Kapitel 49 - Erkenntnis

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>>Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen,
die man sich selbst verheimlichen wollte. <<

-Friedl Beutelrock-

Auch die folgenden Tage ging es mir nicht wirklich besser und ich wachte Nachts immer noch ständig auf. In den letzten drei Tagen hatte ich lediglich zwei Scheiben Brot gegessen und meine Glieder schmerzten so stark, dass ich mich kaum bewegen konnte. 

Am Montag war unser Hausarzt gekommen und eine schwere Grippe diagnostiziert. Für die ganze Woche und noch zwei weitere tage danach war ich krankgeschrieben worden. Außerdem sollte ich so viel schlafen und trinken wie möglich, wobei ich ersteres sowieso schon tat. 

Es war schon Mittwoch und, weil es mir am Morgen besser ging, hatte ich beschlossen ein wenig für die Schule zu tun. Meine Mom befand das zwar nicht für gut, aber ich wollte den verpassten Schulstoff rechtzeitig nachholen. Allerdings merkte ich schnell, dass e doch nicht so eine gute Idee gewesen war, denn nach nur einer halben Stunde ließ der Rest meiner Konzentration nach und ich fühlte mich nur noch schlechter als zuvor.

Ich legte mich also wieder ins Bett und als meine Mom nach Hause kam (sie war wieder arbeiten gegangen) machte sie mir eine Suppe, welche ich sogar komplett aufaß.

Von Carter hatte ich lange nichts mehr gehört, aber in dieser Nacht hatte ich schwere Fieberträume, in denen er mich anschrie und beschimpfte, als Schlampe und Hure. Ich wachte letztendlich mit einem Schreckensschrei auf, der Mom und Peter ebenfalls geweckt hätte, aber die beiden waren am Abend ins Theater gegangen und ich ging davon aus, dass es bei den beiden spät werden würde.

Ich drehte mich zur Seite und wischte mir die Tränen von den Wangen, aber gleich danach wurden sie von neuen ersetzt. Mein Kopf schmerzte so schlimm, dass ich zusammenzuckte und mir war übel.

Mühsam kämpfte ich mich aus dem Bett. Schwindlig tastete ich nach dem Schalter für meine Nachttischlampe und knipste sie an. 

Mein Schädel dröhnte, als das Licht an meine Augen drang.

Vorsichtig setzte ich mich an die Bettkante und stolperte dann zum Fenster. Mir war heiß und meine Klamotten waren durchgeschwitzt. Noch nie war es mir in meinem Leben so schlecht gegangen. Ohne darüber nachzudenken, stellte ich mich gegen den frischen Wind, wobei ich mich am Fensterrahmen abstützen musste, weil ich das Gefühl hatte, meine Beine würden mich nicht richtig tragen.

Übelkeit stieg wieder in mir auf. Ich tastete mich an der Wand entlang, zur Tür die zu meinem Badezimmer führte.

Mit letzter Kraft schaffte ich es, mich über die Kloschüssel zu beugen. Ich hockte mich davor auf den Boden und hustete würgend. Tränen stiegen wieder in mir auf und ich begann zu schluchzen.

Plötzlich hörte ich ein Poltern, das su meinem Zimmer kam und fuhr erschrocken hoch. Ich griff nach etwas Toilettenpapier und wischte mir den Mund ab. Dann rappelte ich mich auf, wobei ich die badewannenwand hinter mir als Stütze nutzte. Erneut ein Geräusch und dann griff ich nach der erstbesten Waffe – der Klobürste. 

Abwartend sah ich zur Tür, wäre gerne einen Schritt in die Richtung gegangen, aber die Badewanne hinter mir, war das einzige, was mich daran hinderte umzufallen.

Plötzlich hörte ich eine Stimme, aber ich erkannte nicht, was sie sagte und dann schwang die Badezimmertür auf. Ich hob die Arme, bereit zuzuschlagen.

„Fey?" hörte ich die Stimme und einen Moment später erschien Kyle im Türrahmen.

Ich machte einen erschrockenen Laut, aber dann entspannte ich mich langsam wieder. Mit der Anspannung wich jedoch auch das Adrenalin aus meinem Körper. 

faking itOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz