefühl, dass sie auf unserer Seite war.

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryOnde histórias criam vida. Descubra agora