Kapitel 53 - niederschmetterndes Geständnis

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>>Und dann gibt es diese Menschen, die nicht wissen wie man liebt.
Sie wissen aber ganz genau, wie man jemanden verletzt. <<

-Unbekannt-

Was Carter mir gerade gesagt hatte, fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Ich saß zusammengesunken auf meinem Bett und starrte weinend auf die Zimmertüre, durch die er gerade verschwunden war.

Plötzlich sprang ich auf. Ich musste Carter aufhalten. Es konnte nicht sein, dass er die Wahrheit gesagt hatte und außerdem wollte ich nicht im Streit mit ihm auseinander gehen.

Gerade als ich mein Zimmer hastig verließ, kam mir meine Mom entgegen. Sie sah besorgt und verwundert aus. „Was-" setzte sie an, aber ich schnitt ihr das Wort ab.

„Später, sorry Mom!" sagte ich und stürmte an ihr vorbei die Treppe runter. Wenn ich glück hatte, war Carter noch nicht weggefahren.

Ich verzichtete darauf mir Schuhe und Jacke anzuziehen und stieß die Haustüre auf. Hektisch sah ich mich um und entdeckte Carters Auto, das gerade startete.

„Carter!" rief ich und lief zu ihm, aber er fuhr an „Carter!" ich rannte ein Stück hinter dem Auto her, aber entweder bemerkte Carter mich nicht oder er hatte einfach keine Lust mit mir zu reden.

Fluchend stützte ich die Arme auf die Knie und fuhr mir anschließend durch die Haare. 

Konnte es wirklich sein, dass Carter die Wahrheit gesagt hatte?

Ich zweifelte daran, wollte es nicht glauben, aber ein fieser Teil von mir, stimmte ihm zu. Kyle war nie jemand gewesen, der sich groß um die Gefühle seiner Eroberungen geschert hatte.

Ich hörte das Knirschen von Kies hinter mir und fuhr herum. Kyle stand da. Die Hände in den Hosentaschen und mit einem Gesichtsausdruck den ich nicht deuten konnte. Seine Züge wirkten angespannt und der Mund zeichnete eine schmale Linie ab.

Ich starrte ihn an, ohne etwas zu sagen und er starrte zurück.

Automatisch schoss mein Blick zum Fenster und ich sah dort eine Mutter stehen, neugierig wie immer.

„Hey..." fing ich zögerlich an. 

Warum fühlte es sich so unsicher an, mit Kyle zu reden? Wir hatten doch auch in den letzten tagen keine Probleme gehabt uns zu unteralten!

„Hi." Seine Stimme war rau und irgendwie niedergeschlagen (?). Er nickte die Straße entlang „Carter war da?" 

Ich nickte.

„Seid ihr wieder zusammen?" 

„Nein." Ich machte eine Pause „Er wollte, aber ich habe ihm gesagt das geht nicht."

Er horchte auf. Seine Schultern entspannten sich einen Moment, aber dann war er wieder wie eingefroren. „Warum?"

„Was warum?" 

„Warum könnt ihr nicht wieder zusammen sein?"

Ich sah ihn an. Studierte sein Gesicht und überlegte, ob jetzt der richtige Augenblick gekommen war, ihm zu sagen, was ich für ihn empfand. Aber Unsicherheit machte sich in mir breit. Was wenn Carter nicht gelogen hatte?

„Er hat mir etwas erzählt, Kyle." Fing ich stattdessen an.

Jetzt wurden seine Gesichtszüge noch strenger, ich hatte fast schon Angst vor dem versteinerten Blick, mit dem er mich ansah.

„Was hat er erzählt?" 

Ich räusperte mich „Dass...dass du mich nicht wirklich magst." Ich versuchte eine Regung in seinem Gesicht zu finden, Fehlanzeige „er sagt, ihr hättet eine Abmachung gehabt oder so etwas." Ich legte den Kopf schief „stimmt das?"

Er sagte nichts. Wandte den Blick ab und blickte mich dann wieder an. „Das stimmt." Sagte er hart. 

Ich erstarrte und hörte dabei sogar auf zu atmen. „Das... stimmt?" hauchte ich.

Er lachte trocken auf und machte einen Schritt auf mich zu „Ja, er hat recht. Glaubst du wirklich ich hätte dich ehrlich gerne? Ich wollte dich nur rumbekommen." Er legte den Kopf aggressiv nach vorne „Ich wollte wissen wie du im Bett bist, aber jetzt hat er meinen Plan versaut. Ich wünschte ich wäre schneller gewesen, aber immerhin weiß ich, dass du auf meine Lüge reingefallen bist. Wenn du gekonnt hättest, wärst du mit mir ins Bett gegangen." Spott und Herablassung trieften aus seiner Stimme und bohrten sich in meine Brust wie Messerstiche.

Langsam schüttelte ich den Kopf „Nein, dass stimmt nicht." Flüsterte ich. Ich versuchte mehr mich selbst davon zu überzeugen als Kyle.

„Doch." Ein weiterer Schritt in meine Richtung. Er stand jetzt so dicht vor mir, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich müsste mich nur auf die Zehenspitze stellen, um ihn zu Küssen. 

Ich streckte die Hand langsam nach ihm aus, wollte meine Handfläche an seine Wange legen, aber eine Sekunde bevor sie seine Wange berührte, hielt er sie fest. Seine Finger schlossen sich grob um mein Handgelenk.

„Du warst nur eine weitere Eroberung für mich." Sagte er langsam und ruhig. So deutlich, dass jedes Wort in meinem Kopf wiederhallte.

Mir stiegen Tränen n die Augen. Wegen dem festen und schmerzvollen Griff um mein Handgelenk und wegen seiner Worte. Etwas in mir zerbrach und viel in sich zusammen. Nur mit mühe schaffte ich es, dass mich meine Beine noch trugen.

„Du lügst!" ich starrte ihn an, aber er zeigte keine Reaktion. Plötzlich fing ich an zu schreien. „Warum sagst du so etwas? Du lügst! Du bist einfach zu feige, um einzusehen, dass du Gefühle für mich entwickelt hast. Du kannst nur nicht glauben, dass ausgerechnet du, der Kyle Jordan, sich in mich verliebt hat!" 

Kyle ließ ich los und lachte doch tatsächlich. Zwar klang sein Lachen nicht glücklich, sondern eher etwas gequält, aber dennoch gab es mir den Rest.

„Weist du was? Du kannst mich mal." Ich wich zurück „Ich weiß nicht, wie ich jemals für jemanden wie dich Gefühle haben konnte. Du bist das letzte Kyle!" meine Stimme brach. 

Ich sah, dass er den Mund öffnete und etwas sagen wollte, aber ich wartete nicht. Ich drehte mich einfach um und ging zurück zur Haustüre. Voll und ganz auf meine Schritte konzentrierte und die neugierigen Nachbarn und meine Mom ignorierend, schaffte ich es hinein. Als ich die Türe hinter mir zu drückte, atmete ich aus und dabei wich auch die ganze restliche Kraft aus meinem Körper und ich sank in mich zusammen. Schluchzend kauerte ich am Boden, bis meine Mom kam und sich neben mich hockte. Schweigend wiegte sie mich im Arm hin und her, als wäre ich ein Baby und ich wüsste nicht, was ich in diesem Moment ohne sie hätte tun sollen.

Es war unglaublich, wie schlimm ich mich fühlte.

In einem Moment glaubte ich, dass er mich liebt und im nächsten riss er mir das Herz aus der Brust.

faking itWhere stories live. Discover now